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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0045
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und tie Ankunst Dingelstedts verkündigten, der da kcmmci, sollte, um für
cine entsprechendc Besoldung zu richten über die guten und bösen Schau-
spieler, über die lebendigen und todtenStücke. — Als lehtesVorzeichen der
nahenden Katastrophe erschien daS Coinmenthurkrcuz auf der Brust deS
Herrn Baron von Fraps , und es ist nun gewiß: der LegationSrath Din»
gelstedt ist zum wirklichen Gesandten des Himmelr ernannt, der die arti-
stischen Zustände Münchens retten, mit deffenAnkunft eine neue Aera der
dramatischen Kunst beginnen soll. — Auf unsere bisherigcn Theaterregen»
ten zurückblickend, wollen wir nicht untersuchen, wie viele davon Probe»
ves Wiffens und der praktischen Bildung abgelegt haben, aber ahnenprob-
haltig waren die meisten, das ist geschichtlich; daher man ininier auf eine
kl eine Partei gefaßt sein durfte, welche die Kunst so hoch anschlägt, daß
sie nur Adelige zu ihrcn Tempelvorstehern berufen haben will. Doch war
auch Herr von Küstner kein Georgiritter, und hatte selbst Baron FrayS
von der Pique auf gedicnt, so daß man hoffen konnte, die Altadelspartei
werde fich durch das Ausgezeichnete der Jntendanzführung für den Mangel
an Ebcnbürtigkeit cntschädigen laffen. Diese Hoffnung saßten wir um so
zuve rsichtlicher bei ber Kunde, daß die Neigung ees Königs selbst den Dich-
ter an dicsen chrcnvollen Posten berufen hatte, nicht nur zur Leitung der
mühevollen Theatergcschäfte, sondcrn auch zu sciner persönlichen literarischen
Unterhaltung. Was kann auch einem Monarchen fürdie Mühsale der Wirklich-
keit beffer entschädigen, als der Umgang mit einem Dichter, waS kann ihn den
Partciblicken bcffer cntziehen, als dieFreundschaft mit derPoesic, die keinen
Unterschied des Standes kennt? — Doch es gibt eine Partei, der außer
ihren eigenen Erfindungennichts heilig ist, und istDingelstedt an der aristokra-
tischen Scylla vorüber, so droht ihn die ultramontane CharybdiS zu ver-
schlingen. Die Frömmelei ist auch eine Poesie, wenn auch eine Abart
derselben, und ihren schwarzen Fittigen will man die bisher unter militi-
rischer Obhut gestandenen Musen übergeben.

UnsercS WiffenS ist zwar in den Freisinger Forderungen von der
Not hwendigkeit ciner kirchlichen Veauffichtigung deS TheaterS nichts ent-
halten, aber demohngcachtet scheinen die besten politischcn Legitimationen
nicht zu genüge», ohne nachgewiesene fromme Einfalt der Gesinnung.
Dingelstedt ist LegationSrath, Diplomat und Günstling des nach § 8S
regierenden württembergischen KönigS: daS ist Alles recht schön und gut,
allein ihm fehlt derGlaube, und daS ist die Hauptsache, welche wichtige,
wenn auch etwas späte Entdeckung wir den „historisch-politischenBlättern"
verdanken. — WaS ist daS für ein Journal? fragt mancher Leser. Die
historisch-politischen Blätter sind redigirt von vr. Philipps und Guido
GörreS und gehen mit dem Politischen sehr historisch und mit dem Hi-
storischen sehr politisch zu Werke. vr. Philipps, der bekannte klcineZurist
mit sehr beweglichen Gliedmaffen war die Zeit über zu sehr beschäftigt,
 
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