zu haben, daß die ^ bezeichneten Formschnitte der 1492 in Mainz erschienenen
Chronik der Sachsen von Martin Hess herrühren (S. 165 a. a. O.). Von demselben
Zeichner stammen die meisten anderen dieses Buches. Dem Meister der Form-
schnitte schreibe ich ferner die achttafelige überaus interessante Sebastianslegende
im Bischöflichen Hause in Mainz zu. Thode hat sie einem Nachfolger des Haus-
buchmeisters gegeben; ich habe das seinerzeit im Vertrauen auf Friedrich Schneiders
Mitteilung, das Bild stamme aus Oberbaden, angezweifelt. Später hat Schneider
seine Mitteilung mir gegenüber widerrufen und die Tafeln als alten (Kurmainzer)
Bestand erklärt. Vielleicht waren sie früher in der Mainzer Sebastianskapelle. Ich
hoffe, sie noch einmal veröffentlichen zu können. Nach meiner jetzigen Vorstellung
von der mittelrheinischen Kunst (ich rechne dabei die untermainfränkische ein), ist
der Altar ausgesprochen mittelrheinisch und kurz vor 1500 entstanden. Ein ferneres
und ungefähr gleichzeitiges Werk desselben Malers ist die in der Albertinapubli-
kation unter No. 963 mitgeteilte Zeichnung bei dem Grafen Wilczek in Wien,
Franciscus Philelphus, bezeichnet M H. Die Herausgeber haben zuerst (siehe die
Unterschrift des Blattes) M H gelesen, darauf (im Jahrgangsverzeichnis) M M und
endlich (beim Schluß der Publikation im Generalregister) wieder M H. Der Buch-
stabe H wird bisweilen als N verwandt (Aufschrift des Multscherschen Kargaltars
in Ulm), H mehrfach als M (Aufschrift auf Wolgemuts Perckmeisterbildnis im Germ.
Museum No. 135, auf dem „Tod Mariae" der Pfarrkirche in Aßmannshausen).
H als H ist meiner auf diesem Gebiet geringen Erfahrung anderswo als (möglicher-
weise) in der Philelphuszeichnung nicht begegnet. Kann sein, daß sich noch ein
älteres Werk, nicht derselben Hand, aber derselben Gruppe, in Mainz verborgen
hält. In Frankfurt glaube ich zwei Bilder derselben Hand zu kennen, das männ-
liche und das weibliche Bildnis No. 78 und 79 der Städelschen Sammlung. Weiz-
säcker hat sie als „mittelrheinisch um 1505" erkannt und auf die enge Beziehung
zu dem der Werkstatt des Hausbuchmeisters zugeschriebenen Marienleben der
Mainzer Galerie aufmerksam gemacht. Baer (a. a. O. S. 164) bringt sie zutreffend in
Verbindung mit der Sachsenchronik. Indem ich den Grad der Verwandtschaft zum
Marienleben, das mir dem Hausbuchmeister näher zu kommen seheint, als die
Frankfurter Bildnisse, dahingestellt sein lasse, akzeptiere ich im übrigen mit Freuden
diese Beobachtungen.
In etwas entfernteren Zusammenhang mit der Gruppe möchte ich zwei andere
Stücke bringen. Nämlich zuerst das Doppelbildnis, das früher der Sammlung Lanna
angehört hat. Als „Holbein d. ä." wurde die Zeichnung 1910 versteigert, ist falsch
mit „Albert Dürer" bezeichnet und obwohl frühestens gegen 1500 entstanden,
zweimal mit der in jedem Betracht unmöglichen Jahreszahl 1479 versehen (Alb.
Publ. No. 1111: „Oberdeutsch um 1479"). Sodann ein sich ziemlich eng an die
Frankfurter Bildnisse anreihendes Bild, das ich freilich nur aus dem Kataloglicht-
druck kenne; No. 174 der am 14. Oktober 1907 bei Helbing in München verstei-
gerten Sammlung „aus rheinischem Privatbesitz". Es hieß im Katalog „Wolgemut"
und stellt einen älteren Mann nach rechts gewendet dar. Auf der Rückseite ist es
(nach dem Katalog) 1500 datiert und trägt ein Wappen. (Ein andrer sogenannter
„Wolgemut", ein Greisenbildnis nach links, No. 718 der Fürstlich Liechtensteinischen
Sammlung in Wien, ist mittelrheinisch, steht aber dem Philelphusmeister ferner. Über
die Schwächen der Zeichnung kann die erregte und bestechende Farbe (Schwarz,
Scharlachrot, Lavendelgrau vor dem Tiefblau des Himmels), die an Lottos Koloristik
und selbst entfernt an Grünewald gemahnt, nicht ganz hinwegtäuschen. Es kommt
mir vor, als ob hier ein Werk des Meisters SD — gewöhnlich D S genannt vorläge).
