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ohne Zweifel um Erichthonios in vollkommener Schlangenge-
stalt handelt, nimmt es sich ganz so aus, als spreche die Göt-
tin zu diesem ihrem Pfleglinge. — Die Abbildung nach Beule
Monn. d'Athenes p. 390, n. 2.
n. 242, e. Minerva als Schicksals- und Glücks-Göttin. Die
Figur gleicht ganz den gewöhnlichen Minervadarstellungen (bei
denen sich ja, wenn auch selten, auch das Schwert findet, s. den
Text zu n. 208, a), nur dass sie ein Füllhorn in der rechten
Hand hält und ihr Schild mit dem Bilde eines Greifen verziert
ist. Dass das Füllhorn als Attribut der Fortuna zu fassen
ist, steht sicher; aber auch das Schildzeichen wird man als
auf Fortuna oder Nemesis bezüglich fassen wollen, obgleich der
Greif auch bei der Minerva, die nicht als Fortuna oder Ne-
mesis gedacht ist, vorkommt, wenn man erwägt, dass der, frei-
lich auch sonst in seltenen Fällen auf Schilden nachweisbare
Greif (Stephani Compte rend. pour 1864, p. 120) nur hier und
gerade hier als Schildzeichen einer Minerva erscheint. — Das
älteste sicher zu datirende Beispiel dieser so häutig zur Dar-
stellung gebrachten Auffassungsweise der Minerva findet sich
auf einer Aegyptischen Bronzemünze aus dem siebenten Re-
gierungsjahre des Antoninus Pius, vgl. Zoega Num. Aegypt.
Imp. t. XI, n. 8 und Ch. Lenormant Nouv. Gal. myth. pl. XXIX.,
n. 15, wo die Zahl der bei den gewöhnlichen Darstellungs-
, weisen der Minerva nicht vorkommenden Attribute auch eine
geringe ist, indem sich ausser dem sich regelmässig wiederho-
lenden Füllhorn im linken Arm nur eine von der rechten Hand
gehaltene Wage findet. Achnliche Darstellungen kommen auf
Gemmen und in kleinen Bronzefiguren nicht selten vor. Durch
den Codex Pighianus kennen wir selbst ein Beispiel der Ver-
schmelzung der Minerva und der Fortuna in einem ansehn-
lichen Marmorbildwerke (0. Jahn Ber. d. K. Sächs. Ges. d.
Wiss. 1868, S. 175, n. 11). — Von einem geschnittenen Steine,
der im J. 1811 im Besitze des Abate Carl-Antonio Pullini zu
Turin war. Nach Pullini Saggio di ant. Gemm. incis. Taf. 1,
Fig. IV, in den Mem. de lAcad. d. Sciences, Litter. et Beaux-
Arts de Turin, T. XIX.
n. 242, f. Dieselbe Schicksals- und Glücks-Göttin, aber weit
mehr in der Weise eines signum Pantheum aufgefasst: auch
behelmt, aber zudem geflügelt und auf einem laufenden Löwen
(nicht Hunde, wie früher angenommen wurde) stehend, ein Füll-
horn im linken Arm haltend und ein Steuerruder sowie eine
Aehre mit der rechten Hand, auf welcher die Eule sitzt. Im
Felde herum ein Halbmond, Stern, Stierkopf und Heroldstab
(den man sonst auch in der Hand ähnlicher Figuren findet):
Gegenstände, die als Amulete oder als Segenszeichen be-
kannt sind. Auch der Löwe kommt unter den Anmieten
vor (0. Jahn „Ber. d. K. S. Sächs. Ges. d. Wiss.," 1855,
S. 97). Indessen lässt sich auch in Betreff des vorliegen-
den Werks noch immer von einer Minerva sprechen. Auf
Minerva kann man unmittelbar zurückführen: den Helm, die
Beflügelung, die Eule und die Aehre (auf einer Münze Ha-
drians in Zoega's Num. Aegypt. Imper. t. VII, n. 19 findet
sich diese Göttin mit Aehren in der Beeilten dargestellt, auf
einer Gemme bei L. Müller Int. et Cam. du Mus.-Thorvalds.
