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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 22
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Berger, Ernst: Unterschiede zwischen Bienenwachs und dem sogen. Punischen Wachs [2]
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Trillich, Heinrich: Die weissen Farben [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0102

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98

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 22.

truv (VII, 9, 3) und Plinius (XXXIII, 122),
denen zufolge ein Ueberzug von „Punischem
Wachs", der mittels Kohlenpfannen „zum Schwit-
zen" gebracht, mit Leinentüchern abpoliert wurde
und so zum Schutz der Wandflächen und von
Marmorbildwerken diente.
II.
Neben den beiden Anschauungen, 1. dass
unter „Punischem Wachs" nur besonders ge-
reinigtes gebleichtes Bienenwachs, und 2. dass
unter dieser Bezeichnung das gelöste also mit
Wasser mischbare Wachs, oder wie es richtiger
ist, die Wachsemulsion, zu verstehen sei, ist
noch eine dritte Ansicht zu nennen, nämlich die
von Prof. Otto Donner- v. Richter in Frank-
furt a. M. vertretene. Er schreibt dem Einfluss
des „Nitrum" wohl eine „leichte Verseifung" des
Wachses zu, wodurch sein „sprödes, hartes,
brüchiges Wesen benommen und es etwas ge-
schmeidiger, zäher und nachgiebiger" gemacht
werde,*) aber er spricht sich an anderer Stelle
(Technische Mitteilungen für Malerei XX. Nr. 21)
entschieden dagegen aus, dass das Punische Wachs
der Alten die Eigenschaft der Wassermischbar-
keit gehabt haben könne. Der Grund dieser An-
nahme ist leicht zu ersehen, wenn man Donners
Erklärung der antiken Enkaustik kennt. Denn in
seiner Rekonstruktion dieser Technik wird die
spezielle Verwendung des sogen. Punischen Wach-
ses bei dem von ihm Cestrum-Enkaustik ge-
nannten Verfahren als sicher angenommen, und
da bei dieser Cestrum-Enkaustik die Farben in
Pastenform mit Hilfe eben des Cestrum genann-
ten, einer gezahnten Spatel ähnlichen Instru-
mentes aufzutragen wären, und weil diese Tech-
nik mit Ausschluss des Pinselgebrauches
ausgeführt worden sein müsste, hat die Wasser-
mischbarkeit des verseiften Wachses für ihn keine
Bedeutung.
Dem muss aber entgegengehalten werden,
dass Donner nur durch die willkürliche Ein-
fügung des Wortes „punica" hinter cera in dem
oben angeführten Satz des Plinius (XXI, 85) da-
zu gelangt ist, das „Punische Wachs" als aus-
schliessliches Bindemittel zu erklären für die
enkaustische Technik, und aus diesem Fehler sind
konsequenterweise auch andere Fehler entstan-
den. Vor allem der, dass er Punisches Wachs
statt mit dem Pinsel als gefärbte Pasten mit Hilfe
eines spatelartigen Instrumentes, wie Schmier-
wachs oder Salbe, mühsam auftragen musste, weil
es ihm so in den Sinn seiner Rekonstruktion
besser passt, und es übersieht, dass einem Maler
des Altertums kaum die Eigentümlichkeit des

*) Ueber Technisches in der Maierei der Alten, insbe-
sondere in deren Enkaustik. München 1885, S. !2, dann mehr-
fach wiederhoit, zuletzt Technische Mitteilungen für Malerei
XVIII., S. 184.

verseiften Wachses, mit Wasser oder wässerigen
Bindemitteln (wie Ei, Leim, Gummi u. dergl.)
mischbar zu sein, entgangen sein wird. Donner
will eben diese Eigentümlichkeit des sogen. Pu-
nichen Wachses durchaus nicht zugeben und er
verrennt sich in seinem — ich möchte sagen —
Starrsinn bis zu Erklärungen, deren Logik nie-
mand zu folgen vermag. So sagt er an der oben
erwähnten Stelle (XX. Jahrg. Nr. 21 genannter
Zeitschrift): „Dass solche Präparate (d. h. mit
Lauge gekochtes Wachs) mit Wasser mischbar
sind, ist ebenso selbstverständlich, als es
selbstverständlich ist, dass das echte Punische
Wachs der Alten diese Eigenschaft (nämlich
die Wassermischbarkeit) nicht haben kann."
Also er gibt zu, dass Punisches Wachs mit Laugen-
zusatz zubereitet wurde, er gibt zu, dass solche
Präparate mit Wasser mischbar sind, aber er
erklärt es als „selbstverständlich", dass das
echte Punische Wachs nicht wassermischbar sein
konnte! Man fragt hier, warum nicht? Weil
eben dadurch die ganze Enkaustik-Rekonstruktion
Donners einen Stoss erhielte und in sich zu-
sammenbräche. Und das tut sie auch aus anderen
Gründen, die nicht weiter erörtert werden sollen.*)
(Fortsetzung folgt.)
Die weissen Farben.
Von Heinrich Trillich, Rüppur (Buden).
Weiss ist im physikalischen Sinne keine Farbe,
sondern die vollendete Reflexion farblosen Lichtes,
im praktischen Sinn aber eine sehr wichtige Farben-
gruppe, die natürlich nicht nur die deckenden Far-
ben, sondern auch die lasierenden umfasst.
Während wir von allen anderen Farben lös-
liche und unlösliche haben, kennen wir kein „lös-
liches" Weiss, und selbst weisse Flüssigkeiten, wie
Milch oder Emulsion von Mandeln in Wasser sind
keine Lösung, sondern eben eine Emulsion von Fett
in Wasser oder Zucker.
Um so mehr haben wir deckende und lasie-
rende unlösliche weisse Farben.
Von den Erdfarben liefern vor allem die weissen
Tonerden im Pfeifenton, weissen Bolus, Kaolin,
Porzellanerde praktisch brauchbare weisse Wasser-
und Kalkfarben, die in grossen Massen aber zum
Füllen und Färben von Papier oder als Unterlage
von bunten Farbstofflacken oder als Streckmittel
chemischer Farben gebraucht werden. Im geologi-
schen Sinne durchwegs Verwitterungsprodukte von
Feldspat führenden Gesteinen, die durch Wasser
abgeschlämmt sind, enthält er chemisch neben un-
zersetzten Feldspat- und Quarzteilen im wesentlichen
Tonerde; besonders günstig gemischte Sorten liefern

*) Wer sich näher dafür interessiert, sei auf den Ab-
schnitt „Enkaustik" meiner Maltechnik des Altertums S. 185 if.
verwiesen.
 
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