diese Bilder noch einen recht engen Zusammen-
hang mit dem typischen vlämischen Landschafts-
stil jener Zeit und offenbaren eine genauere Kenntnis
der heimischen Kunst, als wie sie ihm durch
seinen älteren Bruder Matthäus allein übermittelt
werden konnte. Schon ehe Paul Brill nach Rom
kam, muß er sich in Antwerpen die wesentlichsten
Elemente des vlämischen Landschaftsstiles zu
eigen gemacht haben.
In seinen Tafelbildern aus den neunziger Jahren
des XVI. Jahrhunderts und in denen der Zeit von
etwa 1613 bis 1620 macht sich ein starkes Nach-
lassen der künstlerischen Kraft bemerkbar; beide
Male gelingt es ihm aber, die ursprüngliche Frische
wiederzuerlangen. Für uns ist es ja heute meistens
unmöglich, die Ursachen solcher Wandlungen im
Schaffensprozeß der alten Meister zu erklären —
man denke nur an die rätselhaften Schwankungen,
denen das Schaffen Jan Steens zeitlebens unter-
worfen war! Immerhin haben die Erklärungen,
die der Verfasser für Paul Brill gibt, viel Wahr-
scheinlichkeit für sich. Vor allem die Erklärung,
daß ihn die rege Nachfrage nach seinen Tafel-
bildern zu einer beinahe fabriksmäßigen Tätigkeit
verführte. Die Beliebtheit, deren sich seine Bilder
diesseits und jenseits der Alpen erfreuten, wird
außer durch literarische Überlieferungen auch durch
die große Zahl der Nachstiche, die nach seinen
Werken existieren, und durch die zeitgenössischen
Kopien seiner Gemälde bezeugt. Von der Fluß-
landschaft in Wien aus dem Jahre 1601 gibt es
beispielsweise außer der vom Verfasser erwähnten
Wiederholung im Amsterdamer Rijksmuseum
(dieses Bild trägt übrigens auch das Datum 1601)
noch solche im Museum von Cambridge und in
der Galerie Doria in Rom.
Über die auf Tafel 41 abgebildete „Landschaft
mit einem Liebespaar" (Graz, Privatbesitz) sind
im Texte keine näheren Angaben zu finden. So-
weit man nach der Reproduktion urteilen kann,
rührt dieses Bild nicht von Paul Brill, sondern
von Alexander Keirincx her. Besonders mit den
Werken aus Keirincx' mittlerer Schaffensperiode
geht diese Landschaft gut zusammen. —
Die 87 Reproduktionen, die das Buch enthält,
illustrieren nicht nur diese Abhandlung über das
Brüderpaar Brill in vorzüglicher Weise, sie bilden
auch für künftige Untersuchungen auf dem noch
sehr zu durchforschenden Gebiete der vlämisch-
holländischen Landschaftmalerei vom Ende des
XVI. Jahrhunderts ein brauchbares und wertvolles
Abbildungsmaterial. E. Plietzsch.
Allgemeines Lexikon derBildenden
Künstler, V. Band. Brewer -Carlingen.
Herausgegeben von Ulrich Thieme. Leip-
zig, E. A. Seemann. 1911.
Das große Werk ist eins an dem man immer
steigende Freude erlebt da sich bislang jeder Band
als ein Fortschritt gegenüber seinem Vorgänger
erwiesen hat. In diesem fünften Bande spürt man
wieder daß die Hauptleitung eine wachsende Auf-
sicht ausübt, um die Beiträge möglichst gleich-
artig zu gestalten, und vor allem um sie in ein
richtiges Längenverhältnis untereinander, sowie
zum Zweck des Werkes zu bringen.
