daß diese beiden Gestalten wie ein Pfeiler die Unruhe des Vordergrundes ein-
dämrnen.
Im Zusammenhang hiermit möchte ich auf zwei Werke hinweisen, die mir
von der Hand des Großgmainer Meisters zu stammen scheinen. Es sind die
beiden Kirchenväter (Augustinus und Ambrosius), welche, im Jahre 1498 gemalt,
jetzt Bestandteile der Sammlung Lindenau in Berlin sind. Robert Stiaßny wies
sie bereits dem Meister von Großgmain und gemäß seiner Ansicht damit dem
Rueland Frueauf zu1). Ich möchte sie, ebenso wie den heiligen Wolfgang der
Münchner Frauenkirche, für den Meister von Großgmain in Anspruch nehmen
und sie damit aus dem Werk des Rueland Frueauf ausscheiden. Auf die Über-
einstimmungen der Bilder mit den Großgmainer Tafeln ist Stiaßny ausführlich
eingegangen, das Wesentliche ist die kühle Beleuchtung, die frischen und
mannigfaltigere Lokalfarben. Der Einfluß Pachers, der für diese Tafeln, wie im
übrigen: auch für die Großgmainer Werke, wohl möglich ist, scheint mir jedoch
auch hier weniger stark zu bewerten, wie die von der italienischen Malerei emp-
fangene Anregung. Die Darstellung der Kirchenväter war gerade in Oberitalien,
wo der Maler B. Z. zweifellos längere Zeit studiert hatte, sehr beliebt, was liegt
also näher, als daß der Maler, dem einzelne großzügige aber doch mit liebe-
voller Sorgfalt behandelte Porträtfiguren besonders lagen, sich dieses Sujets be-
mächtigte ?
Ich fasse züm Schluß noch einmal die allerdings spärlichen Gründe zusammen,
die mich in B. Z. dem Zeichner der verloren gegangenen Leopoldskroner Blätter
den Meister von Großgmain vermuten lassen: 1. Es handelt sich bei den Groß-
gmainer Tafeln zweifellos um einen stark unter italienischem Einfluß stehenden
Maler. 2. Der Zeichner „B. Z." befand sich, nach Ausweis der Nonner Skizze,
im Jahre 1500 tatsächlich in unmittelbarer Nähe von Großgmain. (Man braucht
zu: Fuß von Reichenhall nach Großgmain: nur eine gute halbe Stunde.) 3. Der
Zeichner B. Z. war offenbar, nach Aussage solcher Sachverständiger, welche die
Blättet noch gesehen haben, ein tüchtiger Künstler. Es ist nicht anzunehmen,
daß zwei hervorragende und aus Italien kommende Maler gleichzeitig in Reichen-
hall resp. in dessen Umgebung arbeiteten. 4. Es liegt nahe, anzunehmen, daß
der in Großgmain malende Meister am Ende seiner Arbeit sich nach Reichen-
hall begeben habe und dort einige Zeit tätig war, aus welcher Epoche dann die
Skizze aus Nonn stammen würde. 5. Die Bilder, in denen ich die Hand des
Meisters von Großgmain zu erkennen glaube, das Münchner Bild und die Berliner
Bilder weisen ebenso auf italienische Einflüsse hin. Wie man im Monogram-
misten R. F. den Maler Rueland Frueauf entdeckt hat, so wird es mit der Zeit
vielleicht auch möglich werden, den Namen B. Z., des Meisters von Großgmain,
zu finden.
(1) Einen, nach Stiaßny, zu den beiden Kirchenvätern der Sammlung Lindenau gehörigen
Hieronymus in der Sammlung Figdor habe ich nicht gesehen
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dämrnen.
Im Zusammenhang hiermit möchte ich auf zwei Werke hinweisen, die mir
von der Hand des Großgmainer Meisters zu stammen scheinen. Es sind die
beiden Kirchenväter (Augustinus und Ambrosius), welche, im Jahre 1498 gemalt,
jetzt Bestandteile der Sammlung Lindenau in Berlin sind. Robert Stiaßny wies
sie bereits dem Meister von Großgmain und gemäß seiner Ansicht damit dem
Rueland Frueauf zu1). Ich möchte sie, ebenso wie den heiligen Wolfgang der
Münchner Frauenkirche, für den Meister von Großgmain in Anspruch nehmen
und sie damit aus dem Werk des Rueland Frueauf ausscheiden. Auf die Über-
einstimmungen der Bilder mit den Großgmainer Tafeln ist Stiaßny ausführlich
eingegangen, das Wesentliche ist die kühle Beleuchtung, die frischen und
mannigfaltigere Lokalfarben. Der Einfluß Pachers, der für diese Tafeln, wie im
übrigen: auch für die Großgmainer Werke, wohl möglich ist, scheint mir jedoch
auch hier weniger stark zu bewerten, wie die von der italienischen Malerei emp-
fangene Anregung. Die Darstellung der Kirchenväter war gerade in Oberitalien,
wo der Maler B. Z. zweifellos längere Zeit studiert hatte, sehr beliebt, was liegt
also näher, als daß der Maler, dem einzelne großzügige aber doch mit liebe-
voller Sorgfalt behandelte Porträtfiguren besonders lagen, sich dieses Sujets be-
mächtigte ?
Ich fasse züm Schluß noch einmal die allerdings spärlichen Gründe zusammen,
die mich in B. Z. dem Zeichner der verloren gegangenen Leopoldskroner Blätter
den Meister von Großgmain vermuten lassen: 1. Es handelt sich bei den Groß-
gmainer Tafeln zweifellos um einen stark unter italienischem Einfluß stehenden
Maler. 2. Der Zeichner „B. Z." befand sich, nach Ausweis der Nonner Skizze,
im Jahre 1500 tatsächlich in unmittelbarer Nähe von Großgmain. (Man braucht
zu: Fuß von Reichenhall nach Großgmain: nur eine gute halbe Stunde.) 3. Der
Zeichner B. Z. war offenbar, nach Aussage solcher Sachverständiger, welche die
Blättet noch gesehen haben, ein tüchtiger Künstler. Es ist nicht anzunehmen,
daß zwei hervorragende und aus Italien kommende Maler gleichzeitig in Reichen-
hall resp. in dessen Umgebung arbeiteten. 4. Es liegt nahe, anzunehmen, daß
der in Großgmain malende Meister am Ende seiner Arbeit sich nach Reichen-
hall begeben habe und dort einige Zeit tätig war, aus welcher Epoche dann die
Skizze aus Nonn stammen würde. 5. Die Bilder, in denen ich die Hand des
Meisters von Großgmain zu erkennen glaube, das Münchner Bild und die Berliner
Bilder weisen ebenso auf italienische Einflüsse hin. Wie man im Monogram-
misten R. F. den Maler Rueland Frueauf entdeckt hat, so wird es mit der Zeit
vielleicht auch möglich werden, den Namen B. Z., des Meisters von Großgmain,
zu finden.
(1) Einen, nach Stiaßny, zu den beiden Kirchenvätern der Sammlung Lindenau gehörigen
Hieronymus in der Sammlung Figdor habe ich nicht gesehen
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