Schatzfunde von Szilägy-Somlyo (Abb. 4)1) und auch aus Bronze in mehreren
Exemplaren des Ungarischen Nationalmuseums kennen. Neben Kuwera sitzt seine
Gemahlin, die Hariti, die Göttin der Fülle, des Kindersegens; bezeichnend ist die
analoge Behandlung des Kleides an der Brust bei beiden Stücken; zur Betonung
der Fruchtbarkeit sind bei beiden, sowohl dem indischen wie dem gallischen Exem-
plare, die Brüste offen gelassen. An die Stelle des Füllhorns tritt im indischen
Beistücke das in Gallien nur symbolistisch bezeichnete Kind, das Merkmal der
Mutterschaft, und die Darstellung hier ist noch durch mehrfache Wiederholung
dieses Motives der Terra Mater belebt, wie wir dies z. B. auch bei der jungfräu-
lichen Deipara aus dem Turfangebiete2) angewendet fanden. Über die Rolle der
Muttererde in Zentralasien wird unten noch weiteres zu besprechen sein; hier
möchte ich noch auf ein, dem Relief von Saintes womöglich noch näher stehendes
Gegenstück der Doppeldarstellung aus Tayt-i-Bahi hinweisen3), wo unterhalb der
beiden Gottheiten zwei Löwen (?) zur Darstellung kamen.
Wenn nun schon die Vorderseite des Reliefs von Saintes durch mannigfaltige
Eigentümlichkeiten uns fremd auf gallo-römischem Boden anmutete (die Armilla,
das Sitzen mit gekreuzten Beinen usw.), umso fremder stehen wir der hinteren
Seite der Gruppe gegenüber (Abb. 5). In Sachen der Vorderseite mag ja noch
geltend gemacht werden können, daß es sich um einen Zufall in der Analogie der
Darstellungen aus Indien und Gallien handelte; die Figuren der hinteren Seite
lassen nun aber keinen Zweifel mehr übrig, daß uns die Gruppe aus Saintes mitten
hinein nach Asien führte. Die Beschreibung lautet nach Esperandieu: „In der
Mitte der hinteren Seite sitzt mit gekreuzten Beinen ein gehörnter (?) Gott auf
einem Postamente, das durch zwei Stierköpfe gehoben oder verziert ist; in der
Rechten (?) hält er eine Geldbörse, in der Linken einen unbestimmbaren Gegen-
stand4), („eine Vase oder vielmehr irgendein Obst" — laut Bertrand, loc. cit.).
Rechts auf einer durch einen Stierkopf gehaltenen Konsole steht ein nackter Mann
(Herkules?), der in der Linken einen apfelähnlichen Gegenstand hält; die Rechte
stemmt sich auf eine Keule. Laut Alexandre Bertrand wäre die sitzende Gestalt
Geryon, die auf der Vorderseite durch Demeter und Kore, auf der hinteren aber
durch seinen Besieger, den Herkules und irgendeine andere Gottheit begleitet wird.
Die Frage bleibt sehr verworren."
Es erscheint wohl überflüssig, darauf hinzuweisen, wie das Motiv der mit unter-
geschlagenen Beinen sitzenden Gestalt in der buddhistischen Kunst heimisch ist5).
Es könnte sich nur darum handeln, ob wir es mit der Gestalt des Buddha selbst,
oder einer Boddhisattva zu tun haben. Diese Frage wird aber durch die beider-
seitigen Begleiter beantwortet, die nur für die Gestalt des Qakya-Sohnes selbst in
Anspruch genommen werden dürfte. Ich möchte hierzu nur beiläufig eine Paral-
lele beistellen (Abb. 6)6), wo wir die charakteristische yogi-Stellung der Füße,
sowie die beiden „attendants" (einen Mann und eine Frau) erkennen mögen. Eine
— bei Smith ebenda B. dargestellte — Buddha-Gruppe zeigt uns den Königssohn
mit der patta in der Linken und der Armilla in der Rechten. Der Typus wurde,
(1) Hampel, Altert, d. frühen Ma. in Ungarn, Bd. III, Taf. 28.
(2) Monum. Piot, Bd. XVII, Taf. XVIII.
(s) Annual Report of the Arch. Survey of India, Frontier Circle, for 1911 — 12, Peshawar 1913, S. 8, Fig. 2.
(4) Die Beschreibung ist hier offenbar verwechselt. Die Gestalt hält in der Rechten einen kelch-
artigen Gegenstand; in der Linken ein Schüsselchen, ähnlich der buddhistischen patta.
(5) Vgl. die Literatur hierzu: Reinach, Antiquites Nationales, S. 187.
