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Müller, Hinrich
Die Brückenbaukunde in ihrem ganzen Umfange: ein Handbuch für Ingenieure und Baumeister (Band 2): Die Erbauung der hölzernen Brücken — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.24550#0244
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Das Knotensystem bei Brücken.

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aber nichts, sondern er scheint kurzweg anzunehmen, daß solche Schwierigkeiten
in der Wirklichkeit gar nicht Vorkommen können, indem er sagt: „Die Repa-
ratur ist weit leichter, indem einzelne schadhafte Hölzer herausgenommen und
durch andere ersetzt werden können, ohne daß die ganze Construction aus einan-
der genommen werden muß."

Die größte Dauer, welche der Verfasser dadurch zu erzielen glaubt, daß
die einzelnen Bogenhölzer nicht unmittelbar bis in oder aus die Mauer reichen,
ist keineswegs von Belang. Wir haben schon beim vorigen Beispiele ange-
führt, daß eine solche Anordnung ohne Nachtheil gemacht werden könnte, zumal
wenn man die bei der Brücke zu Jvry gemachte Anordnung anwendete.
Ueberbaupt wird dann auch das Holz nie ringsum so dicht bemauert, daß die
Luft nicht vollkommen zudringen könnte. Ein Nachtheil, der aber durch vor-
liegende Anordnung hervorgerufen wird, ist der, daß das Hirnholz der Bogen-
hölzer sich sehr stark in die untere Schwelle einkneist und dadurch nicht allein
eine Senkung der Bögen nothwendig entstehen muß, sondern auch das da-
selbst sich ansammelnde Wasser sich darin um so länger aufhalten und den
unteren Bogenschenkeln sehr bedeutend schaden kann; denn durch das Einkneifen
der Hirnhölzer in diese Schwellen werden die Oberflächen der Versatzungen
verändert und lassen alsdann den Wasserablaus durch die cigends dazu durch
die Schwellen gebohrten Löcher nicht mehr zu. Es ist also jedenfalls ein bal-
diges Verfaulen der unteren Schwellen vorauszusehen und in Folge dessen
entsteht dann nothwendig eine Senkung der Bögen. Die Vortheile, welche
der Verfasser durch diese Anordnung zu erreichen vermeinte, sind also nicht
vorhanden.

Die große Zweckmäßigkeit der Dächer, welche der Verfasser so sehr her-
vorhebt, ist nicht so bedeutend, sondern in der Anordnung, wie sie der Ver-
fasser hier giebt, sogar unvortheilhaft. Derselbe glaubt, es sei nur der Regen
und Schnee, welcher der Brücke schädlich ist und ans deren früheren Ruin
einwirke. Dies ist aber weit weniger der Fall. Durch die Bedeckung der
Brückenbahn mit Bohlen oder Klotzpflaster und durch eine sonst zweckmäßige
Ableitung des Regenwassers kann dies die eigentlichen Constrnctionshölzer gar
nicht bewässern, sondern es leidet höchstens der Bohlenbelag oder das Klotz-
pflaster. Dagegen leiden die Constrnctionshölzer durch die fortwährende Aus-
dünstung des Wassers und dadurch, daß sie immer allen Einflüssen der atmo-
sphärischen Luft ausgesetzt sind. Der wenige Schlagregen, welcher, wenn die
Brücke mit Dielen bekleidet ist, hindurchdringt, ist weniger von Bedeutung als
die feuchten Ausdünstungen. Der Verfasser hätte daher hier sehr zweckmäßig
die Bedachung weglassen können, indem dadurch die Construction nur unnöthig
beschwert wird, was aber für dieselbe von weit größerem Nachtheil ist als der
Regen, der auf den Bohlenbelag fällt und von diesem wieder abläuft. Bei
Brücken, wo die Construction sich oberhalb der Brückenbahn besindet und wo
also eine solche Anordnung getroffen werden muß, die auf beiden Seiten der
Brücke aufgestellten Verbindungen in ihrer Stellung zu erhalten, ist eine Be-
dachung der Brücke schon nothwendig, indem sonst die einzelnen Hölzer alles
Schutzes entbehren würden.

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