Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Müller, Karl Otfried
Archäologische Mittheilungen aus Griechenland (Band 1,1): Athens Antiken-Sammlung — Frankfurt a.M., 1843

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.900#0034
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
gross im Verhäitniss zum Wagen, mit dem linken Fuss auf ihn getreten, das rechte Bein zurück-
gestreckt auf der Erde hinter dem Wagen, neigt den Köqier vor, wie auch den Hals bei aufrecht
gehaltenem Kopf, und streckt beide Arme, leicht vorgebogen, zügelhaltend über dem Geländer
des Wagens hinaus. Sie ist eine hohe, jungfräulich gracile Gestalt, reich und fein gewandet, das
Motiv des Oberkörpers meisterlich ausgedrückt, auch das der Beine, obwohl der untere Theil
der Figur abgestossen ist, durch den Zug der Gewandfalten deutlich genug ausgesprochen. Die
Linien des zartkräftigen Halses, des nur im Umriss erhaltenen, gut proportionirten Kopfes und
Gesichtes, die Haltung der länglichten Arme und der noch in der Beschädigung ihre feine Aus-
führung verrathenden Hände — alles mit organischem Gefühl und Sicherheit gezeichnet. Das
Haar in conventioneller Coeffüre und das Gewand in den regelmässigen und gekreppten Falten
zeigt den hieratischen Styl; aber m einer Anlage, bei welcher sich die Gestalt und Bewegung
zwanglos und vorteilhaft entwickelt. Das Haar ist, wo es den Nacken berührt, emporgewunden
in einer steilen Linie, dann wieder abwärts umgebogen und endet in einem breit herausge-
schweiften Haarbeutel. Vom Chiton wird nur der Aermel um den rechten Oberarm (denn die
Unterarme sind bloss) und ein Streif an der zurückweichenden Seite unter diesem Arme gesehen.
Er deutet hier wieder in seinen ganz zartwelligen Falten Wollen- oder Baumwollenstoff an.
Nicht so gewellt sind die Falten am untern Theil des Gewandes, welcher vom Oberschenkel des
linken zur Wagen best eigung in's Knie gebogenen Beines herabfallend, zwischen der Wade des
letzteren und dem Knie des rechten zurückgestreckten Beines eine leicht hängende Masse bildet,
deren Gefält vom vertikalen Fall nach beiden Seiten so, wie die Beine es bestimmen, abgezogen
wird. Die Ampechone, die in ihren parallel geordneten, aber lind gezogenen Faitenlagen den
Eindruck von Linnenstoff gibt, hängt, um den Kücken umgenommen, vom Nacken etwas ab-
stehend, über die Schultern um die innern Seiten der Oberarme herunter mit Vertikalfalten, ge-'
glockten Säumen und Kügelchen an den Endzipfeln, die vom linken Arm hängende Musse steil-
recht bei und vor dem Knie bis auf den Wagenboden; kürzer die vom rechten Oberarm herab-
hängende, und in schrägerem Falle, indem bei ihr die Bewegung ein leichtes Zurückweichen
bedingt, entsprechend dem Zurückweichen der Falten des Untergewandes und des Rückensau-
mes vom Ampechonion, da, wo sie das Zurückstehen des rechten Beines und Vorneigen des
Körpers zieht. (Zugang zu den Propyläen.) S. d. Abbild. T.H. F.4
12) Fragment tanzender Göttinnen (Hören, Chariten), war schönen älterem Styl gearbeitet;
es sind aber davon nur zwei gehälftete Oberkörper ohne die Köpfe erhalten. Links die erste
Figur war ziemlich en face gesehen, bekleidet mit einem Chiton, der den Hals bloss lässt, glatt
über die Brust geht, darunter sich etwas bauscht. Eine losere Gewandmasse fällt faltig von der
linken Schulter über Achsel und Brustseite herunter und umgibt noch den linken, bequem ab-
wärts gebogenen Arm bis an den Ellbogen mit umgelegten Falten. Dieser herabgelassene Arm
ist fast bis zur Handwurzel erhalten. Sonst ist nur noch über dem linken Schlüsselbein an der
Halslinie heraus eine kleine Haarmasse zu bemerken. Von der zweiten Figur ist wenig mehr
als der Arm erhalten, der sich nahe dem linken der ersten so herablässt, dass man sieht, die
Hände der Beiden berührten einander. Auch dieser Arm ist entblösst; aber ein an der Schulter
 
Annotationen