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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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MONATSHEFTE
^KUNSTWl SSENSCHAFT
^^^^^j
Herausgeber: DR- GEORG BIERMANN
Redaktion: LEIPZIG, Liebigstr. 2

Heft 5

1909

II. Jahrg.

Hans von Marees
Ein Epilog zu den Ausstellungen in München und Berlin
Von Gustav Keyßner
„Sein Bild war vielfach entstellt worden;
von den einen, die ihm eine übergroße Bedeu-
tung beilegten, ohne doch hinreichende Beweise
für ihre Meinung beibringen zu können — von
den andern, die in seiner Laufbahn nichts weiter
zu sehen vermochten, als den gänzlichen Schiff-
bruch eines Menschen, der nicht nach Maßgabe
seiner Kräfte, sondern nach den Ansprüchen
seines Ehrgeizes gelebt hätte."
C. Fiedler über H. v. Marees ').
Nach einem Wort Nietzsches entsteht der Ruhm, wenn die Dankbarkeit Vieler gegen
Einen alle Scham wegwirft. Wir sind in diesen Monaten Zeugen der Entstehung eines
Ruhmes, und das Schauspiel, das sich uns dabei bietet, ist wohl geeignet, uns jenen
Ausspruch des Zarathustra-Dichters ins Gedächtnis zu rufen. Die „Scham", welche in
diesem Falle die Vielen — oder vielmehr die lautesten ihrer Wortführer — wegwerfen,
ist der besonnene Respekt vor der Tatsächlichkeit dessen, was wirklich war und ist,
und die Scheu vor allzu starker Rede, vor den letzten, schrankenlosen Steigerungen
des Lobes.
Der erste, der zur Münchner Marees-Ausstellung öffentlich das Wort ergriff, war
Adolf Hildebrand2). Seine Proklamationen — so darf man seine zweimaligen Äuße-
rungen wohl bezeichnen — hatten etwas Imposantes und Fortreißendes; hier pries ein
großer Künstler das Schaffen und Wollen des Einzigen, der unter seinen Zeitgenossen
ihm Lehrer und Vorbild gewesen, aus voller künstlerischer Überzeugung und mit echter
menschlicher Wärme. Dieses Klanges durfte man sich freuen, auch ohne mit jeder
einzelnen Wendung und Folgerung einverstanden zu sein. Viel unerfreulicher wirkten
von vornherein die Unbedingtheiten und Superlative, die Julius Meier-Graefe in seinem
Aufsatz über Marees (in knapperer Form dem Münchner Katalog beigegeben, ausführlicher
in der „Kunst für Alle" 1909 [Bd. XXIV], 1. März-Heft publiziert) den Lesern zuschleuderte.
Die immer rauschender instrumentierten Hymnen, in denen dann die jäh erwachte
h Schriften über Kunst, 1896, S. 376.
-) Münchner Neueste Nachr. 1908, Nr. 608; 1909, Nr. 17.

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