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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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Supka, G; Supka, Géza [Contr.]: Buddhistische Spuren in der Völker
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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0238
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hier beistelle (aus Baksan, Südrußland, unter offenbarem Einflüsse der Gandhära-
kunst). Das gemeinsame Merkzeichen dieser sämtlichen Steinbilder ist die vor der
Brust oder dem Bauche gehaltene Schale. Es ist das oberste Merkzeichen des
Buddhisten, besonders des türkischen Gebietes, da — wie erwähnt — die patta
des Buddha die Hauptreliquie des buddhistischen Turuska- Reiches war, zu deren
Besichtigung Pilger von Nah und Fern, aus China und Ceylon daherkamen, von
deren Wunderwirkungen Legenden und Märchen entstanden 9, und um deren echten
Besitz sich die Städte stritten. Außer diesem Abzeichen finden wir noch von
Merkzeichen des Samanen an der Figur den Gürtel mit den drei wichtigsten Werk-
zeugen: dem Seihlöffel, dem Zahnstocher und dem Messer (oder Bartzange?) Außer
diesen Stücken finden wir noch die zur Kleidung gehörende Mütze und die Kapuze.
Es ist der Samane, mit den sämtlichen notwendigen Attributen seines buddhisti-
schen Amtes. Wenn wir nun noch den charakteristischen Gesichtsausdruck, den
wir sonst nur an Buddhastatuen wiederfinden und der wahrlich nichts mit dem
Kaukasus zu tun hat, hinzunehmen, so dürfte wohl jeder Zweifel an unserer An-
nahme schwinden. Zur Bekräftigung des Gesagten kann ich zum Glück auch ein
tatsächlich erhaltenes Samanengrab aus dem Kaukasischen Museum in Tiflis heran-
ziehen, das wohl von der Veröffentlicherin, der Gräfin Uwarowa2) als solches
nicht erkannt wurde, trotzdem aber ganz sicher die Überreste eines buddhistischen
Priesters beherbergte, wie dies auch schon aus der Fundbeschreibung klar hervor-
geht. „Das Kostüm, sagt die Gräfin, „bestand aus folgenden Teilen: auf dem
Kopfe befand sich eine konische Schlafmütze aus Stoff mit schrägen Streifen in
gelber und schwarzer Farbe. Von ihr ging über die Augen ein dünnes Tuch.
Über die Ohren hing, von der Schlafmütze ausgehend, eine dicke Ohrenklappe,
darauf genäht bronzene Ringe und in jedem derselben war ein silbernes Ohr-
gehänge mittelst eines kleinen Riemens befestigt. . . . Drei Kleider trug die
Leiche. Das obere war dünn dunkelrot, darunter ein dickes, wollenes, filzartig,
von gelber Farbe, das dritte, unterste, bestand aus grober, weißer Leinwand.
Alle bedeckten den Körper des Toten bis über das Knie. Der Gürtel besteht
aus dicker, weißer Leinwand; in der Mitte derselben ein bronzener Knopf. Am
Gürtel rechts ein rundes, hölzernes Täßchen und eine zylindrische Nadelbüchse;
in der Büchse befanden sich etliche verrostete eiserne Nadeln. Auf den Füßen
Schuhe ohne Sohle, aus zwei Hälften in der Mitte zusammengenäht." „Ein
zweites Grab hatte den gleichen Typus. Es wurden darin gefunden: ein eisernes
Messer, Kieselstück und eisernes Feuerzeug in Form eines länglichen Ovals,
Reste des Feuerzeug-Säckchens, ein Handgriff, Eisen mit hölzerner Scheide"
(wahrscheinlich Reste des einstigen Zauberstabes). Nach dem oben über die Be-
kleidung des buddhistischen Samanen Gesagten ist die Grabstätte im Kaukasus wohl
nunmehr als ein gesichertes Samanengrab zu betrachten, was im besonderen Falle
noch die Bedeutung besitzt, daß Ohrgehänge nicht in jedem Falle für eine weib-
liche Bestattung sprechen, sondern daß sie gerade so gut als Zierat eines Samanen
dienen konnten; hiervon gleich mehreres.
Die Reihe von Funden aus dem Besitze von Samanen, wofür der aufhängbare

(i) Vgl. Stein, Ancient Khotan, S. 67—6g.

(2) Museum Caucasicum, Bd. V, Tiflis 1902, S. 32—34, Fig. 21; es stammt aus Siwgis. Die dort ge-
gebene Photographie eignet sich leider nicht zur Reproduktion, — eine Originalaufnahme steht mir
zurzeit nicht zur Verfügung. (Vgl. Matyer. po Arch. Kawk. VIII, S. 172). Seihlöffel, 43 Perlen mit
Bemalung (darunter eine mit charakteristischem indischen Gesichte) und der Kopf eines Zauberstabes
sind aus dem Funde von Rutya bekannt (ebenda, Taf. XXC. 1 und CHI, 16, 18).

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