hundert Jahren — von 1570 bis 16601) — Artemisiateppiche in der Pariser Manu-
faktur hergestellt worden sind und daß gerade diese Folgen zu den beliebtesten
und bekanntesten gehört haben. Die Zahl der ehemals vorhanden gewesenen Stücke
muß eine ganz bedeutende gewesen sein, zumal wenn man bedenkt, daß die Artemisia-
geschichte in mehreren Serien — meist vier — zu sieben bis acht Stück hergestellt
wurde. Umso merkwürdiger ist die Tatsache, daß von diesem ganzen Reichtum
zur Zeit im Magasin du gardemeuble zu Paris — von kleinen Resten abgesehen —
nur 27 Stücke in vier Serien2) aufbewahrt werden, die allein übrig geblieben sind.
Unter diesen Arbeiten tragen vier die gleichen Szenen, die auch auf den Hildes-
heimer Teppichen vorkommen. Es sind dies: 1. Der Reitunterricht (Caron Nr. 26),
2. Die Krönung, 3. Die Proklamation, 4. Die Rechtsprechung.
Die Bestimmung der vier anderen Hildesheimer, in Paris nicht mehr vorhandenen
Stücke war nur dadurch möglich, daß ein Verzeichnis aus dem Jahre 17928) mit
genauen Beschreibungen vorhanden ist. Darnach stellen diese vier Gobelins dar:
I. Die Botschaft, 2. Der Unterricht I (Caron Nr. 31), 3. Der Unterricht II, 4. Der
Konsul.
Aber nicht allein das Vorkommen dieser in der Pariser Sammlung fehlenden
Teppiche macht die Hildesheimer so wertvoll, sondern auch der Umstand, daß sie
zu den frühen Serien der Artemisiafolge gehören, von denen Guiffrey in Paris keine
Exemplare mehr ausfindig machen konnte4). Die Zuweisung zu diesen ersten Er-
zeugnissen ist vollkommen einwandfrei möglich durch die in den Bordüren immer
wiederkehrenden Monogramme (vgl. Abb. 1, 2 u. ff.). Es ist das der Maria von Medici,
Gemahlin Heinrichs IV. Das in dem Teppich der Proklamation erscheinende ge-
krönte L bezieht sich demnach auf Ludwig XIII., den Sohn der Maria von Medici.
Durch den frühzeitigen Tod ihres Gemahls Heinrichs IV. (1610) kam sie in eine
ähnliche Lage wie Katharina von Medici. Auch sie wurde in plötzliche Trauer
versetzt und hatte für ihren unmündigen Sohn (Ludwig XIII.) die Regentschaft zu
übernehmen und seine Erziehung allein zu leiten. Diese Tatsachen gestatten einen
Schluß auf die Entstehungszeit der Teppiche, die nach ihnen erst nach 1610 ent-
standen sein können.
Ein Vergleich mit den Zeichnungen A. Carons lehrt — wie schon bemerkt —
deutlich, daß dessen Kartons für unsere Arbeiten nicht mehr als Vorbild gedient
haben können. Wem die künstlerischen Entwürfe zuzuweisen sind, wird sich jetzt
kaum ausfindig machen lassen können. Wir haben uns damit zu begnügen, festzu-
stellen, daß die Teppiche von dem Wirker Francois de la Planche um 1610 —1620
hergestellt worden sind und daß wir in ihnen einen Teil der verschollen geglaubten
Arbeiten dieses Wirkers wiedererkennen können 5).
(1) Vgl. Guiffrey, L'Histoire de la Tapisserie. Tours 1886, S. 253.
(2) Vgl. Hunter a. a. O. S. 156.
(3) Vgl. J. Guiffrey, a. a. O.
(4) Vgl. J. Guiffrey, L'Histoire generale des arts appliques ä l'industrie du Ve ä la fin du XVIIIe siecle.
T. VI Les Tapisseries. Paris o. J. S. 208.
(5) Ich statte dem hochwürdigsten Domkapitel hiermit meinen ergebensten Dank für den Zuschuß zur
Herstellung der Photos ab.
