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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 10.1917

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Singer, Hans Wolfgang: Der Vierfarbendruck in der Gefolgschaft Jacob Christoffel Le Blons
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https://doi.org/10.11588/diglit.73982#0190
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fernerhin als Konkurrenten nur andere Vorwürfe ebenso gut wie Gautier in Farben-
druck herausgeben5). Dieses Privileg Viguiers auf nicht anatomische Farbendrucke
galt nur auf ein Jahr4). Er konnte aber nichts und habe nur ein „Traite" veröffent-
licht, „in dem kaum das steht, was bei mir der geringste Drucker schon weiß".
Gautier wohnte jetzt in der Rue des Pretres S. Germain l'Auxerrois, au coin de la
rue de l'Arbre-Sec.
Im Jahr 1748 (auch noch 1755) wohnte er in der Rue de la Harpe apres la rue
Poupee, la seconde maison neuve, ä droite. Leblons Erben, die nichts schaffen
konnten, hatten nun alles aufgesteckt. In seiner „Anatomie de la tete" dieses Jahr
zeigte Gautier an, daß er zu deren acht großen Farbendruckplatten noch 42
weitere schaffen wolle für eine große Gesamtanatomie. Vier der angezeigten
Tafeln, nämlich die „3me Division, Anatomie comparee de differens animaux" scheinen
nie ausgegeben worden zu sein. Denn schon im Jahr 1749 heißt es nur, „Cours
de l'anatomie" in 46 Tafeln, vor denen er bereits 30—35 Farbdrucke geschaffen
habe7). Diesen „Cours" überreichte Gautier 1752 dem König, dem er ihn ge-
widmet hatte, zu Compiegne8). Das „ungeheure Werk" habe er in sieben Jahren
vollendet, wobei Duverney ihm nur bei der Sezierung der Myologie, Mertrud nur
bei der weiblichen Figur geholfen habe. Alles andere habe er selbst seziert, ge-
malt und gestochen (auch in Wachs bossiert). Er hätte es früher zu Ende geführt,
hätte er nicht inzwischen auch 1. eine ganz neue, vollständige Philosophie in seinem
„System de l'Univers" gegeben: 2. die Optik Newtons durch öffentliche Experimente
vernichtet; 3. zwei Bände seiner „Observations sur l'histoire naturelle, sur la phy-
sique et sur la peinture" mit 24 oder 25 Farbendrucktafeln herausgegeben.
Diese „Observations" in 4° (daneben eine 8°-Ausgabe, als Fortsetzung einer
früheren Veröffentlichung, mit den Tafeln als Sonderbeilage), die von 1752 bis 1755
laufen, fangen an mit der Bemerkung „les planches colorees feront la baze de cette
enterprise". Im 6. Heft des II. Bandes kündigt er ein neues Farbendruckverfahren
an, das sich nicht für Gemälde und Anatomien, wohl aber für Pflanzen und Blumen
eigne. Einzelheiten verrät er vorläufig nicht, nur daß es viel billiger als das bis-
herige (Schabkunst) sei.
Auf einem Titelblatt des Jahres 1753 (3. Band der „Observations") wirdj. Gautier
zum erstenmal als Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Dijon angeführt.
Der alte Streit will nicht zur Ruhe kommen und 1756 wird Gautier im Mercure
de France von einem Namenlosen angegriffen, der ihn halb als anmaßend, halb
als bloßen Plagiator Leblons darstellt. In diesem Jahr erschien auch die zweite
(Gautier-Montdorgesche) Ausgabe von Leblons Coloritto, die sich ebenfalls gegen
Gautiers Ansprüche richtet. Er schlägt nun einen Wettbewerb zwischen sich und
den „Erben Leblons" vor, der endgültig entscheiden soll, wer fortan im Farben-
druck arbeiten darf und wer nicht7); sie können ja doch nichts, und er will so den
ewigen Nörgelern den Mund stopfen. Auch hierbei verbreitet Gautier sich über
seine Farbendrucktheorie. Er beruft sich auf Mouffles eidliche Aussage, daß Leblon
nur mit drei Platten und jedenfalls nach der Newtonschen Lehre gearbeitet habe8).
Im Oktober 1756 veröffentlicht Gautier seine „Schluß"-Darstellung über die Leblon
Gautier-Streitfrage4): hier druckt er auch ein wichtiges Rezept Leblons zum Fir-
nissen von Drucken ab und läßt dem ausübenden Maler Leblon Gerechtigkeit
widerfahren.
Das von Gautier gemalte Bildnis des Marschalls von Belle-Isle, übrigens, befindet
sich im großen Saal des Stadthauses zu Marseille 7).
Im Juniheft 1757 von Toussaints „Observations...", SS. 443—4, stehen ausführ-
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