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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 4
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Technische Neuheiten / Curiosa / Aus unserer Rezeption-Mappe
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0020

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16

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 4.

Rede, die Lenbach für Schack in Madrid zu malen
hatte. „Um Zeit zu gewinnen," erzählt Lenbach,
„ging ich nie zum Essen und lebte von einem Stück
Brot und einer Flasche Wein, die ich mir mitgebracht
hatte. Es passierte mir, dass mir bei der Arbeit das
Kremserweiss ausging, und dass ich in ganz Madrid
weder für Geld noch gute Worte eine Blase davon
auftreiben konnte. Ich behalf mich nun mit Ter-
pentinöl und machte dabei die Erfahrung, dass die
Art Malerei eine Verwandtschaft hat mit der Tem-
peratechnik, denn das Terpentinöl ist teilbarer als
das Leinöl." In Madrid, der Stadt des Velasquez
und Murillo, wo vor 200 Jahren bereits eine Maler-
akademie bestand, kein Kremserweiss! Sollte Len-
bach übersehen haben, dass Kremserweiss nur die
Bezeichnung für eine bessere Sorte von Bleiweiss
ist? Für Kopisten in spanischen Galerien sei übrigens
bemerkt, dass im Spanischen Bleiweiss nicht etwa
blanco de plomo, sondern — albayalde heisst.
Aus unserer Rezepten-Mappe.
Anleitung zum Reinigen von Kupferstichen
und dergl. Zunächst reinigt man das Bild vorsich-
tig auf Vorder- und Rückseite von allem Staub,
wäscht es dann, ebenfalls auf beiden Seiten, mit
weichem Schwamm oder Pinsel mit Wasser, dem
man 40 Gramm kohlensaures Ammonium auf 1 Liter
Wasser zugesetzt hat, und spült das Papier jedes-
mal mit klarem Wasser ab. Dann feuchtet man den
Bogen mit Wasser, in dem eine kleine Menge Chlor-
kalk aufgelöst ist und trocknet ihn an der Luft, am
besten in der Sonne. Das Papier wird vollkommen
klar, ohne dass der Druck leidet. Noch zweck-
mässiger ist es (nach „Neuesten Erfindungen und
Erfahrungen", Heft 11), sich des Wasserstoff-Super-
oxydes zu bedienen. Nachdem der Bogen oberfläch-
lich mit Wasser gereinigt ist, überpinselt man mit
Wasserstoff-Superoxyd, das vollständig unschädlich
bleichend wirkt, dabei die Papierfaser in keiner
Weise angreift. Auch etwaige sogen. Stockflecken
verschwinden hierbei vollständig, alles unter sorg-
fältigster Schonung von Zeichnung und Papier.
Herstellung von Tonpapier nach Cennino
Cennini. Um sich selbst ein beliebig gefärbtes Ton-
papier für farbige oder mit Weiss gehöhte Kreide-
zeichnungen anzufertigen, nimmt man nach Bedarf
die gewünschte Farbe mit der Hälfte Bleiweiss innig
verrieben und fügt eine dem Bleiweiss gleiche Menge
von fein gemahlenem Knochenmehl hinzu. (In grösse-
ren Drogerien erhältlich ; Cennini empfiehlt weiss
gebrannte Hühnerknochen zu nehmen und auf dem
Stein fein zu reiben.) Für blaue Töne ist Indigo,
für grüne Veroneser Grüne Erde oder Saftgrün, für
rote Caput mortuum u. s. w. zu verwenden; die Grüne
Erde ist überdies zum Stumpfermachen der Töne
geeignet. Die Farben werden mit ziemlich dünnem,
durchgeseihtem Leimwasser angerührt, so dass alles
für den Pinsel genug flüssig ist. Cennini sagt hierauf

wie folgt: „Nimm das Papier, welches du färben
willst, breite die F'arbe mit einem breiten, weichen
Borstenpinsel (kurze Stupf- oder Schablonierpinsel)
über das ganze Blatt hin aus, indem du die Hand
nur leicht und den beinahe trockenen Pinsel bald
in der einen bald in der anderen Richtung führst
und so gib drei-, vier-, fünfmal davon, bis du siehst,
dass das Papier gleichmässig gefärbt sei. Und halte
ein, von einem- zum andernmal, solange, bis es jedes-
mal trocken ist. Und wenn du bemerkst, dass das
Papier während des Färbens trocken und lederartig
werde, so ist das ein Zeichen, dass die Mischung
zu stark sei. Daher, wenn du den ersten Ansttich
gegeben, wende Hilfsmittel an. Wie nun? Bringe
klares laues Wasser darauf. 1st es trocken und fertig,
so nimm ein Messer und fange an, mit der Schneide
leicht über das gefärbte Blatt zu schaben, um Körn-
chen zu entfernen, wenn deren vorhanden sein sollten."
Weisser Bolusgründ für Holztafeln. Man
macht einen solchen sog. Vergoldergrund wie folgt:
Guter Kölner Leim, der über Nacht in Wasser ge-
weicht ist, wird gesotten und durch ein Sieb ge-
geben; die Stärke des Leimes sei derart, dass er
im Erkalten leicht stockt. In lauwarmen Zustand
giesse man ihn in ein Geschirr und lasse weissen
Bolus (Caolin, Kollerkreide) oder sog. Flugkreide bei
langsamem partieweisem Einreitern sich mit dem
Leime vereinigen, ohne mit irgend einem Instru-
mente nachzuhelfen, da sonst Luftblasen entstehen.
Ist eine genügende Menge der Kreide eingesickert,
dann rühre man langsam die Masse mit kurzem
Pinsel zusammen. Zum Aufträgen dienen breite,
langhaarige Borstenpinsel (Firnispinsel). Die Holz-
tafeln sind zuerst mit beissem Leimwasser vorzu-
streichen und die Oberfläche ist eher aufgerauht
als zu glatt zu machen, damit der Grund besser
darauf haftet. Auf dem getrockneten Leimaufstrich
hat die Grundierung in mehreren Schichten (vier
bis acht) nacheinander, am besten an einem Tage
zu erfolgen, da es nicht nötig ist, auf das völlige
Trocknen zu warten; im Gegenteil, durch das Auf-
trägen auf das Halbtrockene entsteht eine fester mit-
einander verbundene Grundierung. Um das schnelle
Erstarren der Masse zu verhindern, ist es angezeigt,
das Geschirr in ein zweites mit heissem Wasser zu
stellen. Man glaube übrigens nicht, durch dickere
und weniger Schichten die Arbeit beschleunigen zu
können, denn dicke Lagen lassen sich schwerer so
gleichmässig auftragen als dünne, auch ist das Ab-
schleifen dann leichter zu bewerkstelligen. Dieses
Abschleifen hat nach dem vollständigen Trocknen
des Grundes nach etwa 2—3 Tagen zu geschehen
und zwar mittels feinem Bimstein oder Glaspapier;
schliesslich übergeht man die Fläche leicht mit einem
in Wasser getauchten und ausgepressten Stück Leinen
oder Schwamm. War die Leimung zu schwach, dann
verbessert man nach Bedarf mit dünnem Leim-
wasser. Durch endliches Abreiben mit feinem Glas-
papier erhält man eine fast glänzende Oberfläche.
 
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