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Müller, Hinrich
Die Brückenbaukunde in ihrem ganzen Umfange: ein Handbuch für Ingenieure und Baumeister (Band 2): Die Erbauung der hölzernen Brücken — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.24550#0176
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Die Ausführung der hölzernen Brücken. 173

und in ihr Lager bringen, selbst wenn dieselben auch auf einem 300 Fuß davon
entfernten Werkplatze liegen.

Das oben beschriebene Verfahren wird bei den Bögen eines Jochfeldes
bei allen zugleich angewendet und es werden bei der zweiten Krümmung gleich
die Verbindnngsschwelleu und Streben eingelegt und die Rippen so mit einan-
der verbunden, wie ste im aufgeschlagenen Zustande sein sollen. Die Schrau-
benlöcher werden erst gebohrt, nachdem die Bögen ganz abgebunden sind, weil,
wenn man jede einzelne Curve bohren lassen wollte, dies erstlich ein besonders
genaues Verfahren erheischt, ferner aber sich selten mit der hinreichenden Ge-
nauigkeit ausführen läßt.

Werden die Bögen ans einer Landrüstnng abgebunden, so muß ebenfalls
später eine Flußrüftung angeordnet werden. Denn wenn auch die Kurven
mehrere Monate eingespannt gewesen, so deformiren sich dieselben doch wieder,
sobald sie aus einander genommen werden, und es muß dann die Rüstung so
hergestellt werden, daß die Unterlagspunkte auf derselben, welche durch Klötze
oder andere Hölzer gebildet werden, eben dieselbe Lage bekommen, als die
Unterlagspunkte des Bogens im Werksatze gehabt haben. Werden nun die
Kurven auf die neue Rüstung wieder aufgelegt, so werden die Schenkel erst
in die Stützschwellen oder Stützsäulen fest eingetrieben und alsdann wieder bis
in die vorige Form gekrümmt und so damit fortgefahren bis die Bögen wieder
ganz zusammengesetzt sind; gleichzeitig werden aber auch die Schwellen und
Kreuzstreben zur gegenseitigen Verbindung der einzelnen Rippen eines Joch-
seldes eingesetzt.

Nachdem die Bögen vollständig anfgeschlagen sind, wird der Oberbau der
Brücke vollendet und darauf wird die Ausrüstung begonnen, indem man zuerst
die Unterlagen wegnimmt und dann die Gerüstpfähle entweder herauszieht
oder absprengt, indem man an ihr oberes Ende ein starkes Seil befestigt,
dessen anderes Ende entweder von einer Anzahl Arbeiter stoßweise angezogen
wird, oder welches mit einer ans dem Lande befestigten Erdwinde in Verbin-
dung gesetzt ist.

Schon oben haben wir erwähnt, daß man die Kurven, sobald sie auf
einer Landrüstung gekrümmt werden, mehrere Monate in dieser Verspannung
beläßt. Da aber dennoch diese Zeit zu kurz zum Austrocknen der Hölzer ist,
indem zu den Kurven nur frisch gefällte Hölzer benutzt werden können, das spätere
Austrocknen derselben aber ein Nachlassen der Spannung zur Folge hat, so
würde es jedenfalls weit zweckmäßiger sein, die der Länge nach aus mehreren
zusammengeschifteten Curvenstücken bestehende Rippe so lange zwischen den festen
Stützpunkten verspannt stehen zu lassen, bis sie völlig ausgetrocknet wäre,
wenigstens einen solchen Grad von Trockenheit erlangt hätte, daß ein weiteres
Eintrocknen nicht mehr zu befürchten stände. Man müßte zu dem Ende die so
gekrümmte Rippe mit einem Schutzdache versehen, welches den freien Zutritt
der Zugluft gestattete und nur den Regen abhielte. Da aber dann die Fugen
der Schiftungen sich öffnen würden und daher ein späteres Nacharbeiten der-
 
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