Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

DOI Heft:
Nr. 26
DOI Artikel:
Trillich, Heinrich: Die schwarzen Farben
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0117

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

18. Sept. 1905.

Herausgegeben von der „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
== Erscheint 14tägig unter Leitung von Ernst Berger, München. -

Nr.

26.

Inhalt: Die schwarzen Farben. Von Heinr. Trillich, Rüppur (Baden). — Vorsatzpapier nach alter Art. Mitgeteilt von C. F.
(Schluss). — Professor Ph. Fleischers „Meisterfarben der Renaissance". — Inhalts-Uebersicht.

Die schwarzen Farben.
Von Heinrich Trillici!, Rüppur (Baden).

Wenn eine Fiäche alte auf sie faiienden Strah-
len verschluckt, erscheint sie schwarz. Ein ab-
solutes Schwarz ist aber technisch sehr schwer
zu erreichen, meistens haben wir nur eine recht
tiefe Nuance mit grünlichem, bläulichem, bräun-
lichem oder violletem Stich, oder ein mehr oder
minder tiefes Grau, also eine Mischung mit
Weiss, d. h. ungebrochen reflektierten Strahlen,
oder Braun, als Mischung mit Rot.
Die Natur liefert uns schwarze Erd- und
Mineralfarben in der schwarzen Kreide und
dem Graphit. Die schwarze Kreide ist keine
Kreide, sondern ein schwarzer, kohlenstoffartiger
Tonschiefer, der oft Nester kohlenstoffreicherer,
graphitartiger Massen enthält; sie findet sich im
Rheinland, in Spanien, im Böhmerwald und Ural,
sowie an vielen anderen Orten. Sehr häufig wird
sie aber künstlich hergestellt.
Der Graphit ist Kohlenstoff, der sich in
Urgebirgen findet, so im Böhmerwald, im Ural,
auf Ceylon, in Italien und England u. s. w., die
feinsten Sorten liefern bekanntlich Bleistifte, die
gewöhnlichsten Sorten sog. Potlot, Ofenschwärze
und Wichse. Wertvoll ist Graphit ferner als
Schmiermittel, er findet sich in Wagen- und
Kammradschmieren, in Schienenschmiere, ferner
als Rostschutzmittel, wenn er gut mit Leinöl-
Srnis abgerieben ist. Die Grosspreise schwanken
von 15—150 Mk. für 100 kg je nach der Rein-
heit und Qualität.
Unter dem Namen „Mineralschwarz"
gehen nicht eigentliche Mineralien, sondern mei-
stens feinst gemahlene, oft vorher noch geglühte
Steinkohlen- und Braunkohlenkoks, also
die Rückstände der trockenen Destillation dieser
Kohlen, die ja auch Retortengraphit u. s. w. für

elektrische Bogenlampenkohlen liefern. Das leitet
uns über zur zweiten Gruppe der schwarzen
Farben, nämlich solchen, die aus künstlich ge-
wonnenem, mehr oder minder reinem Kohlen-
stoff bestehen. Der Kohlenstoff ist der Haupt-
bestandteil der organischen tierischen und pflanz-
lichen Körper, er scheidet sich aus und kommt
zum Vorschein, wenn solche Stoffe unter Ab-
schluss von Luft erhitzt bezw. geglüht oder
trocken destilliert werden.
Die anderen Zersetzungsprodukte gehen gas-
förmig. oder dampfförmig weg, verdichten sich
an kälteren Stellen und liefern den Teer mit
seinen zahlreichen Bestandteilen.
Bringt man in die Retorten Steinkohlen, so
entsteht Leuchtgas und Gasteer, in der Retorte
aber bleibt der Kohlenstoff mit den Mineral-
stoffen, die Gaskoks, die fein gemahlen Mineral-
schwarz liefern, das um 12—18 Mk. für 100 kg
zu haben ist.
Glüht man auf die gleiche Weise Knochen,
so entsteht Knochen- oder Beinschwarz,
dessen feinste Sorten das Pariser- oder Oel-
schwarz oder Melantin geben, das allerfeinste
Produkt entsteht aus Elfenbein, d. h. den Ab-
fällen von Elefantenstosszähnen. Feine Bein-
schwarze kosten 30—80 Mk. für 100 kg, echte
Elfenbeinschwarze aber 200 Mk. und mehr.
Glüht man pflanzliche Stoffe, wie Reben,
Korke, Hefe u. dergl., so erhält man Reb-
schwarz (Frankfurter Schwarz), von dem
100 kg 20—40 Mk. kosten.
Alle diese Stoffe, auch Lederschwarz, Blut-
schwarz etc. enthalten noch die Mineralstoffe; will
man auch diese entfernen, so kocht man das
Schwarz mit Salzsäure aus und wäscht es wieder-
 
Annotationen