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Müller, Hinrich
Die Brückenbaukunde in ihrem ganzen Umfange: ein Handbuch für Ingenieure und Baumeister (Band 2): Die Erbauung der hölzernen Brücken — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.24550#0014
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Die gewöhnliche Jochbrücke oder gemeine Balkenbrücke. 11

Auf die Brückenbalken kommen normal auf ihre Länge die Brückenbohlen; diese
erhalten, wenn unmittelbar darüber die Fuhrwerke gehen, eine Stärke von 5 Zoll;
legt man hierüber noch einen zweiten Belag, so wird dieser aus 2 bis 2^ Zoll
starken Bohlen hergestellt, die nur etwa 2 Fuß länger sind, als die Fahrspur
breit ist. Dieser Belag wird dann so angeordnet, daß die Fugen des oberen
Belags nicht auf die des unteren treffen. Die Bohlen werden gewöhnlich von
Kiefernholz, besser aber von Eichenholz genommen.

Da eine solche Brücke, wie auch jede andere längere Brücke, Geländer er-
halten muß, so legt man zu dem Ende häufig zwei Schwellen längs der Hirn-
seiten des Belags und nagelt sie darauf fest. Diese Schwellen heißen
Saum sch wellen und es werden in diese dann Säulen (Geländer- oder Mittel-
pfosten) g eingezapft; auf diese letzteren wird nun in überall gleichem Abstande
von der Saumschwelle ein abgewässerter Holm h, die Brustlehne genannt,
aufgezapft. Zwischen den Säulen werden in dieselben quadratische Riegel i
übereck eingesetzt. Zur Stützung des Geländers werden die Strebebänder
oder Fußbügen k in die Deckschwellen und in die Säulen mit Zapfen einge-
setzt. Die Saumschwellen sind in vorliegender Figur nicht angegeben, weil sel-
bige nicht nothwendig sind, indem die Geländersäulen sehr zweckmäßig in die
Deckschwellen und in den Bohlenbelag oder besser in die Brückenbalken eingesetzt
werden. Diese Saumschwellen haben außerdem auch den Nachtheil, daß sie den
Abfluß des Regenwassers und das Abkehren des Kothes verhindern. In man-
chen Fällen können dieselben aber dennoch erforderlich sein, wie wir später sehen
werden. Das Geländer wird immer von Eichenholz hergestellt und man nimmt
zu den Säulen 6 bis 8 Zoll int Quadrat starkes Holz. Die Brustlehne wird
aus 2 Zoll breiterem Holze angefertigt nub auf der Oberfläche nach beiden
Seiten hin abgewässert. Wendet man eine Saumschwelle an, so erhält diese
wenigstens dieselbe Stärke, wie die Brustlehne. Die Riegelhölzer werden nach
Verhältniß stark und die Geländersäulen dürfen nicht weiter aus einander ge-
stellt werden, als höchstens 12 Fuß.

Um die Tragkraft einer solchen Brücke noch zu vergrößern oder wenigstens
die Stöße und die Last des überfahrenden Fuhrwerks auf alle Brückenbalken zu
vertheilen, werden die Trag sch wellen mm angeordnet, welche mit 2 Zoll
tiefen Einschnitten versehen werden, worin die Balken liegen. Diese Trag-
schwellen sind von 12 Zoll breitem und 14 Zoll hohem Kiefernholze und wer-
den am zweckmäßigsten mit jedem Balken mittelst eines durchgehenden Schrau-
benbolzens verbunden, wodurch gleichzeitig auch noch mehr die verticaleu Schwin-
gungen verhindert werden.

Um dem Pfahljoche noch mehr Stabilität zu geben, schlägt man ge-
wöhnlichj die beiden äußersten Pfähle desselben so ein, daß sie eine nach ümen
geneigte Stellung erhalten. Dies ist auch schon deshalb nothwendig, um beit
schwimmenden Körpern, welche auf dem Gewässer unter der Brücke hindurchge-
führt werden, im Fall des Gegentreibens gegen das Psahljoch, genügenden Wi-
derstand leisten zu können, ohne für dieses von nachtheiligen Folgen zu sein.
Den dem Strome zugekehrten äußersten schrägen Pfahl aber als Eisbrecher zu
benutzen, ist durchaus nicht rathsam, weil dadurch das Joch allzu heftigen Er-
 
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