Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

DOI Heft:
Nr. 5
DOI Artikel:
Trillich, Heinrich: Die roten Farben [2]
DOI Artikel:
Anfragen und Beantwortungen / Literatur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0024

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
20

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. 5.

tracht; meine Fabrik widmet gerade diesen licht-
echten Krapproten besondere Aufmerksamkeit.
Die wenig echtesten Rot sind die Anilinrot,
nämiich Fuchsin und Magenta, etwas besser ist Saf-
ranin, sie Anden sich entweder auf grüne Erde, bezw.
weisse Kieselerde gebunden (Kalkrot) oder mit Gerb-
säure gefällt, sie genügen aber nur für innere Räume.
Preis 20—go Mk. für roo Kilogramm. Wesentlich
besser sind die sogen. Ponceaulacke, die von grell
Scharlach bis tief rot gehen und meistens als Pariser-
rot, Echtrot, Permanentrot, Zinnoberersatz in den
Flandel kommen, am meisten aber wohl für Tapeten
gebraucht werden. Preislagen von 2g—roo Mk für
ioo Kilogramm. Die neuesten, seit etwa drei Jahren
in Handel kommenden roten Farbstoffe sind Azo-
farbstoffe doppelter Bindung (Doppellacke), die aus
den Kombinationen von Parandtrebrilin oder Naphty-
lamin mit Naphtolen herrühren und die sogen. Para-,
Echt-, Mode-, Königs-, Permanent-, Uni-
versal-, Modell-, Jugendrot geben. Sie haben
aber zum Teil die unangenehme Eigenschaft, in Oel
und Lack löslich zu sein, während sie in Wasser
unlöslich, auch kalkecht sind. Die Lichtechtheit ist
eine relativ gute, wenn auch nicht die das Krapp-
rot erreichende, doch habe ich durch zahlreiche Ver-
suche festgestellt, dass in Verbindung mit Chrom-
gelb, Mennig, Eisenoxyd eine sehr grosse Empfind-
lichkeit gegen Licht eintritt. Die Preise sind go bis
2 00 Mk. für roo Kilogramm.
Der Praktiker mag also trotz der beliebten Licht-
echtheit-Garantie recht vorsichtig sein, wenn ihm
ein Rot unter einem klingenden, aber nichtssagenden
Namen angepriesen wird und zwar um so mehr, als
ein bleihaltiger Firnis ebenfalls Unheil anrichten kann.
Zu den künstlichen Farbstoffen gehört auch das
Ultramarinrot, das eine Bedeutung jedoch nicht
hat erlangen können und aus Ultramarinblau durch
langwierige Behandlung erreicht wird, es kostet etwa
goo Mk. für ioo Kilogramm. Ich setze es an letzte
Stelle, weil die Suche nach diesem Rot einst als
eine Aufgabe für solche bezeichnet wurde, die rasch
Millionäre werden wollen — heute dürfte der rich-
tige Zeitpunkt allerdings verpasst sein. Dagegen sucht
man eifrig nach einem Schwefelrot, als Mitglied
einer neuen Gruppe künstlicher Farbstoffe, der
Schwefelfärben, die sich durch Unverwüstlichkeit
gegen alle Einflüsse auszeichnen. Es tritt da zwischen
den Schwefelfarben des Mineralreichs, den Ultra-
marinen, und denen der organischen Chemie eine
eigenartige Analogie auf — und es ist nicht un-
möglich, dass, ähnlich wie die Kohlenstoffchemie,
auch die Kieselstoffchemie manche Ueberraschungen
bringen würde.
Von den löslichen roten Farbstoffen inter-
essieren hier noch diejenigen, die als Holzbeizen
verwendbar sind, denn neben dem Lasieren von
Holzwerk ist heute das Beizen sehr beliebt und wird
vielfach dem Deckanstrich vorgezogen. Auch hier
sind es im wesentlichen künstliche Teerfarbstoffe,

die in Anwendung sind und Töne von hell Schar-
lach bis tief amarantrot geben. Die Lichtechtheit
ist natürlich nur eine relative, aber häufig den
früheren Pflanzenfarbstoffbeizen nicht nachstehend,
während Tonskala und Tonreinheit natürlich viel
besser ist.
Anfragen und Beantwortungen.
Herrn A. E., Worpswede. Ihre Anregung, die
Erfahrungen anderer und unsere eigenen über Tem-
peramalerei in der Beilage der „Werkstatt der Kunst"
zu veröffentlichen, deckt sich mit unserer längst ge-
hegten Absicht. Nur ist es nicht leicht, das Thema
in einer Zeitschrift zu behandeln, ohne die Probe-
malereien, Versuche und Materialien zum Vergleich
stellen zu können, und gerade bei dieser Art der
Malerei kommt es vornehmlich darauf an. Ausser-
dem ist zu bedenken, dass jede Technik nur gibt,
was ihr eigen ist; unbilliges darf man also nicht
verlangen. Dies ist der Grund vielfacher Misserfolge.
Jede Technik hat ihre besonderen Reize; diese für
seine koloristischen Zwecke völlig auszunützen, ist
Sache des Künstlers.
Herrn H. B., Bensheim (Hessen). Der in vo-
riger Nummer angezeigte „weisse Bolusgrund" für
Malbretter eignet sich ebensowohl für Oelmalerei
wie für jede andere Technik. Je nach der Festig-
keit und Leimung des Grundes wird das Einschlagen
der Oelfarben verschieden und auf gut geleimter
Unterlage nur geringfügig sein.
Frau H. M. G., Oedenbürg (Ungarn). Ihre Frage
betrifft die Angabe einer „für Schüler leichtfasslich"
dargestellten Perspektive. Zu diesem Zwecke durfte
G. Seeberger, Prinzipien der Perspektive, 7. Auf!.,
1900, am geeignetsten sein. Dann auch D. Kleiber,
Katechismus der angewandten Perspektive, 3. Auf!.,
1900. Ganz kurz ist der Abschnitt: Die Linien-
perspektive (von G. Dehn) in Raupps Katechismus
der Malerei, event, geeignet, auch ausführlicher dar-
gestellt das Kapitel in Bouviers Handbuch der
Oelmalerei. 7. Auf!., 189g.
Literatur.
Bel der Redaktion ist eingetroffen :
Dr. JosephBersch, Die Malerfarben und Mal-
mittel. Eine Darstellung der Eigenschaften aller im
Handel vorkommenden Farben und Malmittel u. s. w.
für Kunstmaler, gewerbetreibende Maler, Anstreicher,
Lackierer, Firnis-, Lack-, Farbenfabrikanten und
Farbenhändler. Mit vier Abbildungen. A. Hartlebens
Verlag, Wien und Leipzig, 1904.
Louis Edgar Andes, Praktisches Rezeptbuch
für die gesamte Lack- und Farben-Industrie. Un-
entbehrliches Hand- und Hilfsbuch für alle Lack-
und Farbenfabriken und Lacke und Farben ver-
arbeitenden Gewerbe. A. Hartlebens Verlag, 1904.
 
Annotationen