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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 4.1911

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hältnismäßig befriedigen. Entschieden günstiger ist über die koloristische Seite des
von unseren Buchmalern auch hier Geleisteten zu urteilen. Sie wirkt durchgehends
sehr prächtig, aber niemals aufdringlich. Gold ist benützt, bei dieser Benützung
aber diskretes Maß gehalten. Von anderen Farben wiegt keine in störendem Grade
vor. Nicht minder ist der Eindruck einer unangenehmen Buntheit vermieden.
Abblättelung der Farben ist, was zwar bei der Jugend der Handschriften nicht
allzuviel sagen will, niemals zu beobachten. Im allgemeinen freilich wird es eben
immer das Gegenständliche und ihr entwicklungsgeschichtlicher Zusammenhang mit
älterer Kunst bleiben, was an Denkmälern, wie den vorgeführten interessiert.
Ich hatte wiederholt Gelegenheit, auf die von mir vorbereitete Publikation einer
syrischen Miniaturenhandschrift des beginnenden XIII. Jahrhunderts hinzuweisen1).
Dort wird auch auf diese Gruppe armenischer Evangelienbücher zurückzukommen
und es werden noch weitere ihr nahestehende Schöpfungen armenischer Buch-
malerei heranzuziehen sein, wie sie abgesehen von dem übrigen Material in Jerusalem
und Bethlehem, so weit ich heute sehe, in der Königlichen Bibliothek zu Berlin,
den Mechitharistenbibliotheken zu Wien und San Lazzaro und den Universitäts-
bibliotheken zu Bologna und Tübingen vorliegen. Der Zusammenhang mit älterer,
im letzten Grunde mit frühchristlicher, syrischer Kunst wird klar hervortreten. Er
besteht besonders bezüglich des Illustrationstyps als eines Ganzen, in dem ein in
Mesopotamien heimischer orientalischer Strom (Randillustration) mit einem aus
hellenistischer Quelle kommenden (Vorsatzbilder und Typus der Evangelistenbilder)
zusammengeflossen ist. Er besteht aber, wie bereits hervorzuheben war, zugleich
im Ikonographischen, wo allerdings auch neben spezifisch armenischer Weiter-
bildung syrischer Grundlagen ein starkes Maß im engeren Sinne byzantinischen,
sowie abendländischen Einflusses sich geltend macht.
(i) Außer für diese Bilderhandschrift des jakobitischen Markusklosters in Jerusalem habe ich das Material
zu Publikationen bereitgestellt für die oben S. 252, Anm. 2, bzw. 259 berührten armenischen Tetraevangelien
des Königs Lewon, vom Jahre 1415 und ca. des XV. Jahrhunderts (neugebunden im Jahre 1652), sowie
für ein solches vom Jahre 1333 der Jakobuskathedrale und das S. 252, Anm. 6 erwähnte armenische Evange-
listar derselben vom Jahre 1721, für das S. 250, Anm. 2, 252 Anm. 5 angezogene armenische Tetraevangelium
vom Jahre 1728 in Bethlehem, für den Psalter 'Aytov Td^pov 51, die Tetraevangelien 'Aylov Tagpov 31, 49,
56 und 60, das Neue Testament 'Aytov Td^ov 31 und das zweibändige Menaion 'Ayiov ^dßa 63 bzw. 208
der griechischen Patriarchatsbibliothek in Jerusalem, für das bei St. Beissel, Vatikanische Miniaturen,
Freiburg i. B. 1893, S. 17 gestreifte koptische Tetraevangelium Vat. Copt. 9 in Rom und die beiden
syrischen Bilderhandschriften Sachau 220 (Homiliär) und 304 (Evangelistar) der Königl. Bibliothek in
Berlin. Ich muß mit Rücksicht auf die souveräne Nichtbeachtung meiner unter schweren Opfern er-
worbenen Prioritätsrechte auf die Publikation der von mir in Jerusalem aufgenommenen Dinge, mit
welcher K. Lübeck in der Wissenschaftl. Beilage zur Germania, Jahrg. 1910 (Nr. 49, vom 8. Dezember),
S. 381—385 über „Wissenschaftl. Aufgaben in Jerusalem auf altchristlichem Gebiete" berichtet hat;
Wert darauf legen, es mit allem Nachdruck auszusprechen, daß ich von der Noblesse der Mitforscher
aufs bestimmteste erwarte, man werde nicht das in ungünstigen äußeren Arbeitsbedingungen begründete
langsame Fortschreiten meiner Veröffentlichungen mißbrauchen, um mir auf diesem hiermit scharf
umgrenzten Gebiete zuvorzukommen.

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