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Müller, Erwin; Schliepstein, Gerhard [Editor]
Die Wiedergeburt des Porzellans: eine kultur- und kunstpsychologische Einführung in die Porzellanplastik Gerhard Schliepsteins — München: Delphin, 1930

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.48465#0015
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GELEITWORT

Kaum ein Material spielt in der Kultur der Menschheit eine
solche Rolle wie das Porzellan. In seinem Buch „Porzellan als
Kunst- und Kulturspiegel“ zeigt Robert Schmidt, der ausgezeich-
nete Kenner der Porzellane aller Zeiten, wie das Porzellan Aus-
drucksmittel der verschiedenen Kunstrichtungen und Kulturen
geworden ist.
Die hohe Kultur Chinas und Japans ist in ganz besonderem
Maße verknüpft mit dem Porzellan: Zur Pflege der Blumen im
fernen Osten gehört die Gestaltung der Vase, und in den Formen
der Vasen sieht der Chinese die Gottheit. Die Kultur des Tees,
die in diesen Ländern beinahe Gottesdienst bedeutet, ist eng ver-
bunden mit der hauchdünnen Teetasse, einem unvergleichlichen
Symbol chinesischen Schaffens. So zeugen die herrlichen Schöp-
fungen chinesischer Porzellankunst, die zu uns gekommen sind,
von größter Vollendung des künstlerischen Gefühls und auch der
technischen Durchbildung.
Höchste Blütezeit des Porzellans in Europa waren die Jahr-
zehnte der Barock- und Rokoko-Kunst, in denen das europäische
Porzellan in Meißen erfunden wurde, in denen Könige und Für-
sten Europas Porzellanmanufakturen errichteten zur Erhöhung
des Glanzes der Hofhaltung und zur Erzeugung herrlichster Kunst-
schätze aus Porzellan. Alles, was diese galante Zeit bewegte, drückt
sich in den Schöpfungen der damaligen Porzellankunst aus, in den
Figuren, in den Tafelgeräten und Tafelaufsätzen, und staunend

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