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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 5
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F., C.: Düsseldorfer Interview [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0021
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28.Nov.1904.

Herausgegeben von der ,.Werkstatt der Kunst", ERNST CLOSS.
Erscheint 14tägig unter Leitung von ERNST BERGER, München.

Nr. 5.

Inhalt: Düsseldorfer Interview. Von C. F. — Die roten Farben. Von Heinrich Triliich (Schluss). — Anfragen und Beant-
wortungen. — Literatur.

Düsseldorfer Interview.

Im verflossenen Sommer war Düsseidorf das
Ziel manches Reisenden, den die schöne „Garten-
stadt" am Rhein mit ihren Ausstellungen moderner
und alter Kunst einige Tage fesselte. Für den aus-
übenden Maler ist Düsseldorf ausser seiner auf der
hervorragendsten Malerschule Mitteldeutschlands be-
gründeten Tradition, der wir die ersten Landschafts-
maler des vorigen Jahrhunderts verdanken, ausser
dem neuerlichen Aufschwung der monumentalen Ma-
lerei, wie er z. B. in den Fresken der Kunsthalle,
den Wandbildern in der Aula der Akademie und
durch Förderung des Vereins der Kunstfreunde um
Rhein zum Ausdruck gelangt, ausser den gemütlichen
Zusammenkünften 'tu „Malkasten" mit seinen be-
in'.,u.t gewordenen Festen und seiner historischen Ver-
gangenheit, aber noch durch etwas interessant und
bemerkenswert: dort sind die grössten Künstlerfarben-
fabriken Deutschlands i Was Wunder also, wenn unser-
einer auf den Gedanken kommt, sich eine solche
Fabrik anzusehen, in der all' das hergestellt wird, das
wir Maler tagtäglich in Händen haben, zu künstle-
rischer Tätigkeit benötigen und verarbeiten. Bei dieser
Gelegenheit hat das folgende Gespräch stattgefunden
und übergebe ich es um so lieber den „Kunsttech-
nischen Blättern" zur Veröffentlichung, als ich der
Ansicht bin, dass mancher Kollege im gleichen Falle
dieselben Fragen stellen würde, deren Beantwortung
für alle Maler von grossem Interesse ist.
Ort der Handlung: Eine grosse Farbenfabrik
Düsseldorfs. Nach vorheriger telephonischer Anfrage
und Durchschreiten der geräumigen Bureauräume, wo
mindestens 20 Angestellte rastlos arbeiten, Empfang
durch den Chef des Hauses. Es entspinnt sich
während der Besichtigung des Etablissements fol-
gender Dialog:
-— Es war längst mein Wunsch, den Betrieb
einer grossen Farbenfabrik zu sehen, um so mehr,

als wir in München merkwürdigerweise keine Künstler-
farbenfabrik von nur annähernd so grosser Bedeu-
tung haben, als es die Düsseldorfer sind. Bei dieser
Gelegenheit wollte ich mich aber auch darüber in-
formieren, welche Mittel und welche Vorsichtsmass-
regeln von seiten des Fabrikanten angewendet werden,
um dem Künstler in Bezug auf Güte, Gleichmässig-
keit und Haltbarkeit des Farbenmaterials zufrieden zu
stellen. Sie wissen ja, dass von seiten der Fach-
presse in dieser Beziehung allerlei Uebelstände ans
Licht gezogen wurden und die Künstler sich in einem
steten Zustand der Beunruhigung versetzt fühlen,
so dass.
„Gestatten Sie die Unterbrechung; diese Be-
unruhigung geht aber vornehmlich von München aus ! "
— Das ist freilich nicht zu leugnen, aber ganz
abgesehen davon, ob die den Fabrikanten gemachten
Vorwürfe gerecht oder ungerecht sind, wäre es im
gegenseitigen Interesse wünschenswert, zu wissen,
und ich füge gleich hinzu, dass eine ganze Reihe
von Kollegen Ihnen für die Beantwortung der Frage
sehr zu Dank verpflichtet wäre: Welche Garantien
werden in einer grossen Farbenfabrik, wie der Ihrigen,
für die absolute Reinheit und Echtheit der
F'arben, sowie der Anreibemittel, Oele u. s. w.
und die stete Gleichmässigkeit des fertigen Pro-
duktes geboten?
„Darauf kann ich erwidern: Unsere Fabrik be-
zieht, wie alle dieser Branche, das Rohmaterial von
den grossen Farbenfabrikanten, nur die wenigsten
Farben erzeugen wir selbst. Bekanntlich gibt es
heute Spezialfabriken, die sich mit der Herstellung
ganz bestimmter Farben befassen, manche erzeugen
nur Bleiweiss, andere nur Ockerfarben oder Lack-
farben. Ultramarin z. B. wird seit langer Zeit aus-
schliesslich in eigenen Ultramarinfabriken erzeugt.
Für die natürlichen Erdfarben sind wieder besondere
 
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