Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Müller, Hinrich
Die Brückenbaukunde in ihrem ganzen Umfange: ein Handbuch für Ingenieure und Baumeister (Band 2): Die Erbauung der hölzernen Brücken — Leipzig, 1860

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.24550#0047
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
44

Drittes Capitel.

Mail spart dadurch zwar nicht unbedeutend an Holz, indem dann nicht unter
jedem einzelnen Straßenträger ein Sprengewerk erforderlich ist; es entsteht
jedoch auch der große Nachtheil, daß das Hirnholz der Streben und der
Spannriegel zu sehr in das Langholz der dazwischen liegenden Trageschwellen
drücken und dadurch die Brücke binnen kurzer Zeit eine llicht wieder zu ver-
bessernde Senkung in der Mitte jedes Joches erhalten würde.

Die Sprengstreben stehen mit einer Versatzung in der Maller oder in den
Jochpfählen, wobei ste aber in letzteren noch mit einem kurzen Zapfen einstehen,
um ein Ausweichen nach den Seiten hin zri verhindern. Werden die Spreng-
streben in Jochpsähle eingesetzt, so kann dies jedoch nur dann stattfinden, wenn
der wagerechte Schub der Sprengstreben auf beiden Seiten des Joches beinahe
gleich ist, worails also folgt, daß bei Sprengewerken die Landjoche auch immer
gemauerte Stirnpfeiler sein müssen. Aber auch die Mitteljoche sollte man bei
gesprengten Brücken aus massiven Brückenpfeilern bestehen lassen, indem die
Pfahljochc zu wenig Stabilität haben, als daß die Sprengstreben dagegen mit
voller Sicherheit sich stützen lassen. Ueberhanpt drücken auch die Streben zu
sehr iil das Langholz der Jochpfähle sich ein. Um dies mm zu verhindern
und llin die Jochpfähle durch die nöthigen Versatznngen nicht zu schwächen,
ordnet man auch Gnrtuilgen an, gegen welche die Streben sich stützen, wie dies
ails Fig. 338 näher ersichtlich ist.

Werden die Streben so lang, daß eine Ausbiegung nach der Seite zu be-
fürchteil wäre, so werden sie in ihrer Mitte durch eine Gurtung gefaßt, die alle
Nippen nach der Breite der Brücke verbindet. Ist aber ferner auch eine Aus-
biegung der sämmtlichen Sprengstreben nach unten zu befürchten, so müssen sie,
wie in Fig. 307 angedentet ist, noch allßerdem durch schiefe Gurtungen an
die Straßenträger angehängt werden, in welchem Falle es aber dann kein reines
Sprengewerk mehr ist, sondern schon in ein Hängewerk mit übergeht, woraus
folgt, daß reine Sprengewerke nur bei Brücken von mäßigen Jochweiten anwend-
bar sind.

Bei Sprengewerken ist der Neigungswinkel der Sprengstreben im Allge-
meinen nicht willkürlich anznnehmen, sondern schon meistens durch den höchsten
Wasserstand, bis zu welchem die Sprengstreben nur hinnntergehen dürfen, be-
stimmt lilld hiervon die Möglichkeit eines vortheilhaften Neigungswinkels und
die Länge der Streben, also auch die des Spannriegels abhängig.

Im Folgenden soll dieses näher untersucht werden und haben wir zunächst
den horizontalen Druck zu bestimmen, welchen die Stützpunkte der Streben bei
einer gewissen Belastung zu erleiden haben.

Es sei Fig. 306 die ganze Länge des durch ein Sprengewerk unterstützten
Balkens — a; die Entfernung AC == BE = c; der Neigungswinkel der Stre-
ben gegen den Horizoilt ----- a und das Gewicht eines laufenden Fußes vom
Balken mit Einschluß der gleichförmig über denselben verbreiteten Belastung
— G, so findet man nach Eytelwein den Druck, welchen die hier als Stütz-
punkte des Balkens zu betrachtenden Punkte 6 und E zu erleiden haben

_a3-fc3— 2ac2
~ 4c (3a —4cj* ''
 
Annotationen