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Unbestimmte zum Bestimmten wird, bewahren die Dinge außer uns ihre un-
bestimmte Form. Je nachdem das Unbewußte (das Universelle in uns) sich dem
Bewußten nähert, entsteht für uns die Notwendigkeit, die launische und un-
bestimmte Erscheinung der Naturphänomene beständig umzubilden und schärfer
zu bestimmen.

So zerstört der neue Geist die begrenzte Form der ästhetischen Ausdrucks-
weise und schafft eine Darstellung, in der Subjekt, und Objekt, Einschließendes
und Umschlossenes gleichwertig sind, — eine ausgeglichene Dualität von
Individuellem und Universellem, — und mit dieser Dualität-in-Mehrheit schafft
der neue Geist das rein ästhetische Gleichgewicht.

Man hat den Eindruck, daß Literatur und Musik den sogenannten bildenden
Künsten mit Beschreibung und Umschreibung nacheifern. Gleicherweise um-
gekehrt: die bildenden Künste scheinen dem romantischen und symbolischen
Geist der Literatur und der Musik zu folgen. Solange man die natürliche Form
als Kunstmittel benutzte, konnte man diese Hinneigung zur Beschreibung, ins-
besondere in der Malerei und Plastik, verstehen. Diese natürliche Form ver-
schleiert den direkten Ausdruck des Universellen, weil darin Subjekt und Ob-
jekt nicht in plastischer Gleichwertigkeit vorhanden sind. Der gestaltende Aus-
druck des Einen und des Anderen vermischen sich.

Die natürliche plastische Erscheinung stellt sich als Körperlichkeit dar.

Dies drückt sich plastisch als eine Kugel aus, die eben sein will, oder als
eine Ebene, die gezwungen wäre Kugel zu sein, — als Kurve, die zur Geraden
werden will oder als Gerade, die man zwingen würde, Kurve zu sein. —Dieser
plastische Ausdruck ist also nicht ausgeglichen. Man suchte das Gleichgewicht
mittels einer Komposition, die in Darstellung und Gegenstand verschleiert war.
Auf diese Weise, da man unrein gestaltende Mittel anwandte, wurden Malerei
und Plastik zur Beschreibung.

Ebenso wurde das gestaltende Mittel der Wortkunst unrein (in der Form)
und ging entsprechenderweise denselben Weg wie die sogenannten bildenden
Künste. Auch dort versuchte man, den Inhalt des Ganzen durch Umschreibung
auszudrücken und nicht durch das Wort selbst. Das Wort, zum Satz vereinigt,
schwächte sich als homogene Mehrzahl ab. Man drückte sich mit Hilfe des

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