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Chronik der Sachsen von Martin Hess herrühren (S. 165 a. a. O.). Von demselben
Zeichner stammen die meisten anderen dieses Buches. Dem Meister der Form-
schnitte schreibe ich ferner die achttafelige überaus interessante Sebastianslegende
im Bischöflichen Hause in Mainz zu. Thode hat sie einem Nachfolger des Haus-
buchmeisters gegeben; ich habe das seinerzeit im Vertrauen auf Friedrich Schneiders
Mitteilung, das Bild stamme aus Oberbaden, angezweifelt. Später hat Schneider
seine Mitteilung mir gegenüber widerrufen und die Tafeln als alten (Kurmainzer)
Bestand erklärt. Vielleicht waren sie früher in der Mainzer Sebastianskapelle. Ich
hoffe, sie noch einmal veröffentlichen zu können. Nach meiner jetzigen Vorstellung
von der mittelrheinischen Kunst (ich rechne dabei die untermainfränkische ein), ist
der Altar ausgesprochen mittelrheinisch und kurz vor 1500 entstanden. Ein ferneres
und ungefähr gleichzeitiges Werk desselben Malers ist die in der Albertinapubli-
kation unter No. 963 mitgeteilte Zeichnung bei dem Grafen Wilczek in Wien,
Franciscus Philelphus, bezeichnet M H. Die Herausgeber haben zuerst (siehe die
Unterschrift des Blattes) M H gelesen, darauf (im Jahrgangsverzeichnis) M M und
endlich (beim Schluß der Publikation im Generalregister) wieder M H. Der Buch-
stabe H wird bisweilen als N verwandt (Aufschrift des Multscherschen Kargaltars
in Ulm), H mehrfach als M (Aufschrift auf Wolgemuts Perckmeisterbildnis im Germ.
Museum No. 135, auf dem „Tod Mariae" der Pfarrkirche in Aßmannshausen).
H als H ist meiner auf diesem Gebiet geringen Erfahrung anderswo als (möglicher-
weise) in der Philelphuszeichnung nicht begegnet. Kann sein, daß sich noch ein
älteres Werk, nicht derselben Hand, aber derselben Gruppe, in Mainz verborgen
hält. In Frankfurt glaube ich zwei Bilder derselben Hand zu kennen, das männ-
liche und das weibliche Bildnis No. 78 und 79 der Städelschen Sammlung. Weiz-
säcker hat sie als „mittelrheinisch um 1505" erkannt und auf die enge Beziehung
zu dem der Werkstatt des Hausbuchmeisters zugeschriebenen Marienleben der
Mainzer Galerie aufmerksam gemacht. Baer (a. a. O. S. 164) bringt sie zutreffend in
Verbindung mit der Sachsenchronik. Indem ich den Grad der Verwandtschaft zum
Marienleben, das mir dem Hausbuchmeister näher zu kommen seheint, als die
Frankfurter Bildnisse, dahingestellt sein lasse, akzeptiere ich im übrigen mit Freuden
diese Beobachtungen.
In etwas entfernteren Zusammenhang mit der Gruppe möchte ich zwei andere
Stücke bringen. Nämlich zuerst das Doppelbildnis, das früher der Sammlung Lanna
angehört hat. Als „Holbein d. ä." wurde die Zeichnung 1910 versteigert, ist falsch
mit „Albert Dürer" bezeichnet und obwohl frühestens gegen 1500 entstanden,
zweimal mit der in jedem Betracht unmöglichen Jahreszahl 1479 versehen (Alb.
Publ. No. 1111: „Oberdeutsch um 1479"). Sodann ein sich ziemlich eng an die
Frankfurter Bildnisse anreihendes Bild, das ich freilich nur aus dem Kataloglicht-
druck kenne; No. 174 der am 14. Oktober 1907 bei Helbing in München verstei-
gerten Sammlung „aus rheinischem Privatbesitz". Es hieß im Katalog „Wolgemut"
und stellt einen älteren Mann nach rechts gewendet dar. Auf der Rückseite ist es
(nach dem Katalog) 1500 datiert und trägt ein Wappen. (Ein andrer sogenannter
„Wolgemut", ein Greisenbildnis nach links, No. 718 der Fürstlich Liechtensteinischen
Sammlung in Wien, ist mittelrheinisch, steht aber dem Philelphusmeister ferner. Über
die Schwächen der Zeichnung kann die erregte und bestechende Farbe (Schwarz,
Scharlachrot, Lavendelgrau vor dem Tiefblau des Himmels), die an Lottos Koloristik
und selbst entfernt an Grünewald gemahnt, nicht ganz hinwegtäuschen. Es kommt
mir vor, als ob hier ein Werk des Meisters SD — gewöhnlich D S genannt vorläge).
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