Der fünfte Band enthält unter anderen bedeu-
tenden Namen Brock (2), Bronzino (5), Brouwer (3W,
F. W. Brown ß'h), P. Brueghel d. Ä. (5), B.
Bruyn (7), Bryaxis (5), Buffalmacco (6), Burne-
Jones (4), W.Busch (3),Butinone (31/2),Cabanel (2%),
Calame (3), O. Caldara (61/2), Callot (4), Cambiaso
(5), D. Campagnola (4), A. Canale (3), A. Cano
(s1^), Cariani (3 'Q, von denen keiner mehr Platz
als 7 Spalten einnimmt (die genaue Zahl ist in
Klammern angegeben). Künstler von entsprechen-
der Bedeutung sind in den früheren Bänden viel
weitläufiger behandelt worden, ohne daß die Ar-
tikel für den lexikalischen Gebrauch wertvoller
wären. Über dieses Maß von 7 Spalten gehen
dieses Mal nur Brunelleschi (13), Burgkmair (12),
Caliari (11), Canova (12 ty, Caravaggio-Merisi (9 'Q
hinaus; bei allen diesen Fällen mag man sich da-
mit einverstanden erklären. Im übrigen, glaube
ich, daß die Zentralredaktion gerade das richtige
getroffen hat, wenn sie ihr Augenmerk besonders
auf das Abwägen des Umfangs der Artikel richtet.
Es ist selbstverständlich, daß der äußere Umfang
nicht lediglich von der künstlerischen Bedeutung
abhängt. Aber selbst die obige Liste scheint an-
zudeuten, daß sich noch manches anders einrichten
läßt. Wenn Brouwer in 3% Brueghel d. Ä. in
5 Spalten zu erledigen war, so hätten für B. Bruyn
wohl auch weniger als 7 genügt. Gegen eine vor-
herige Angabe des Raums seitens der Redaktion,
oder auch gegen die Bitte einen Beitrag nochmals
umzuarbeiten und nach Bedarf zu kürzen, werden
die Mitarbeiter auch keinen Einspruch erheben:
ist man ja das Gleiche von jeder Zeitschriften-
Redaktion, sogar von vielen Buchverlegern ge-
wöhnt.
Dadurch kommt aber nicht nur größere Einheit-
lichkeit in das große Werk; es wird auch erst
dann wahrscheinlich daß es mit der ursprünglich
gedachten Bändezahl zum Abschluß kommt. Diese
Wahrscheinlichkeit ist bereits mit dem vorliegen-
520
hang mit dem typischen vlämischen Landschafts-
stil jener Zeit und offenbaren eine genauere Kenntnis
der heimischen Kunst, als wie sie ihm durch
seinen älteren Bruder Matthäus allein übermittelt
werden konnte. Schon ehe Paul Brill nach Rom
kam, muß er sich in Antwerpen die wesentlichsten
Elemente des vlämischen Landschaftsstiles zu
eigen gemacht haben.
In seinen Tafelbildern aus den neunziger Jahren
des XVI. Jahrhunderts und in denen der Zeit von
etwa 1613 bis 1620 macht sich ein starkes Nach-
lassen der künstlerischen Kraft bemerkbar; beide
Male gelingt es ihm aber, die ursprüngliche Frische
wiederzuerlangen. Für uns ist es ja heute meistens
unmöglich, die Ursachen solcher Wandlungen im
Schaffensprozeß der alten Meister zu erklären —
man denke nur an die rätselhaften Schwankungen,
denen das Schaffen Jan Steens zeitlebens unter-
worfen war! Immerhin haben die Erklärungen,
die der Verfasser für Paul Brill gibt, viel Wahr-
scheinlichkeit für sich. Vor allem die Erklärung,
daß ihn die rege Nachfrage nach seinen Tafel-
bildern zu einer beinahe fabriksmäßigen Tätigkeit
verführte. Die Beliebtheit, deren sich seine Bilder
diesseits und jenseits der Alpen erfreuten, wird
außer durch literarische Überlieferungen auch durch
die große Zahl der Nachstiche, die nach seinen
Werken existieren, und durch die zeitgenössischen
Kopien seiner Gemälde bezeugt. Von der Fluß-
landschaft in Wien aus dem Jahre 1601 gibt es
beispielsweise außer der vom Verfasser erwähnten
Wiederholung im Amsterdamer Rijksmuseum
(dieses Bild trägt übrigens auch das Datum 1601)
noch solche im Museum von Cambridge und in
der Galerie Doria in Rom.
