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Müller, Karl Otfried
Archäologische Mittheilungen aus Griechenland (Band 1,1): Athens Antiken-Sammlung — Frankfurt a.M., 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.900#0026
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------- 18 —

Die Aufgrabung am Parthenon, zu Ende 1835 auf eine Schichte von antikem Bauschutt zwischen
der Südostecke des Parthenon und der Burgmauer geleitet, förderte aus dieser Schichte verschiedene
alte Bronzefiguren und Geräthe, Votivfigürchen von bemaltem Thon und kleine farbige Architektur-
Ornamente, und aus demselben Lagerort bis in den Anfang des folgenden Jahres viele Scherben schö-
ner gemalter Vasen. Von Sculpturen erhielt man hier, ausser mehreren Bruchstücken eines Löwen,
den unteren Theil einer thronenden weiblichen Gewandstatue alten Styls. Im Frühjahr 1836 wurde
dann an der Ostseite des Parthenon aus dem Schutte zwischen den Umlaufsäulen und denen des Pro-
naos ein ausgezeichnet schönes Stück vom Fries über demEingange des Tempels, mit sitzenden Gott-
heiten, hervorgezogen, neben welchem sich daselbst ein verzierter marmorner Thronsessel fand. Spä-
ter brachte man an derselben Ostseite nur noch kleine Fragmente vom Fries, eins mit den Hinterbeinen
eines Opferstiers, und an Statuenresten, vielleicht vom Giebel, den Tors eines Knaben wenig unter
Naturgrösse, und einen mehr männlichen, wenig über Naturgrösse, ans Licht. Um den Sommer 1836,
wo die Ausgrabung fortschritt an der Nordseite, fand sie in dem hier nur niedrigen Schutt blos kleine
Bruchstücke von Friesplatten, eine halbe Marmormaske, einige sehr beschädigte Köpfe.

Derselbe Zeitraum, in welchem am meisten die Nachforschungen und Untersuchungen mit Um-
sicht betrieben wurden, gewährte noch andere archäologische Resultate. In der ersten Hälfte des Jah-
res 1835 wurde der Theseustempel mit Schonung seiner antiken Gestalt und Herstellung des aus dem
Mittelalter herrührenden Daches zu einem Museum für die Funde der Unterstadt und des Hafens und
die aus den Provinzen herbeigezogenen Antiken eingerichtet. Die Sammlung darin erhielt sogleich
neuen Zuwachs; denn im Sommer dieses Jahres bereiste Ross mit Schaubert die Inseln und kaufte
von Tenos eine Herme mit Inschrift, auf Thera eine Apollonstatue von alterthümfichemStyl, grub auch
auf der letzteren Insel Amphoren, Glasgefässchen, kleine Terracotten aus, und erwarb Vasen von eigen-
tümlicher Form und Bemalung. Zur selben Zeit erhielt man aus Gcabern in der Gegend des alten
Tenea die Trinkschale mit Herakles und Nessos und einige Gefässe der sogenannten ägyptisirenden
Art, und zu Megara ward eine weibliche Gewandstatue gefunden. Gegen Ende des Jahres 1835 stJess
man beim Grundgraben für das neue Münzgebäude auf einen sehr grossen Marmorsarkophag mit römi-
schen Ornamenten, und ganz in der Nähe wurden im Frühjahr 1836 noch zwei kleinere mit Reliefs
geschmückte Sarkophage entdeckt, auch unter christlichen antike Gräber, zum Theil mit bemalten
Vasen und dabei an mehreren Todtenschadeln Goldschaumplättchen gefunden. In diesem Frühjahr
leitete ausserdem die Grundgrabung für das königliche Schloss auf viele Gräber von unerheblichem
Inhalt und eines mit j^nern Silbergeräth, welches dem König von Baiern geschenkt wurde. Zugleich
wurden im Mai 1836 in einem Garten beim Peiräeus Nachgrabungen (begonnen schon vor 1^-Jahren)
wieder aufgenommen, welche mehrere sehr grosse Grabstelen mit Relief und eine ziemliche Anzahl
von kleineren förderten, unter welchen einige bemalt gewesene sieb bereits früher bemerkten Beispie-
len gesellten. Es kamen deren noch mehr im Herbst dieses Jahres hinzu, als man den Sumpf am Pei-
räeus ausfüllte, wo man überdies wieder einige Vasen fand.

Ich kann nicht ganz übergehen, dass in denselben drei Jahren auch die Ausbeute an Inschriften
sehr gross war; wie denn zahlreiche aus Böotien Ross 1833 an Bock h sandte, 1835 andere ausAlt-
Syrosund sehr alterthümliclie aus Thera (diese durch Prokeseh von Osten aufgezeichnet) eingingen,
 
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