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faktur hergestellt worden sind und daß gerade diese Folgen zu den beliebtesten
und bekanntesten gehört haben. Die Zahl der ehemals vorhanden gewesenen Stücke
muß eine ganz bedeutende gewesen sein, zumal wenn man bedenkt, daß die Artemisia-
geschichte in mehreren Serien — meist vier — zu sieben bis acht Stück hergestellt
wurde. Umso merkwürdiger ist die Tatsache, daß von diesem ganzen Reichtum
zur Zeit im Magasin du gardemeuble zu Paris — von kleinen Resten abgesehen —
nur 27 Stücke in vier Serien2) aufbewahrt werden, die allein übrig geblieben sind.
Unter diesen Arbeiten tragen vier die gleichen Szenen, die auch auf den Hildes-
heimer Teppichen vorkommen. Es sind dies: 1. Der Reitunterricht (Caron Nr. 26),
2. Die Krönung, 3. Die Proklamation, 4. Die Rechtsprechung.
Die Bestimmung der vier anderen Hildesheimer, in Paris nicht mehr vorhandenen
Stücke war nur dadurch möglich, daß ein Verzeichnis aus dem Jahre 17928) mit
genauen Beschreibungen vorhanden ist. Darnach stellen diese vier Gobelins dar:
I. Die Botschaft, 2. Der Unterricht I (Caron Nr. 31), 3. Der Unterricht II, 4. Der
Konsul.
Aber nicht allein das Vorkommen dieser in der Pariser Sammlung fehlenden
Teppiche macht die Hildesheimer so wertvoll, sondern auch der Umstand, daß sie
zu den frühen Serien der Artemisiafolge gehören, von denen Guiffrey in Paris keine
Exemplare mehr ausfindig machen konnte4). Die Zuweisung zu diesen ersten Er-
zeugnissen ist vollkommen einwandfrei möglich durch die in den Bordüren immer
wiederkehrenden Monogramme (vgl. Abb. 1, 2 u. ff.). Es ist das der Maria von Medici,
Gemahlin Heinrichs IV. Das in dem Teppich der Proklamation erscheinende ge-
krönte L bezieht sich demnach auf Ludwig XIII., den Sohn der Maria von Medici.
Durch den frühzeitigen Tod ihres Gemahls Heinrichs IV. (1610) kam sie in eine
ähnliche Lage wie Katharina von Medici. Auch sie wurde in plötzliche Trauer
versetzt und hatte für ihren unmündigen Sohn (Ludwig XIII.) die Regentschaft zu
übernehmen und seine Erziehung allein zu leiten. Diese Tatsachen gestatten einen
Schluß auf die Entstehungszeit der Teppiche, die nach ihnen erst nach 1610 ent-
standen sein können.
Ein Vergleich mit den Zeichnungen A. Carons lehrt — wie schon bemerkt —
deutlich, daß dessen Kartons für unsere Arbeiten nicht mehr als Vorbild gedient
haben können. Wem die künstlerischen Entwürfe zuzuweisen sind, wird sich jetzt
kaum ausfindig machen lassen können. Wir haben uns damit zu begnügen, festzu-
stellen, daß die Teppiche von dem Wirker Francois de la Planche um 1610 —1620
hergestellt worden sind und daß wir in ihnen einen Teil der verschollen geglaubten
Arbeiten dieses Wirkers wiedererkennen können 5).
(1) Vgl. Guiffrey, L'Histoire de la Tapisserie. Tours 1886, S. 253.
(2) Vgl. Hunter a. a. O. S. 156.
(3) Vgl. J. Guiffrey, a. a. O.
(4) Vgl. J. Guiffrey, L'Histoire generale des arts appliques ä l'industrie du Ve ä la fin du XVIIIe siecle.
T. VI Les Tapisseries. Paris o. J. S. 208.
(5) Ich statte dem hochwürdigsten Domkapitel hiermit meinen ergebensten Dank für den Zuschuß zur
Herstellung der Photos ab.
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