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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 8
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Nachtrag zum Artikel "Düsseldorfer Interview"
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Vermischte Nachrichten / Anfragen und Beantwortungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0036

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32

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 8.

soiute Reinheit und Unverfäischtheit dauernd ge-
prüft und um stets ein ganz gieichmässiges Produkt
zu haben, lasse ich mir vom Oelfabrikanten einen
mir konvenierenden Posten Saat reservieren. Das
Verarbeiten von abgelagerten, d. h. auf deutsch ge-
sagt, ranzigen Oelen, ist nach meiner Erfahrung un-
richtig und nicht zu empfehlen und nehme ich nur
ganz frischgeschlagene Ware, die eigentlich nur für
Speisezwecke Verwendung findet.
3. Welche Zusätze zur Oelfarbe enthalten
Ihre Oelfarben? Wachs oder Harz oder äthe-
rische Oele? Zu welchem Zwecke?
Meine Oelfarben enthalten, mit Ausnahme einiger
spezifisch sehr schwerer Farben, wie z. B. rote Zin-
nober, Cobaltgrün etc., welche einen 1—U/2°/oigen
Zusatz von absolut reinem Bienenwachs enthalten
und ohne diesen schon nach äusserst 2—3 Wochen
unbrauchbar würden, keine Zusätze weiterer Art,
auch keine Trockenmittel. Langjährige Beobachtung
und Erfahrung haben gezeigt, dass reines unver-
fälschtes Bienenwachs ein gänzlich unveränderiicher
Stoff und daher ein vollständig unschädliches Zusatz-
mittel ist — notabene, wenn das Zusatzquantum nicht
übertrieben und in geringstnötigen Grenzen ge-
halten wird. Zusätze von Harzen jeder Art, Paraffin,
Talg, Glyzerin, Japanwachs, Seife u. dergl., auch von
Trockenmitteln, wie diese auch heissen mögen, halte
ich für schädlich und unrichtig.
4. Welche Vorteile bietet das Reiben der
Farben auf der Mühle gegenüber dem Reiben
auf dem Stein?
Das Reiben der Farben auf richtig konstru-
ierten Maschinen ist der Handarbeit unbedingt vor-
zuziehen ; mit der Hand ist ein gieichmässiges Reiben
gänzlich ausgeschlossen und zeigt die mikroskopische
Untersuchung solcher Farben vollständige Ungleich-
heit der Farbpartikelchen, auch ist mit der Hand
eine so innige Vermengung der Farbe mit dem Oel
wie mit der Maschine nicht zu erreichen. — So-
genannte Trichtermühlen mit Porzellanmalgängen er-
geben übrigens nach meinen Erfahrungen ein eben-
so ungleiches Resultat wie die Handarbeit und sind
deshalb für Künstlerfarbenfabrikation nicht brauchbar.
5. Welche Stellung nehmen Sie ein gegen-
über der sogen. Normalfarbenskala?
Die Aufstellung einer Normalfarbenskala halte
ich für zwecklos, da jeder einzelne Künstler sich
für seine Arbeiten eine solche aufstellt, im übrigen
ist nach dem heutigen Stande der wissenschaftlichen
Farbentechnik die Auswahl unter absolut lichtbe-
ständigen Farben eine so grosse, dass sich leicht
Normalfarbenskalen von go, 60 und noch mehr
Tönen bilden lassen.
6. Bringen Sie auch Skizzenfarben in
den Handel, die in Qualität der Farbstoffe
von den Künstlerfarben verschieden sind?
Worin besteht die Verschiedenheit?
Ich fabriziere ausser Künstlerfarben auch solche
für Skizzen- und Studienzwecke und für Dekorations-

malerei. Der Unterschied zwischen letzteren und den
Künstlerfarben liegt im verarbeiteten Rohmaterial;
die Krapplacke sind durch Alizarinlacke ersetzt, Cad-
mium, Cobalt etc., dem billigen Preise entsprechend,
mit einem harmlosen Füllmittel beschwert; Anilin-
farben oder mit einem Anilin aufgefärbte Farbstoffe
verwende ich auch hierzu nicht. Die Reibung dieser
Farben ist übrigens genau die gleiche, feinstmög-
liche, wie die der Künstlerfarben.
Diese meine billigen Farben sind als ein ein-
wandfreies, ihrem Zwecke entsprechendes Farb-
material zu bezeichnen und werden sie für Studien-
zwecke u. a. auf der Berliner und Münchener Kgl.
Akademie verwendet.
Vermischte Nachrichten.
In der Abteilung für Chalkographie im Louvre
in Paris sind, wie in der Wiener Zeitschrift „Die
Graphischen Künste" zu lesen, sehr glückliche Ver-
suche gemacht worden, um Kupferstiche un-
ni ittelbar auf Gips oder Alabaster zu drucken.
Man kann dies nunmehr mit derselben Leichtigkeit
wie auf Papier oder Pergament. Es ist jetzt nur
noch eine praktische Verwendung für diese Erfin-
dung zu suchen. Am ehesten wird die Keramik da-
raus Nutzen ziehen. Herr Sandier in Sèvres beab-
sichtigt tatsächlich durch das neue Verfahren das
bisher übliche zu ersetzen, das darin bestand, dass
man auf das glasierte oder unglasierte Porzellan
den Stich, der auf ein eigenes Papier mit einem
besonderen Farbstoff gedruckt wird, auflegt. Dieser
Farbstoff bleibt auf dem Porzellan haften, während
das Papier durch das Brennen zerstört wird. Das
neuerfundene Verfahren des unmittelbaren Druckes
vermeidet alle Entstellungen, die das bisher übliche
Verfahren nach sich gezogen hat. Der Lithograph
Bahuet arbeitet für die Chalkographie des Louvre
im staatlichen Aufträge an einer Platte nach der
Medea von Delacroix in der Thorny-Thierry'schen
Sammlung.
Anfragen und Beantwortungen.
Herrn J. L., Offenbach a. M. Um bei einem
bereits mit Mastix gefirnissten Oelbilde Verände-
rungen und Uebermalungen vornehmen zu können,
ist es nur dann ratsam, den Firnis wieder zu ent-
fernen, wenn die Oelmalerei vor dem Firnissen voll-
ständig getrocknet war; aber durchaus nötig ist
dies nicht. In Ihrem Falle bestreichen Sie die zu
übermalenden Stellen am besten mit einer Mischung
von gleichen Teilen Copaivabalsam mit Terpentin,
welche dem Zweck eines Retouchierürnisses ent-
spricht, und malen gleich weiter. Bei dem Entfernen
des Mastixhrnisses durch Terpentin wäre ein Auf-
lösen der obersten Oelschichten und feinerer La-
suren zu befürchten.
 
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