Die alte Gemäldegalerie in Kopenhagen.
Von Hans Vollmer.
Es ist auffallend, wie wenig bekannt die alte Kopenhagener Gemäldegalerie in
den Fachkreisen des Auslandes ist. Man weiß wohl von diesem oder jenem bedeuten-
den Stück, das nach der dänischen Hauptstadt verschlagen ist, aber ein klares Gesamt-
bild über den Bestand der Sammlung hat man nicht. Mitschuld an dieser auch von
Deutschland geteilten mangelhaften Kenntnis dieser wertvollen Galerie ist deren unbe-
greifliche literarische Vernachlässigung seitens der Gelehrtenwelt des Auslandes. Eine
zusammenhängende Besprechung der Kopenhagener Galerie hat außerhalb Dänemarks
nur Clement de Ris in einem Aufsatze der Gaz. d. beaux-arts 1875 gegeben, dessen ober-
flächlicher Charakter aber schon von Sigurd Müller (Kunstchronik XI, 825) eine scharfe
und berechtigte Zurückweisung erfuhr. Seitdem ist nirgends wieder im Zusammenhang
über die Kopenhagener Galerie geschrieben worden, eine Tatsache, die in einigem
Widerspruch steht zu der hohen Bedeutung der Sammlung, die sich vor allem dadurch
auszeichnet, daß sie einen Überblick von seltener Vollständigkeit über die holländische
Kunst des XVII. Jahrh. gewährt.
Über die Geschichte der Kopenhagener Gemäldegalerie in Kürze folgendes: der
Grundstock zu der Sammlung wurde unter König Friedrich V (1746—66) gelegt, der
durch seinen Intendanten Gerhard Morell in Holland einen reichen Schatz holländischer
Bilder ankaufen ließ, zu einer Zeit, als die Niederlande die sämtlichen großen
europäischen Kunstsammlungen mit ihren heimischen Kunstschätzen zu füllen sich ge-
zwungen sahen.
Eine wertvolle Bereicherung erfuhr die Sammlung unter Friedrich VI. (1808—39)
durch die Erwerbung der beiden Sammlungen Bodendick und West. Unter dem Regnum
Friedrichs VI. wurden auch die bis dahin auf den königlichen Schlössern verstreuten
Gemälde in Christiansborg zu einer Galerie vereinigt und dem Besuch des Publikums
zugänglich gemacht. Friedrichs Nachfolger Christian VIII (1839—48) ließ die Bildersäle
des Schlosses mehr zweckentsprechend herrichten und gleichzeitig eine kritische Auslese
unter der großen Masse der Gemälde treffen. Die große Feuersbrunst vom 3. Oktober 1884,
der Christiansborg zum Opfer fiel, machte die Galerie obdachlos. 1889—96 wurde
nadi Dahlerups und Georg Möllers Plänen ein neues Museum erbaut, dessen obere
Etage zur einen Hälfte die alte Gemäldesammlung aufnimmt.
Ein vorzüglicher beschreibender kritischer Katalog, verfaßt von Karl Madsen
unter dem Titel: „Fortegnelse over den kongelige Malerisamlings billeder af aeldre
malere" (Kopenhagen 1904), reich illustriert und mit Nachbildungen der Signaturen,
orientiert über etwa ein halbes Tausend Gemälde alter Meister, unter denen die
Holländer des XVII. Jahrh. sowohl quantitativ wie qualitativ obenan stehen.
Um eine Betrachtung der italienischen, deutschen und französischen Schulen
vorwegzunehmen, sei zuerst das kleine, früher, und auch von Crowe und Cavalcaselle,
auf Lorenzo Monaco getaufte Predellenfragment genannt, mit der Verkündigung in der
Von Hans Vollmer.
Es ist auffallend, wie wenig bekannt die alte Kopenhagener Gemäldegalerie in
den Fachkreisen des Auslandes ist. Man weiß wohl von diesem oder jenem bedeuten-
den Stück, das nach der dänischen Hauptstadt verschlagen ist, aber ein klares Gesamt-
bild über den Bestand der Sammlung hat man nicht. Mitschuld an dieser auch von
Deutschland geteilten mangelhaften Kenntnis dieser wertvollen Galerie ist deren unbe-
greifliche literarische Vernachlässigung seitens der Gelehrtenwelt des Auslandes. Eine
zusammenhängende Besprechung der Kopenhagener Galerie hat außerhalb Dänemarks
nur Clement de Ris in einem Aufsatze der Gaz. d. beaux-arts 1875 gegeben, dessen ober-
flächlicher Charakter aber schon von Sigurd Müller (Kunstchronik XI, 825) eine scharfe
und berechtigte Zurückweisung erfuhr. Seitdem ist nirgends wieder im Zusammenhang
über die Kopenhagener Galerie geschrieben worden, eine Tatsache, die in einigem
Widerspruch steht zu der hohen Bedeutung der Sammlung, die sich vor allem dadurch
auszeichnet, daß sie einen Überblick von seltener Vollständigkeit über die holländische
Kunst des XVII. Jahrh. gewährt.
Über die Geschichte der Kopenhagener Gemäldegalerie in Kürze folgendes: der
Grundstock zu der Sammlung wurde unter König Friedrich V (1746—66) gelegt, der
durch seinen Intendanten Gerhard Morell in Holland einen reichen Schatz holländischer
Bilder ankaufen ließ, zu einer Zeit, als die Niederlande die sämtlichen großen
europäischen Kunstsammlungen mit ihren heimischen Kunstschätzen zu füllen sich ge-
zwungen sahen.
Eine wertvolle Bereicherung erfuhr die Sammlung unter Friedrich VI. (1808—39)
durch die Erwerbung der beiden Sammlungen Bodendick und West. Unter dem Regnum
Friedrichs VI. wurden auch die bis dahin auf den königlichen Schlössern verstreuten
Gemälde in Christiansborg zu einer Galerie vereinigt und dem Besuch des Publikums
zugänglich gemacht. Friedrichs Nachfolger Christian VIII (1839—48) ließ die Bildersäle
des Schlosses mehr zweckentsprechend herrichten und gleichzeitig eine kritische Auslese
unter der großen Masse der Gemälde treffen. Die große Feuersbrunst vom 3. Oktober 1884,
der Christiansborg zum Opfer fiel, machte die Galerie obdachlos. 1889—96 wurde
nadi Dahlerups und Georg Möllers Plänen ein neues Museum erbaut, dessen obere
Etage zur einen Hälfte die alte Gemäldesammlung aufnimmt.
Ein vorzüglicher beschreibender kritischer Katalog, verfaßt von Karl Madsen
unter dem Titel: „Fortegnelse over den kongelige Malerisamlings billeder af aeldre
malere" (Kopenhagen 1904), reich illustriert und mit Nachbildungen der Signaturen,
orientiert über etwa ein halbes Tausend Gemälde alter Meister, unter denen die
Holländer des XVII. Jahrh. sowohl quantitativ wie qualitativ obenan stehen.
Um eine Betrachtung der italienischen, deutschen und französischen Schulen
vorwegzunehmen, sei zuerst das kleine, früher, und auch von Crowe und Cavalcaselle,
auf Lorenzo Monaco getaufte Predellenfragment genannt, mit der Verkündigung in der