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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 4.1911

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AUSSTELLUNG ALTHOLLANDISCHER
BILDER IN PARISER PRIVATBESITZ
Mit elf Abbildungen auf fünf Tafeln Von W. MARTIN

Leider war mein Aufenthalt in Paris zu kurz, um außer den Bildern auch noch
die ausgestellten Zeichnungen alter Holländischer Meister und die Radierungen
Rembrandts eingehend kritisch zu betrachten. Genußreich war die Betrachtung
allerdings. Namentlich unter den Rembrandtzeichnungen, von denen die meisten
alte Bekannte waren von der Leidener Rembrandtausstellung (1906), befanden sich
vorzügliche Stücke, unter denen diejenigen der Sammlungen Leon Bonnat und
Walter Gay besonders hervorragten.
Von der kritischen Betrachtung der Gemälde werden im folgenden die Resultate
kurzgefaßt publiziert als Fortsetzung und Schluß meiner Bemerkungen im Oktober-
heft dieser Zeitschrift.
Ein merkwürdiges Bild war Nr. 85, CORNELIS DE MAN, Der junge Gelehrte.
Sammlung Porges. Ein farbenfrohes Bild, sorgfältig gemalt, der Komposition nach
beeinflußt von den Geographenbildern des Delfter Vermeer. Namentlich das Lachsrot
des Anzugs des Jünglings ist von großer Leuchtkraft. Das Bild steht allerdings
keinem Maler näher als Cornelis de Man: der Kamin rechts erinnert stark an den
gleichen Gegenstand auf den bekannten Bildern bei Six und in der Ermitage. Das
Bild wurde — wie von Plietzsch dieser Tage wieder hervorgehoben wurde1) —
von Thore und Havard für ein Werk Vermeers gehalten.
Nr. 85 bis. METSU, Die Kuchenbäckerin. Sammlung des Fürsten A. de Broglie.
Echtes, charakteristisches Bild des Meisters, in der Komposition ganz von der-
gleichen Darstellungen des Gerrit Dou beeinflußt. Die Gegenstände (Äpfel, Wieg-
schale usw.) sind vorzüglich gemalt.
Nr. 86. HENDRICK DE MEYER, Belagerung der Stadt Hulst. Sammlung
Roger Douine. Eines der besten Bilder des Meisters in dieser Art.
Nr. 87. MIEREVELT, Männliches Bildnis. Sammlung Emile Wauters. Nicht
von Mierevelt. Einen anderen Namen kann ich nicht vorschlagen.
Nr. 88. FRANS VAN MIERIS der Ältere, Bildnis des Malers. Sammlung
A. Mayor. Stellt nicht den Maler dar, sondern einen Gelehrten, wie deutlich hervor-
geht aus dem trefflichen Bücherstilleben auf dem Tisch neben ihm. Vielleicht ist
der Dargestellte unter den damaligen Leidener Universitätsprofessoren zu suchen.
Nr. 89. J. M. MOLENAER, Im Wirtshause. Sammlung Flersheim. Echtes Bild.
Nr. 90. DERSELBE, Trinker. Sammlung Porges. Hübsches Bildchen aus der
Frühzeit des Meisters; früher in der Sammlung Roelofs Heyermans in Rotterdam.
Steht technisch zwischen Hals und Judith Leyster.
Nr. 56. DERSELBE, Das Trio. Sammlung des Grafen Potocki. Charakteristisches
Frühbild, genau so gemalt wie das Bild der Sammlung des Freiherrn Heyl in Worms,
das Bild in der Großh. Galerie zu Oldenburg usw.
Nr. 57. DERSELBE, Das Konzert. Sammlung des Grafen Potocki. Aus der-
selben Zeit wie Nr. 56, jedoch technisch mehr zu den bekannten Bildern der Samm-

(1) Vermeer van Delft, von Eduard Plietzsch. Leipzig, Hiersemann, 1911, S. 137.

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