n. 238 von Eule und Aehren umgeben). Ganz besonders aber
kommt der Löwe in Betracht. Schon in der zweiten Ausgabe
wurde bemerkt, dass die Stellung der menschlich gebildeten
Gestalt auf dem Rücken eines Thiers an orientalische Bild-
werke erinnere, vgl. dazu F. Lajard Recher ch. sur le culte
de Venus p. 128 und 0. Jahn Entführ, der Europa S. 19 fg.,
Anm. 16. Vom Oriente her kennen wir Venus als auf dem
Löwen stehend. Auf dem vorliegenden Werke späterer Rö-
mischer Arbeit haben wir den Löwen auf Minerva zu
beziehen, als deren Attribut derselbe uns ja schon oben be-
kannt wurde (s. Taf. XLX, n. 201, nebst Text), wenn auch
der Stierkopf unter dem Löwen, der Halbmond und der Stern
(die Sonne) durchaus zu der Venus passen, ja selbst Helm
und Eule dieser nicht fremd sind. Vgl. Lajard a. a. 0. p. 164.—
Es ist oft unendlich schwer, ja zuweilen unmöglich, die einzel-
nen Attribute solcher signa Panthea auf eine bestimmte Gott-
heit mit Sicherheit zurückzuführen. Schon im Alterthume selbst
schwankte man. So beziehen z. B. die meisten Neueren die
Aehren auf Ceres (auch Müller im Text zu dem entsprechen-
den Gemmenbilde in Bd. I, Taf. LXXII, n. 408). Aber wie
viele Gottheiten und allegorische Figuren haben in jenen spä-
teren Zeiten, aus denen die betreffenden Panthea stammen,
das Attribut der Aehre! Wie verschieden wurde das Stern-
bild oder ährenhaltenden Jungfrau bezogen (Eratosth. Cat. DX,
Hygin. Poet. astr.TL, 25)! In diesen Stellen ist von Minerva nicht
die Rede und doch dürfte, nach Gellius Noct. Att. XIV, 4 zu
schliessen, auch auf diese die Jungfrau bezogen worden sein,
mit welcher zudem Minerva ausser der Aehre auch die Wage
gemein hat (vgl. Hirt Bilderbuch S. 112). Wer beachtet,
dass die anscheinend pleonastische Zutheilung von Füllhorn
und Aehren sich häufig bei Fortunenbildern wiederholt, welche
nicht als Panthea gelten können, und zwar gerade in der
ohne Zweifel um Erichthonios in vollkommener Schlangenge-
stalt handelt, nimmt es sich ganz so aus, als spreche die Göt-
tin zu diesem ihrem Pfleglinge. — Die Abbildung nach Beule
Monn. d'Athenes p. 390, n. 2.
n. 242, e. Minerva als Schicksals- und Glücks-Göttin. Die
Figur gleicht ganz den gewöhnlichen Minervadarstellungen (bei
denen sich ja, wenn auch selten, auch das Schwert findet, s. den
Text zu n. 208, a), nur dass sie ein Füllhorn in der rechten
Hand hält und ihr Schild mit dem Bilde eines Greifen verziert
ist. Dass das Füllhorn als Attribut der Fortuna zu fassen
ist, steht sicher; aber auch das Schildzeichen wird man als
auf Fortuna oder Nemesis bezüglich fassen wollen, obgleich der
Greif auch bei der Minerva, die nicht als Fortuna oder Ne-
mesis gedacht ist, vorkommt, wenn man erwägt, dass der, frei-
lich auch sonst in seltenen Fällen auf Schilden nachweisbare
Greif (Stephani Compte rend. pour 1864, p. 120) nur hier und
gerade hier als Schildzeichen einer Minerva erscheint. — Das
älteste sicher zu datirende Beispiel dieser so häutig zur Dar-
stellung gebrachten Auffassungsweise der Minerva findet sich
auf einer Aegyptischen Bronzemünze aus dem siebenten Re-
gierungsjahre des Antoninus Pius, vgl. Zoega Num. Aegypt.
Imp. t. XI, n. 8 und Ch. Lenormant Nouv. Gal. myth. pl. XXIX.,
n. 15, wo die Zahl der bei den gewöhnlichen Darstellungs-
, weisen der Minerva nicht vorkommenden Attribute auch eine
geringe ist, indem sich ausser dem sich regelmässig wiederho-
lenden Füllhorn im linken Arm nur eine von der rechten Hand
gehaltene Wage findet. Achnliche Darstellungen kommen auf
Gemmen und in kleinen Bronzefiguren nicht selten vor. Durch
den Codex Pighianus kennen wir selbst ein Beispiel der Ver-
schmelzung der Minerva und der Fortuna in einem ansehn-
lichen Marmorbildwerke (0. Jahn Ber. d. K. Sächs. Ges. d.
