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Müller, Hinrich
Die Brückenbaukunde in ihrem ganzen Umfange: ein Handbuch für Ingenieure und Baumeister (Band 2): Die Erbauung der hölzernen Brücken — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.24550#0089
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Viertes Capitel. Beispiele von Hänge- und

dieselben eingezapfte Trageschwellen mit einander verbunden. Diese.Trageschwel-
len werden durch Eisen, die mit einem Ende auf dieselben festgenagelt stnd, am
anderen Ende aber Schraubenspindeln haben und durch die Hängesäulen gehen,
mit diesen verbunden, indem eine Mutter gehörig fest vorgeschraubt wird. Außer-
dem sind aber in jedem Schwellenfelde Trageschwellen angeordnet, welche in
eisernen Bügeln, die an den Haupttramen befestigt sind, hängen. Zwischen die-
sen verschiedenen Trageschwellen werden die Windkreuze angebracht, und darüber
die Straßenbäume gelegt. Das Uebrige dieser Constructivn geht zur Genüge
aus den Figuren hervor und nach dem Bisherigen bedarf es keiner weiteren
Erläuterung.

In den Figuren 355, 355 A und 355 B ist die Nothbrücke dargestellt, welche
während des Baues eiucr steinernen Brücke über den Neckar bei Cannstatt*),
die Verbindung zwischen den beiden Stadttheilen gewährte. Die Entfernung
der Joche betrug 70 Fuß, jedes derselben bestand aus einer einfachen Reihe
von 11 Pfählen. Man hatte anfänglich die Bekleidung der Joche mit Bohlen
absichtlich unterlassen; als aber in der Folge eine zufällige Vertiefung des
Flußbettes an dieser Stelle sich zeigte, mußte, um den Pfeilern eine solide Ver-
bindung in sich zu geben, diese Bohlenbekleidung nachgeholt werden.

Bei dieser Brücke wurde nur das reine Hängewerk angewendet. An den
Hängesäulen waren die Trageschwellen mittelst Hängeeisen verbunden. Bei der
ansehnlichen Höhe der Häugesänlen wurden dieselben durch Querzangen mit
denen der gegenüberliegenden bleibe verbunden und durch eingesetzte Winkelbän-
der in ihrer Stellung erhalten.

In Förster's Bauzeitung heißt es ferner:

„In den ersten zwei Jahren hielt steh diese Nothbrücke ohne merkliche
Veränderung, allein üu dritten Jahre ihres Bestehens zeigten sich Spureil von
Zerstörung, indem die Köpfe der Kronhölzer k, k, der Pfahlpfeiler und die Un-
terschiebliuge g,g, ferner die Längenhölzer h,h, und die Querzangen i,i, dem
allzu großen Drucke nachgaben. Zu gleicher Zeit fingen einzelne Streben des
Hängewerks an von unten herauf anzufaulen. Alle diese Schwachheiten, die sich
indessen in weit höherem Maße auf der südöstlichen Wand der Brücke äußer-
ten, mußten eine Einsenkung der Hängesysteme nach stch ziehen, welche schon
im Jahre 1834 zu verschiedenen Ausbesserungen Anlaß gab, worunter die Er-
setzung einer der doppelten Streben k, welche auf 5 Fnß von unten herauf
ganz verfault war, besondere Schwierigkeiten hatte. Dieser Maßregeln ungeachtet
ging die Zerstörung der Brücke mit so raschen Schritten vor sich, daß man sich
zu Aller Sicherheit veranlaßt sah, Zwischenunterstützungen unter den mittleren
Hängesäulen jedes Brückenfaches anzubringen. Diese Zwischenunterstützungen
bestanden in einer einfachen Reihe von Pfählen, welche etwa 5 Fuß unter
Wasser abgeschnitten und mit einem Kronholze versehen waren. Von diesem
Kronholze aus wurden sofort die Tragriegel I mit mehreren Pfosten und Bü-
gen in der Art unterstützt, daß diese Unterstützungen alle an Seilen hingen

*) S. Forst er's Bauzeitung. Jahrgang 1840.
 
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