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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 17
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Ziegler, Walter: Der Holzschnitt und seine Abarten [2]
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Erlaubte und unerlaubte Farbenmischungen [4]: Jacques Blockx über Farbenmischung
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0082

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78

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 17.

können. Es sei nun hier bemerkt, dass zum
Drucken von entsprechend kräftig gearbeiteten
Hochdruckplatten, von nicht allzugrossem For-
mat, selbst eine Kopierpresse genügen kann, auch
durch Ueberreiben mit dem Falzbein oder durch
Aufschlagen einer harten Bürste kann ein Hand-
druck erzielt werden.
Die Japaner reiben ihre Druckfarben mit
Reiswasser, in Konsistenz von dünnem Kleister
gekocht, an und setzen jeder Farbe etwas Weiss
zu. Das Aufträgen der Farbe erfolgt in diesem
Falle mit dem Pinsel möglichst rasch, damit
die Farbe nicht antrocknet. Das zum Druck
verwendete Papier soll möglichst wenig geleimt
sein, am besten eignet sich Japanpapier und wird
dieses in massig gefeuchtetem Zustande auf die
eingefärbte Druckplatte gelegt. Das Drucken mit
Wasserfarbe verlangt als Plattenmaterial Holz,
doch ist auch Linoleum eventuell geeignet, wenn
es vorpräpariert ist.
Will man mit Fettfarbe drucken, so sind
solche Druckfarben käuflich erhältlich, doch kann
man sich die Farben auch selbst mit Leinöl-
firnis reiben. Selbst gewöhnliche Tubenfarben
können in manchen Fällen Verwendung finden.
Die fette Druckfarbe wird nicht mit dem Pinsel,
sondern mit Tampon oder Walze auf die Druck-
platte gebracht. Das Papier wird auch hier in
gefeuchtetem Zustande aufgelegt.
Vor dem Drucken mit Fettfarbe sind die
Holz-, Linoleum- und Kartonplatten mit Schellack-
firnis einzulassen und erst nachdem sie gut ge-
trocknet sind, in Verwendung zu bringen. Nach
dem Drucken sind die Platten mit Terpentinöl
und Bürste gut zu reinigen.
Diese Schilderung berührt nun in groben
Zügen die wichtigsten Punkte der Schnitt-Tech-
nicken; der denkende Künstler wird aber aus
dem Angedeuteten erkennen, ob die Technik
seiner Eigenart entspricht.
Erlaubte und unerlaubte Farben-
mischungen/)
in.
Jacques Blockx über Farbenmischung.
Dem Werke des bekannten belgischen Farben-
fabrikanten Jacques Blockx, Compendium à l'usage
des Artistes peintres et des Amateurs de Tableaux
(Antwerpen 1904, III. Auflage, p. 97 ff.) entnehmen
wir folgende Angaben über die Mischung der Farben:
„Die Aenderung des Farbentones, den man bei
der Mischung zweier oder mehrerer Farben erhält,
ist eine rein physikalische Erscheinung.
Bekanntlich haben die Körper keine eigene Fär-
bung; sie besitzen vielmehr ihrer Natur gemäss mehr

*) Vergi, über das gleiche Thema die Artikel in Nr. 7
bis 9 dieser Blätter.

oder weniger die Eigenschaft, das weisse Licht zu
brechen und eine der sieben Hauptfarben, aus wel-
chen dieses zusammengesetzt ist, zu reüektieren.
Mischt man z. B. helles Schwefelkadmium mit
hellem Krapplack, also die beiden Hauptfarben Gelb
und Rot, welche jene Substanzen vornehmlich reflek-
tieren, so entsteht durch deren Vermischung Orange.
Durch die Vermischung der Farben tritt keine
chemische Verbindung ein; die Moleküle der fär-
benden Substanzen sind einfach miteinander in Be-
rührung gebracht.
Luft und Licht sind Kräfte, die Natur der Körper
gründlich zu verändern, ihre Zusammensetzung und
folglich ihre Farbe zu modifizieren. Man wird es
demnach begreifen, dass bei der Mischung wenig
beständiger Farben untereinander, oder selbst nur
einer beständigen Farbe mit einer anderen, die es
nicht ist, die entstandene Farbe wenig Beständig-
keit haben kann.
Farben verschiedener Art können durch länger
dauernden Kontakt aufeinander einwirken, sich end-
lich zersetzen und die Farbe ändern.
Daraus folgt, dass es rationell ist, gleichartige
Farben miteinander zu mischen. Also die Ocker
und die natürlichen oder gebrannten Erden, die
Marsfarben, mit einem Wort alle Derivate des Eisens,
welche zu den dauerhaften Farben gezählt werden,
können gefahrlos miteinander gemischt werden.
Alle durch erhöhte Temperatur, durch Glühen
(chemisch) unwirksam gemachten Farben können
miteinander und den noch zu nennenden Farben
vermischt werden. Solche sind die Chromoxyde.
Kobaltblau, Coeruleum, Ultramarin, Rebenschwarz,
Kernschwarz, Kork- und Elfenbeinschwarz.
Auch andere Farben nicht metallischen Ur-
sprungs verursachen keine schädliche Wirkung; hier-
her gehören Krappkarmin, die rosa und roten Krapp-
lacke und Kasseler Erde.
Unter den in Mischungen sorgfältig zu ver-
meidenden Farben zählen wir hauptsächlich Zinnober,
die Chinesischen Zinnober und Neapelgelb.
Der erstere soll nicht mit Bleiweiss gemischt
werden —- welches er zersetzt und schwärzt*) —,
auch nicht mit anderen Farben metallischen Ursprungs.
Will man hellere Töne mit Zinnoberarten er-
zielen, dann muss man Zinkweiss dazu verwenden.
Das Neapelgelb kann mit Bleiweiss gemischt wer-
den, aber es darf nicht mit Eisenoxyden oder anderen
Verbindungen dieses Metalles gemischt werden.
Kobaltviolett lässt sich mit Bleiweiss, mit Ultra-
marin- und Kobaltblau, mit Krapplack mischen, aber
nicht mit Eisenverbindungen.
Farbentöne, die aus der Mischung von Kadmium-
gelb mit Chromoxydgrün entstehen, sind nicht be-
ständig, ausser wenn ihnen Bleiweiss oder Zinkweiss

*) Darüber herrscht noch immer nicht allgemeine Ueber-
einstimmung. Blockx schliesst sich der älteren Ansicht an. Vergi.
S. 34 und 44 dieser Blätter.
 
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