(6) Smith, op. 1., Taf. XXVII. D.
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Exemplaren des Ungarischen Nationalmuseums kennen. Neben Kuwera sitzt seine
Gemahlin, die Hariti, die Göttin der Fülle, des Kindersegens; bezeichnend ist die
analoge Behandlung des Kleides an der Brust bei beiden Stücken; zur Betonung
der Fruchtbarkeit sind bei beiden, sowohl dem indischen wie dem gallischen Exem-
plare, die Brüste offen gelassen. An die Stelle des Füllhorns tritt im indischen
Beistücke das in Gallien nur symbolistisch bezeichnete Kind, das Merkmal der
Mutterschaft, und die Darstellung hier ist noch durch mehrfache Wiederholung
dieses Motives der Terra Mater belebt, wie wir dies z. B. auch bei der jungfräu-
lichen Deipara aus dem Turfangebiete2) angewendet fanden. Über die Rolle der
Muttererde in Zentralasien wird unten noch weiteres zu besprechen sein; hier
möchte ich noch auf ein, dem Relief von Saintes womöglich noch näher stehendes
Gegenstück der Doppeldarstellung aus Tayt-i-Bahi hinweisen3), wo unterhalb der
beiden Gottheiten zwei Löwen (?) zur Darstellung kamen.
Wenn nun schon die Vorderseite des Reliefs von Saintes durch mannigfaltige
Eigentümlichkeiten uns fremd auf gallo-römischem Boden anmutete (die Armilla,
das Sitzen mit gekreuzten Beinen usw.), umso fremder stehen wir der hinteren
Seite der Gruppe gegenüber (Abb. 5). In Sachen der Vorderseite mag ja noch
geltend gemacht werden können, daß es sich um einen Zufall in der Analogie der
Darstellungen aus Indien und Gallien handelte; die Figuren der hinteren Seite
lassen nun aber keinen Zweifel mehr übrig, daß uns die Gruppe aus Saintes mitten
hinein nach Asien führte. Die Beschreibung lautet nach Esperandieu: „In der
Mitte der hinteren Seite sitzt mit gekreuzten Beinen ein gehörnter (?) Gott auf
einem Postamente, das durch zwei Stierköpfe gehoben oder verziert ist; in der
Rechten (?) hält er eine Geldbörse, in der Linken einen unbestimmbaren Gegen-
stand4), („eine Vase oder vielmehr irgendein Obst" — laut Bertrand, loc. cit.).
Rechts auf einer durch einen Stierkopf gehaltenen Konsole steht ein nackter Mann
(Herkules?), der in der Linken einen apfelähnlichen Gegenstand hält; die Rechte
stemmt sich auf eine Keule. Laut Alexandre Bertrand wäre die sitzende Gestalt
Geryon, die auf der Vorderseite durch Demeter und Kore, auf der hinteren aber
durch seinen Besieger, den Herkules und irgendeine andere Gottheit begleitet wird.
Die Frage bleibt sehr verworren."
Es erscheint wohl überflüssig, darauf hinzuweisen, wie das Motiv der mit unter-
geschlagenen Beinen sitzenden Gestalt in der buddhistischen Kunst heimisch ist5).
Es könnte sich nur darum handeln, ob wir es mit der Gestalt des Buddha selbst,
oder einer Boddhisattva zu tun haben. Diese Frage wird aber durch die beider-
seitigen Begleiter beantwortet, die nur für die Gestalt des Qakya-Sohnes selbst in
Anspruch genommen werden dürfte. Ich möchte hierzu nur beiläufig eine Paral-
lele beistellen (Abb. 6)6), wo wir die charakteristische yogi-Stellung der Füße,
sowie die beiden „attendants" (einen Mann und eine Frau) erkennen mögen. Eine
— bei Smith ebenda B. dargestellte — Buddha-Gruppe zeigt uns den Königssohn
mit der patta in der Linken und der Armilla in der Rechten. Der Typus wurde,
(1) Hampel, Altert, d. frühen Ma. in Ungarn, Bd. III, Taf. 28.
(2) Monum. Piot, Bd. XVII, Taf. XVIII.
(s) Annual Report of the Arch. Survey of India, Frontier Circle, for 1911 — 12, Peshawar 1913, S. 8, Fig. 2.
(4) Die Beschreibung ist hier offenbar verwechselt. Die Gestalt hält in der Rechten einen kelch-
artigen Gegenstand; in der Linken ein Schüsselchen, ähnlich der buddhistischen patta.
(5) Vgl. die Literatur hierzu: Reinach, Antiquites Nationales, S. 187.
(6) Smith, op. 1., Taf. XXVII. D.
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