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Müller, Hinrich
Die Brückenbaukunde in ihrem ganzen Umfange: ein Handbuch für Ingenieure und Baumeister (Band 2): Die Erbauung der hölzernen Brücken — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.24550#0177
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Zehntes Capitel.

selben unausbleiblich sein würde, so müßte man die Schenkel der Bogenrippe
um einige Fuße verlängern, ohne daß jedoch der Sehnenwinkel sich änderte.
Die zu den Verbindungsschwellen und Streben erforderlichen Einschnitte und
Zapfenlöcher würden ebenfalls erst dann gemacht werden können, wenn die
Nippe anfgeschlagen würde, was überhaupt immer erst dann geschehen sollte,
wenn die Curven auf dem Lande abgebunden würden. Bei einer solchen Be-
handlung würden die Hölzer, nachdem die Rippen aus einander genommen, weit
besser im Krümmungszustande verharren, leichter aufgeschlagen werden können
und für die Dauer eine bessere Spannkraft erhalten, indem dann später die
Hölzer nicht mehr eintrocknm und in ihren Zusammenschiftungen undicht und
lose werden, wie dies namentlich bei der oben angegebenen Methode, die
Curven gleich auf einer Flußrüstung zu krümmen, der Fall sein würde. Wenn
nun hierdurch auch die ursprünglichen Baukosten vermehrt werden, so erreicht
man dadurch doch eine größere Dauerhaftigkeit der Brücke, welcher Vortheil
die nicht sehr bedeutenden Mehrkosten, welche ein solches Verfahren erforderlich
macht, bedeutend überwiegt, Neberhaupt sollte man das zu dem Bau einer
Brücke zu verwendende Holz, mit Ausnahme der Spundbohlen, vor der wirk-
lichen Anwendung wenigstens so lange in luftigen Schuppen aufbewahren, bis
es einen ziemlichen Grad von Trockenheit erlangt hätte.

Zehntes Capitel.

Aufstellung eines Ueberschlags und Unterhaltung einer Brücke.

§. 32. Allgemeines.

Die Veranschlagung der Bauarbeiten beruht einmal darauf, daß man die
zum Bau erforderlichen Materialien nach ihrem Cubik- oder Flächeninhalt be-
stimmt, anderntheils aber auch auf einer Menge veränderlicher von Localum-
ständen abhängiger Dinge, deren richtige oder auch nur annähernd richtige
Bestimmung jedenfalls von Erfahrung und den gehörigen Localkenntnissen
abhängt. Da aber dennoch bei einem Brückenbau immer ein hinreichend ge-
nauer Voranschlag der Baukosten gemacht werden muß, so ist hierzu nicht allein
erforderlich, daß man ganz detaillirte Entwürfe anfertigt, sondern man muß
auch die Stelle, wo eine Brücke erbaut werden soll, genau untersuchen, um
auch in dieser Hinsicht möglichst richtig urtheilen zu können.
 
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