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Müller, Karl Otfried
Archäologische Mittheilungen aus Griechenland (Band 1,1): Athens Antiken-Sammlung — Frankfurt a.M., 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.900#0025
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alterthümliche Votivfigürchen von Blei aus dem Menelaion bei Sparta, aueh einige rohe Thonfiguren
von da, und bleierne Strahlenringe; solche noch aus andern Gräbern daselbst, und Grablampen;
ausserdem einige kleine Reliefs; auch ein solches nebst Geräthresten aus Megalopolis l).

Im August 1834 kam aus München v. Klenze nach Griechenland und veranlasste die Regent-
schaft zu Ausgrabungen am Parthenon, welche sogleich drei Reliefplatten von der Nordseite des Frie-
ses zu Tage förderten. Nachdem nun Athen zum Königsitze geworden war, kamen nicht nur durch
vermehrte Neubauten allerlei antike Ueberreste zum Vorschein, es wurden auch im Jahre 1835 und
dem folgenden unter der Leitung desDr.Ross und der Architekten Schaubert und Hansen, auch
Laurent, die Ausgrabungen auf der Akropolis fortgesetzt. Man begann, den Unterbau des südlichen
Flügels der Propyläen von den neuern, an und über ihn gebauten Befestigungswerken zu befreien;
zugleich wurden Räumungen und Ausgrabungen am Parthenon, zuvörderst an der südwestlichen Ecke
des Tempels unternommen.

Am letzteren Orte fand man zunächst neben Stirnziegeln des Tempels Bruchstücke kleiner Re-
liefs und Statuen, dann am Unterbau unter dem südwestlichen Giebeleck den Tors eines jugendlichen
Gottes und wenig später den ihm gehörigen rechten Schenkel (er war unter den Giebelliguren die
zweite dieser Seite), ein gewandumschmiegtes Bein, das Stück eines Pferdekopfes, ein Bruchstück
der linken Brust und Schulter einer gewandeten Göttin. Später kamen die innere Seite von einer am
Boden sitzenden bekleideten Göttin, eine männliche Brust, Hinterschenkel von den Pferden dieses
Giebels aus dem Schutt hervor; auch von einer Metope der Südseite, der wohlerhaltene Kopf eines
Kentauren; hernach vom Cella-Fries der Nordseite eine ßgurenreiche Platte. Zwischen diesen Fun-
den gewann man durch dieselbe Ausgrabung einen Denkstein mit Relief in strengern Stvl und In-
schrift älteren Charakters, eine Statuette der Pallas, einen grossen, sehr beschädigten männlichen Tors,
Fragmente von Köpfen, Reste von Pferden (verschieden von jenen des Giebels) und andere Sculptur-
trümmer. Was man hierauf an der Südseite von Ueberbleibseln alter Kunst fördern konnte, befand
sieb in und unter den Fundamenten vieler kleinen Bauanlagen von Türkenhand zerschlagen und ver-
braucht: halbcolossale verstümmelte Köpfe, allerlei Statuentrümmer, Reiiefbruchstücke, indessen auch
einige Fragmente von Metopen, interessanter farbiger Architekturstücke nicht zu gedenken.

Die Räumung des Propyläen-Unterbaues, bei der Anfangs alte architektonische Bruchstücke zum
Vorschein kamen, förderte hernach ein schönes Votivrelief, dann, ausser Propyläen-Cassetten, eine der
trefflichen Reliefplatten von der Balustrade des Niketempels, und ferner unter den verbaut gewesenen
Theilen dieses Gebäudes nach und nach sieben Stücke seines plastischen Frieses. Im November 1835
fand sich eine zweite schöne Platte jener Balustrade und späterhin eine Anzahl kleinerer Fragmente
von derselben: im Anfang des Jahres 1836 ein achtes und neuntes Stück vom Friese des Niketempels.
Bei diesem Abbrechen der modernen Batterieen am Unterbau des Propyläenflügels und des Niketem-
pels, welchen mau wieder aufzurichten begann, fand man auch im Frühjahr 1836 ausser einigen sehr
alten, schön gearbeiteten Köpfen eine colossale weibliche Gewandstatue, mit einem au ihren rechten
Schenkel gelehnten und geschmiegten nackten Knaben.

') Wichtiger waren auf dieser und andern Excursionen, seine topographischen und epigraphischen Entdeckungen, die hier
übergangen werden müssen.

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