Über die auf Tafel 41 abgebildete „Landschaft
mit einem Liebespaar" (Graz, Privatbesitz) sind
im Texte keine näheren Angaben zu finden. So-
weit man nach der Reproduktion urteilen kann,
rührt dieses Bild nicht von Paul Brill, sondern
von Alexander Keirincx her. Besonders mit den
Werken aus Keirincx' mittlerer Schaffensperiode
geht diese Landschaft gut zusammen. —
Die 87 Reproduktionen, die das Buch enthält,
illustrieren nicht nur diese Abhandlung über das
Brüderpaar Brill in vorzüglicher Weise, sie bilden
auch für künftige Untersuchungen auf dem noch
sehr zu durchforschenden Gebiete der vlämisch-
holländischen Landschaftmalerei vom Ende des
XVI. Jahrhunderts ein brauchbares und wertvolles
Abbildungsmaterial. E. Plietzsch.
Allgemeines Lexikon derBildenden
Künstler, V. Band. Brewer -Carlingen.
Herausgegeben von Ulrich Thieme. Leip-
zig, E. A. Seemann. 1911.
Das große Werk ist eins an dem man immer
steigende Freude erlebt da sich bislang jeder Band
als ein Fortschritt gegenüber seinem Vorgänger
erwiesen hat. In diesem fünften Bande spürt man
wieder daß die Hauptleitung eine wachsende Auf-
sicht ausübt, um die Beiträge möglichst gleich-
artig zu gestalten, und vor allem um sie in ein
richtiges Längenverhältnis untereinander, sowie
zum Zweck des Werkes zu bringen.
Der fünfte Band enthält unter anderen bedeu-
tenden Namen Brock (2), Bronzino (5), Brouwer (3W,
F. W. Brown ß'h), P. Brueghel d. Ä. (5), B.
Bruyn (7), Bryaxis (5), Buffalmacco (6), Burne-
Jones (4), W.Busch (3),Butinone (31/2),Cabanel (2%),
Calame (3), O. Caldara (61/2), Callot (4), Cambiaso
(5), D. Campagnola (4), A. Canale (3), A. Cano
(s1^), Cariani (3 'Q, von denen keiner mehr Platz
als 7 Spalten einnimmt (die genaue Zahl ist in
Klammern angegeben). Künstler von entsprechen-
der Bedeutung sind in den früheren Bänden viel
weitläufiger behandelt worden, ohne daß die Ar-
tikel für den lexikalischen Gebrauch wertvoller
wären. Über dieses Maß von 7 Spalten gehen
dieses Mal nur Brunelleschi (13), Burgkmair (12),
Caliari (11), Canova (12 ty, Caravaggio-Merisi (9 'Q
hinaus; bei allen diesen Fällen mag man sich da-
mit einverstanden erklären. Im übrigen, glaube
ich, daß die Zentralredaktion gerade das richtige
getroffen hat, wenn sie ihr Augenmerk besonders
auf das Abwägen des Umfangs der Artikel richtet.
Es ist selbstverständlich, daß der äußere Umfang
nicht lediglich von der künstlerischen Bedeutung
abhängt. Aber selbst die obige Liste scheint an-
zudeuten, daß sich noch manches anders einrichten
läßt. Wenn Brouwer in 3% Brueghel d. Ä. in
5 Spalten zu erledigen war, so hätten für B. Bruyn
wohl auch weniger als 7 genügt. Gegen eine vor-
herige Angabe des Raums seitens der Redaktion,
oder auch gegen die Bitte einen Beitrag nochmals
umzuarbeiten und nach Bedarf zu kürzen, werden
die Mitarbeiter auch keinen Einspruch erheben:
ist man ja das Gleiche von jeder Zeitschriften-
Redaktion, sogar von vielen Buchverlegern ge-
wöhnt.
Dadurch kommt aber nicht nur größere Einheit-
lichkeit in das große Werk; es wird auch erst
dann wahrscheinlich daß es mit der ursprünglich
gedachten Bändezahl zum Abschluß kommt. Diese
Wahrscheinlichkeit ist bereits mit dem vorliegen-
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