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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 18
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Ueber fette Oele und Firnisse [1]
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29. Mai 1905.

Herausgegeben von der ,.Werkstatt der Kunst", ERNST CLOSS.
Erscheint 14tägig unter Leitung von ERNST BERGER, München.

Nr. 18.

Inhalt: Ueber fette Oele und Firnisse. — Erlaubte und unerlaubte Farbenmischungen 111. (Schluss). — Die blauen Farben.
Von Heinrich Trillich (Schluss). -— Anfragen und Beantwortungen.

Ueber fette Oele und Firnisse.
(Aufzeichnungen aus Muspratts theoretische, praktische und analytische Chemie in Anwendung auf Künste u. Gewerbe
[bearbeitet von F. Stohmann & Bruno Kerl] IV. Auß., Braunschweig 1891. III. Bd. S. 499 ff.)

I. Allgemeine Eigenschaften der Fette.*)
1. Verhalten gegen Lösungsmittel. Alle
Fette, ohne Ausnahme, lösen sich leicht und
vollkommen in Aether, Benzol, Chloroform,
Schwefelkohlenstoff. Mit siedendem Alkohol sind
sie mischbar, scheiden sich aber beim Erkalten,
mit Ausnahme von Ricinusöl und Crotonöl, welche
auch in kaltem Alkohol löslich sind, wieder aus.
Mit Wasser nicht mischbar, lassen sich die Oele
unter Mitwirkung anderer Stoffe emulgieren.
Begünstigend wirken schleimige Körper, Gummi-
lösungen, Galle, Spuren von Alkalien. Bringt
man Oele, welche freie Fettsäuren enthalten, mit
einer Lösung von kohlensaurem Natrium zusam-
men, worin nur 0,25 Prozent dieses Salzes gelöst
ist, so entsteht an der Grenzfläche eine lebhafte
Bewegung der Oelmassen und das Ganze ver-
wandelt sich freiwillig in Emulsion (vgl. Ouincke,
Archiv der Physiol. 19, 129).

*) Klassifikation der Fette und Oele (pag. 536).
I. Feste Fette:
A. Glyceride. Vorwaltende Bestandteile : Stearin, Palmitin
mit mehr oder weniger Olein, neben diesen die Glyce-
ride der mannigfachsten Fettsäuren enthaltend : Hammel-
und Ochsentalg, Kokosnussöl, Palmöl, Muskatbutter,
Schweine- und Gänsefett.
B. Nicht Glyceride. Vorwaltende Bestandteile: Verschie-
dene Fettsäure-Aether und Alkohole : Bienenwachs, vege-
tabilisches Wachs, der feste Teil des Wallrath.
II. Flüssige Fette oder Oele :
A. Glyceride der Oelsäure oder ähnlicher Säuren. Nicht-
trocknende Oele. Vorwaltender Bestandteil: Olein:
Mandelöl, Eieröl, Olivenöl etc.
B. Glyceride der Leinölsäure oder ähnlicher Säuren. Trock-
nende Oele: Leinöl, Mohnöl, Hanföl etc.
C. Thrane und Fischöle. Zusammensetzung wenig bekannt.

2. Verhaften bei Berührung mit der
Luft. Die trocknenden Oefe absorbieren beim
Trocknen Sauerstoff und verwandeln sich, wenn
sie in dünnen Schichten der Luft ausgesetzt sind,
in feste, durchsichtige Massen. Das Trocken-
werden beruht auf einer Veränderung, wefche
das in den Oefen enthaltene Leinöfsäureglycerid
erfährt; affe Oele, welche dieses nicht enthalten,
nehmen auch Sauerstoff auf, trocknen aber nicht,
sondern werden ranzig. Oele, welche aus Ge-
mengen von Leinölsäureglyceriden und Oelsäure-
glyceriden bestehen (Baumwollsamenöl, Cottonöl)
erhärten nur sehr langsam und werden schlecht
trocknende Oele genannt.
Beim Trocknen nehmen die Oele Sauerstoff
aus der Luft auf. 10 g Leinöl, 18 Monate der
Luft ausgesetzt, hatten ein Gewicht von 10,703 g
angenommen, dieselbe Menge Mohnöl wog nach
gleicher Zeit 10,705 g. Die Analyse ergab

bei Leinöl:
nach 18 Monat.
Differenz
Kohlenstoff
77,57
72,299
(-)
5,271
Wasserstoff
11,33
10,574
(-)
0,756
Sauerstoff
11,10
24,157
(+) 13,057
100,00
107,30
bei Mohnöf
Kohlenstoff
77,497
71,381
(-)
6,116
Wasserstoff
11,398
10,641
(-)
0,757
Sauerstoff
11,105
25,028
(-)-) 13,923
100,000
107,050

Die Sauerstoffaufnahme wird durch die Art
der Belichtung beeinflusst Diese Eigenschaft
wurde von Cloez (Polyt. Journal, 180,238) be-
obachtet. Für 10 g Mohnöl fand er nach 40 resp.
150 Tagen folgende Gewichtszunahmen:
 
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