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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0254
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S38

berechnete, und dic Benutzung der insbesondere starken Höhe dersetben eine
sehr effektreiche. Daß aber das ganze Wesen, wie wir es eben schitderten,
nicht das einer Linda ist, und namentlich im ersten Akte nichts weniger
a ls das des schüchternen, unerfahrenen LandmädchenS, wird uns Jedermann
zugeben; desto mehr am Platze war das Spiel der Frln. Wildauer im
zweiten Akte, in welchem auch ihr Gesang am trefflichsten war. Durch-
weg aber ist Spiel und Gcsang etwaS chargirt und nach jeder größeren,
allerdings immcr auf das fcrligste durchgesührtcn, Passage oder Cadenz
glaubt man eine Tänzerin oder kühne Amazone vor sich, die eben nach
einem kcckcn Cprunge sich dcmPublikuni präsentirt als wollte sie sagen:
„ins voilü". Wirkung haben aber solche Stellen, und das hat an sich
schon einen Werth; weniger werthvoll ist das Piano und der Triller un-
seres Gastes. Sind wir mit dem Accompagnement italienischer Opern,
wie schon östers bemerkt, im Ganzen nicht zufrieden, so erfreutc uns
gestern um so mehr dcr energische und heilsame Einstuß, welchen Fräulein
Wildauer in ihren Nummern auf Orchester und Dirigenten zu üben wußte.
Der Beifall, dcn das Publikum unserm Gaste spendete, war ein äußerst
lebhaster, ja stür mischer. — Die Herren Härti n ge r und Kinder-
m a n n stunden de m Gaste würdig zur Seite, Frln. Stanko leistete,
was in ihren Krästcn steht, sv viel diescs nemlich dcr Mangel einer Sing-
methode, cines Spieies nnd einer guten Aussprache zuiäßt. Alles Andere
glauben wir füglich mit Stilischweigen übergehen zu dürfen, bemerken
nnr noch zu obigen Worten über das Orchester, daß die Biolonzelle und
Holzblasinstrumente ungleich gestimmt warcn.

8t.

Die zweite Gastdaistcllung von Frln. Wildauer in den beiden
„Fensterln" erregte in nicht minderem Grade daS allgemeinste Jntereffe.
Naive Einfalt, poesiereich verschönt und doch natürlich und wahr, über-
strömende Gemüthsfvlle im lieblichsten Ausdrucke charakterisirten ihre
lebhaste Darsteliung der Sennerin — im schönsten Einklange mit dem
Gesang, wclcher die älplerischen Weisen, ihrer Eigenthümlichkeit unbescha-
det, in veredelter Form ausprägte. Häufiger, stürmischer Beifall und
mehrf aches Hervorrufen lohnte die Künstlcrin nach Gebühr.

Münchener Zuschauer.

Unser geehrter Gast Frln. Wildauer wird kommende Woche auch
im Schauspiel aufireten, und zwar in „Minna von Barnhelm" und „die
bezähmte Widerspenstigc". Jm weileren Verlaufe ihres Gastspiels folgt:
„Das Versprechen hinterm Hcerd" und „der Freiherr als Wildschütz",
(der talentvolle Dichter beider Stücke, Hr. Baumann, verweilt der-
 
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