Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ELFTES KAPITEL.

DER EINBAND IM XIX. JAHRHUNDERT
UND IN DER NEUESTEN ZEIT.

Im Anfang des 19. Jahrhunderts herrscht
* die Stilepoche des ersten französischen
Kaiserreichs, das Empire mit seinen oft
überladenen, immer trockenen Zierformen,
mit denen man getreue Nachbildungen
der antiken Dekorationen zu geben wähnte.
Die Bucheinbände der Empire-Zeit sind
in Frankreich wie in Deutschland, Oester-
reich, England und Italien mit dürftigen
antikisierenden Ornamenten verziert, Mo-
tiven von etruskischen Vasenbildern und

pompejanischen Wandmalereien in Gold-
pressung auf schwarzen oder farbigen
Lederschildern. Es ist im allgemeinen
eine kümmerliche Dekoration. Hin und
wieder begegnen wir in Frankreich reicher
dekorierten Einbänden, wie dem von
Mairet ausgeführten, den Abb.172 wieder-
giebt. Besonderen Ruf hatten in Paris die
Arbeiten der Brüder Bozerian und
Simiers.
Auch die Wiener Buchbinder haben


Abb. 172. Empire-Einband von Mairet, Paris-

gelegentlich vortreffliche Ar-
beiten im deutschen Empire-
Geschmackgeschaffen. Ein Bei-
spiel dafür ist der rote Saffian-
Band Abb. 173, der um 1815 in
Wien ausgeführt worden ist.
Zeigen die Empire-Einbän-
de trotz ihrer Dürftigkeit in
der Erfindung doch noch eine
gewisse Originalität, eine ge-
wisse Stil-Sicherheit, so ver-
fiel man nun bald in blosses
Kopieren alter Formen. Und
das blieb so bis gegen das
Ende des Jahrhunderts. Fast
das ganze 19. Jahrhundert
brachte in der Kunstbuch-
binderei wenig Originelles her-
vor, man zehrte an den For-
men der vergangenen Jahr-
hunderte und beschränkte sich
auf genaue Kopien der Ein-
banddekorationen aus allen
Stilepochen. Es war eben in
der Buchbinderei nicht anders
wie in allen anderen Zweigen
 
Annotationen