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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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Supka, G; Supka, Géza [Mitarb.]: Buddhistische Spuren in der Völker
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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0232

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Der Name des zentralasiatischen Zauberers ist — und dies muß stets vor Augen
behalten werden — die Päli-Form („Tamana") der Sanskrit-Benennung des buddhi-
stischen Mönches „cramana"1). Diese Sanskrit-Form lebte noch lange auf türkischem
Gebiete2); auch in der tu%arischen Sprache ist Saman die Benennung der buddhi-
stischen Mönche"). Ja, der Zusammenhang des Wortes mit dem Alttürkentum
wurde so intensiv empfunden, daß gerade zurzeit der alttürkischen Kusäna-Dynastie
der Name ganz einfach zur Bezeichnung der buddhistischen Türken verwendet
wurde. Sebeos, der Verfasser der Geschichte des Kaisers Herakleios, erwähnt sie
folgend: „Da erbaten die Könige der Kusank sich Hilfe bei dem großen Xakan, dem
Könige der Nordgegenden. Und es kam eine Heeresmacht von 30 Myriaden zu
ihrer Hilfe, sie überschritten den Fluß, welcher Wehrot heißt, welcher aus dem
Lande Turkastan entspringt, und das Land Evilat, Dionos ep'esteajk (JeovvTov
&pe&ua), die Buddhisten (Samn) und Brahmanen (Bramn) umfließt und in Indien
mündet4)". Ps. Moses von Xorene, der etwa um 740 n. Chr. schreibende Geo-
graph hinwieder: „Und Ptlomeos zeigt, daß es 7 Flüsse gibt mit eigenen Namen,
die vereinigt Pison heißen, bei den Gymnosophisten .... Und die Perser nennen
sie das Volk Samn und Bramn5)". Der erste Schriftsteller, der der Samanen Er-
wähnung tut, und sie im Gebiete der Kuwana, in Baktrien unter dem Namen der
Ua^avaiot kennt, ist Clemens von Alexandrien6), der sie mit den ägyptischen Prie-
stern, mit den Chaldäern der Assyrer, mit den Druiden der Gallier, mit den per-
sischen Magiern und den indischen Gymnosophisten gleich stellt, und hierin offen-
sichtlich dem jüdischen Neoplatoniker Philon folgt. Wir wissen nun, daß Baktrien
etwa um das Jahr 200 v. Chr. zum Reichsgebiete des Kusana-Zweiges Yüe-chi, also
der Chioniten, mit anderem Namen der Ephthaliten w. s. der weißen Hunnen wurde 7).
Baktra selbst war zurzeit der Groß-Geten (ta-yüe-chi oder tuyara) zum Brenn-
punkte und zur geistigen Zentrale jenes Buddhismus geworden, das sich vom
Hindu-Kus nordwärts verbreitete; nach Niedergang dieser Herrschaft aber über-
nehmen die buddhistischen Mönche selbst die Herrschaft über die Stadt Baly8)
und ihr Abt, der^Barmak, wird zugleich zum Fürsten des Reiches. Es mag etwa
dieselbe Sache gewesen sein, wie in Kasmir, wo der Brahmane Kallar, der Minister
des letzten Sahi aus der tibetanischen Dynastie, nach dessen gewaltsamen Tode
unter dem Namen eines Sam-Karawarman zum König und gesalbten Saman von
Kasmir (883 bis 901) wurde9). Etwa gleichzeitig spielt sich auch ein ähnliches
Ereignis (874) in der Provinz von Mawarännahr ab, wo Ahmed, der Enkel eines
Samanenmönches die Dynastie der Samaniden begründet.
Die Zusammenhänge der zentralasiatischen Türkvölker mit dem Buddhismus er-

(1) Stübe, Die Reiche der Indogermanen in Asien usw. Berlin 1910, S. 438; Marquart, Eränsahr, S. 90.

(2) Stein, Ancient Khotan, S. 68.

(3) Rev. Arch. 1912, S. 174.

(4) Marquart, op. 1., S. 148; vgl. hierzu die Stelle der ungarischen Landeschronik in der Wiener
Bilderhandschrift über die „terra Euilat" als Ursprungsort der Magyaren und Hunnen; Kuun, Relat.
Hung. etc. Kolozsvär 1893, II. S. 97.

(5) Marquart, ebenda.

(6) Stromata (ed. Dindorf II, S. 59—60).

(7) Vgl. für den Unterschied von „weiß" und „schwarz" bei den ethnischen Benennungen Zentral-
asiens: Kutschera, Die Chasaren, Wien 1910, S. 111. — Zum Datum vgl. Schultz, Arved, Die Pamir-
tadschik, Gießen 1914, S. 11.

(8) Beiläufig ist zu erwähnen, daß dieser Name selbst türkischen Ursprungs ist (Vämbery, Noten usw., S. 7).

(9) Stein, Zur Geschichte der Cähi's von Kabul. Festgruß für Roth, 1893, S. 200.

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