Wiss. 1868, S. 175, n. 11). — Von einem geschnittenen Steine,
der im J. 1811 im Besitze des Abate Carl-Antonio Pullini zu
Turin war. Nach Pullini Saggio di ant. Gemm. incis. Taf. 1,
Fig. IV, in den Mem. de lAcad. d. Sciences, Litter. et Beaux-
Arts de Turin, T. XIX.
n. 242, f. Dieselbe Schicksals- und Glücks-Göttin, aber weit
mehr in der Weise eines signum Pantheum aufgefasst: auch
behelmt, aber zudem geflügelt und auf einem laufenden Löwen
(nicht Hunde, wie früher angenommen wurde) stehend, ein Füll-
horn im linken Arm haltend und ein Steuerruder sowie eine
Aehre mit der rechten Hand, auf welcher die Eule sitzt. Im
Felde herum ein Halbmond, Stern, Stierkopf und Heroldstab
(den man sonst auch in der Hand ähnlicher Figuren findet):
Gegenstände, die als Amulete oder als Segenszeichen be-
kannt sind. Auch der Löwe kommt unter den Anmieten
vor (0. Jahn „Ber. d. K. S. Sächs. Ges. d. Wiss.," 1855,
S. 97). Indessen lässt sich auch in Betreff des vorliegen-
den Werks noch immer von einer Minerva sprechen. Auf
Minerva kann man unmittelbar zurückführen: den Helm, die
Beflügelung, die Eule und die Aehre (auf einer Münze Ha-
drians in Zoega's Num. Aegypt. Imper. t. VII, n. 19 findet
sich diese Göttin mit Aehren in der Beeilten dargestellt, auf
einer Gemme bei L. Müller Int. et Cam. du Mus.-Thorvalds.
n. 238 von Eule und Aehren umgeben). Ganz besonders aber
kommt der Löwe in Betracht. Schon in der zweiten Ausgabe
wurde bemerkt, dass die Stellung der menschlich gebildeten
Gestalt auf dem Rücken eines Thiers an orientalische Bild-
werke erinnere, vgl. dazu F. Lajard Recher ch. sur le culte
de Venus p. 128 und 0. Jahn Entführ, der Europa S. 19 fg.,
Anm. 16. Vom Oriente her kennen wir Venus als auf dem
Löwen stehend. Auf dem vorliegenden Werke späterer Rö-
mischer Arbeit haben wir den Löwen auf Minerva zu
beziehen, als deren Attribut derselbe uns ja schon oben be-
kannt wurde (s. Taf. XLX, n. 201, nebst Text), wenn auch
der Stierkopf unter dem Löwen, der Halbmond und der Stern
(die Sonne) durchaus zu der Venus passen, ja selbst Helm
und Eule dieser nicht fremd sind. Vgl. Lajard a. a. 0. p. 164.—
Es ist oft unendlich schwer, ja zuweilen unmöglich, die einzel-
nen Attribute solcher signa Panthea auf eine bestimmte Gott-
heit mit Sicherheit zurückzuführen. Schon im Alterthume selbst
schwankte man. So beziehen z. B. die meisten Neueren die
Aehren auf Ceres (auch Müller im Text zu dem entsprechen-
den Gemmenbilde in Bd. I, Taf. LXXII, n. 408). Aber wie
viele Gottheiten und allegorische Figuren haben in jenen spä-
teren Zeiten, aus denen die betreffenden Panthea stammen,
das Attribut der Aehre! Wie verschieden wurde das Stern-
bild oder ährenhaltenden Jungfrau bezogen (Eratosth. Cat. DX,
Hygin. Poet. astr.TL, 25)! In diesen Stellen ist von Minerva nicht
die Rede und doch dürfte, nach Gellius Noct. Att. XIV, 4 zu
schliessen, auch auf diese die Jungfrau bezogen worden sein,
mit welcher zudem Minerva ausser der Aehre auch die Wage
gemein hat (vgl. Hirt Bilderbuch S. 112). Wer beachtet,
dass die anscheinend pleonastische Zutheilung von Füllhorn
und Aehren sich häufig bei Fortunenbildern wiederholt, welche
nicht als Panthea gelten können, und zwar gerade in der