Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

DOI issue:
Rezensionen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0045

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
seinem Handbuch die Darstellung der vita nuova
füglich mit 1350.
Noch weniger aber, wie die Einteilung des Stoff-
gebiets, vermag uns heute die Art der Darstellung
zu befriedigen, die zu Woltmanns Zeiten allge-
mein gebräuchlich war, in zahlreichen Disserta-
tionen der nachfolgenden Zeit noch chrieartig
weiterlebte, aber seit mindestens einem Jahr-
zehnt mit gutem Recht aufgegeben ist. Ich
meine jene katalogmäßige Aneinanderreihung der
Denkmälerbeschreibung, die durch eine kultur-
geschichtliche Einleitung und eine zusammen-
fassende Schlußbetrachtung eingerahmt wird, ein
allzusehr an Schulaufsätze oder schlechte Predigten
erinnerndes Schema. Wir verlangen heute mit
Recht einen organischen Aufbau, eine meritorische
Abgrenzung des Wichtigen gegen das Beiläufige
und eine vergleichende Durchdringung des Stoffes,
wie sie unter den jüngeren Führern etwa Heinrich
Wölfflin vorbildlich gemacht hat.
Angesichts so großer Schwierigkeiten, den alten
Wein in neue Schläuche zu füllen, mußte Bernath auf
eine Neubearbeitung im guten Sinn ganz verzichten
und sich auf einen Neudruck des alten Textes mit
Ergänzung des wissenschaftlichen Quellenappa-
rats in den Anmerkungen beschränken. Aber auch
nach dieser Richtung bleibt mancherlei zu wün-
schen, abgesehen davon, daß die Neuauflage dreißig
Seiten weniger zählt als die erste. Nach gelegent-
lichen Stichproben seien hier nur folgende, in
einem Handbuch für Studierende schwer zu ent-
behrende Hilfsmittel angeführt, die Bernath wohl
kaum absichtlich bei seinen Literaturangaben aus-
gelassen hat: Brockhaus, Kunst in den Athosklöstern,
Zimmermann, Fuldaer Buchmalerei der karolingi-
schen Zeit (1910), H. Schmitz, die mittelalterliche
Malerei in Soest und Katalog der Glasgemälde
im Kunstgewerbemuseum zu Berlin, Schlosser-
Suidas Streitschriften über die Giottinofrage,
Toescas und Zoege v. Manteuffels Studien zur
lombardischen Miniaturmalerei, Tietzes Unter-
suchungen über die typologischen Bilderhand-
schriften des späteren Mittelalters (Jahrbuch der
Zentralkommission 1904), Perdrizets Ausgabe des
Speculum humanae salvationis, Kehrers Publika-
tion der Wandmalereien in der Pfalzkapelle zu
Forchheim, Firmenich-Richartz's Forschungen zur
niederrheinischen, Backs zur mittelrheinischen,
Gebhardts und Abrahams zu den Anfängen der
fränkischen Malerei, schließlich Sarres und Mar-
tins grundlegende Untersuchungen zur islamiti-
schen Malerei. — Dies sind, wie gesagt, mehr zu-
fällig beim flüchtigen Durchblättern des Bandes auf-
stoßende Unterlassungssünden, deren Liste sicher-

lich bei sorgsamer bibliographischer Nachprüfung
gewaltig anschwellen und den Glauben an die hier
gebotene Zusammenfassung neuerer Forschungs-
ergebnisse stark erschüttern würde. — Sehr ko-
misch wirkt S. 85 eine Anmerkung, die auf S. 181
für die Aufzählung der einschlägigen Literatur hin-
weist, wo man abermals — nichts findet. Bei näherem
Zusehen ergibt sich, daß die Seitenzahl einfach
aus der ersten Auflage Woltmanns übernommen
ist, während die gesuchte Anmerkung in der zweiten
Auflage auf S. 30 steht. Solche an sich belanglosen
Flüchtigkeiten kennzeichnen die — gelinde ge-
sagt — sorglose Art, in der ein kunstwissenschaft-
licher Tagesschriftsteller — als solcher hat Morton
Bernath bisher sich vorwiegend betätigt — die
gewiß nicht leichte Wiederinstandsetzung eines
ehrwürdigen Denkmals deutscher Gelehrsamkeit
unternahm. Der Verleger, dem sein Schwager
A. Seemann dieses Werk zur Neubearbeitung über-
lassen hat, und der seinerseits durch Anfügung eines
etwas anspruchsvoll „Bilderatlas" getauften Appa-
rats allzu kleiner zinkotypischer Abbildungen ohne
zulängliche Unterschriften dem Buch wenigstens
äußerlich den Stempel der neuen Zeit aufzudrücken
dachte, war offenbar bei der Auswahl des „Be-
arbeiters" nicht wohl beraten, und die „mühevolle
jahrelange Arbeit" von der das Vorwort spricht,
läßt bei dem Benutzer trotz alledem den Wunsch
zurück, daß diesem Bernath-Woltmann ein neuer
Woltmann folgen möge, der sich angesichts einer
schlecht gelungenen Auffrischung alter Arbeit mutig
zu neuem Aufbau aus eigner Kraft entschließt.
Kaeinmerer.
MELA ESCHERICH, Hans Baldung -
Grien Bibliographie. Studien zur deut-
schen Kunstgeschichte, Heft 18g. Straß-
burg, Heitz, 1916. Mit zwei Lichtdruck-
tafeln — 135 SS.
In emsiger Arbeit stellt die Verfasserin unter
464 Nummern alles zusammen, was über Bal-
dung geschrieben worden ist. Sie hat sich nicht
damit begnügt, die Bücher und Aufsätze zu beach-
ten, wo des Meisters Name im Titel vorkommt,
sondern auch die gesamte Literatur auf gelegent-
liche Erwähnungen Baldungs durchstöbert. Die
mühsame Leistung wird der künftigen Forschung
zugute kommen. Dankenswert sind die knappen
Angaben über den Inhalt der aufgeführten Bücher
und Aufsätze.
Das Material ist rein zeitlich geordnet. Den
Anfang machen die urkundlichen Eintragungen
von 1509 an, die spärlichen Erwähnungen des

35
 
Annotationen