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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 11
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Täuber, Ernst: Bericht über die Tätigkeit im chemischen Laboratorium der Kgl. Akademischen Hochschule für die Bildenden Künste zu Berlin [2]
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Walter Zieglers Verfahren zur Herstellung von Farben-Teilplatten für Mehrfarbendruck [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0054

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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 11.

von Frankreich hier eingeführten Vibert'schen Re-
touchierürnis, der seit ungefähr einem Jahre von der
Firma G. B. Moewes nach dem ihr von der Hoch-
schule zur Verfügung gestellten Rezept hergestellt wird.
Man kann wohl schon aus den vorstehenden
kurzen Ausführungen ersehen, dass in der Malerei
eine Fülle von nützlicher Arbeit des Chemikers harrt,
und dass seine Mitwirkung unbedingt erforderlich
ist, um der Technik der Kunst eine sichere Basis
zurückzugeben.
Walter Zieglers Verfahren zur Her-
stellung von Farben-Teilplatten für
Mehrfarbendruck.
(Schluss.)
Will man an anderen Stellen noch z. B. blaue
Farbentöne nachtragen, so nimmt man die Blau-
Platte, grundiert sie wie oben mit Durchdrückgrund
und legt die Anlagemarken („Passen") der Zeich-
nung genau in diejenigen der betreffenden Farben-
Teilplatte, wozu man sich gewöhnlicher Nadeln, am
besten aber eines Stangenzirkels, bedient. Weiter
befestigt man alsdann das Zeichnungspapier wieder
an den Ecken mit etwas Wachs und trägt auf der
Zeichnung die wünschenswerten blauen Töne nach,
hierzu natürlich wieder den entsprechenden Farben-
stift benützend.
Sind einzelne Töne zu stark geätzt, so kann
durch Bearbeitung mit Schaber und Polierstahl eine
Milderung und Abschwächung derselben herbeigeführt
werden, wobei es jedem einzelnen Autor natürlich
voll und ganz überlassen bleibt, die Technik seiner
Mittel weitgehendst und verschieden auf den ein-
zelnen Farben-Teilplatten wirken zu lassen und so
das Blatt bis zum grössten — künstlerischen wie
technischen — Raffinement auszuarbeiten. Aqua-
tinta und Feile, Stichel, Roulette, kalte Nadel etc.,
alle Mittel können zusammen wie auch getrennt
zum Ausdruck gebracht werden.
R *
%
Soll eine farbige Reproduktion eines schon be-
stehenden Gemäldes in Radierung oder Photogravure
nach dem Ziegler'schen Verfahren geschahen werden,
so wird zuerst die schwarze oder Zeichnungsplatte
gemacht, auf dieser die Anlagemarken angegeben,
ein Druck gezogen und von diesem auf besonderem
Papier ein Gegendruck hergestellt, welch' letzterer
sodann als Zeichenfläche dient. Mit den betreffen-
den Farbenstiften überzeichnet, ergeben sich auf
dem Prinzip des Durchdrück-Verfahrens die nötigen
Farben-Teilplatten, welche mit der Schwarzplatte in
Zusammendruck kommen.
Auf diese Weise lassen sich Drucke herstellen
von der primitivsten Farbenskizze bis zum vollendet
ausgearbeiteten Kunstwerk, von der breiten Wirkung
des Plakates bis zu der ins intimste Detail ausge-

führten Kleinarbeit. Hierbei ist jedem Künstler Ge-
legenheit geboten, seine Kupferdruckplatten ohne be-
sondere technische Vorkenntnisse mit bunten Farben
selbst zu zeichnen, die Druckerei kann die Aetzung
selbst besorgen, wie solches auch in der Litho-
graphie zu geschehen pflegt. — Dem reproduzieren-
den Graphiker ist durch das Verfahren eine grosse
Erleichterung geboten, da sämtliche Farben-Teil-
platten für einen mehrfarbigen Druck in verhältnis-
mässig kurzer Zeit hergestellt werden können, die
Schwarzplatte selbst aber durchaus nicht mehr der
kostspieligen zeitraubenden Durcharbeitung wie früher
bedarf; selbige hat nur noch in offenen Linien rein
zeichnerisch zu wirken.
Gleich wichtig aber ist dieses Verfahren auch
für die auf dem Gebiete der Illustration schöpferisch
tätigen Künstler, welche zur Wiedergabe ihrer Ori-
ginale nicht mehr erst eine fremde Hand oder die
ganz unzuverlässige Farbenphotographie nötig haben ;
um dieselben in Farben zu zerlegen, sind sie nun
in die Möglichkeit gebracht auf einfachste Art ihre
Originale selbst farbig wiederzugeben.
Kombinations-Druckverfahren sind jederzeit bei
Anwendung der Ziegler'schen Teil-Farbenplatten
möglich. Buchdruck kann mit Lithographie, letztere
mit Kupferdruck und anderen Verfahren wechsel-
seitig durch Uebereinanderdruck vereinigt werden.
* *
*
Anmerkung: Das durch Eintragung unter Nr.
127 254 der kaiserlichen Patentamts-Liste geschützte
Verfahren hat die Firma 0. Felsing zur Ausübung
in Kupfertiefdruck erworben und zwar ist sie im
Bannkreise von Berlin und der Mark Brandenburg,
Hannover und Gebiet, Bremen, Worpswede und Ge-
biet, Lübeck und Gebiet, Schleswig-Holstein und
dem Grossherzogtum Oldenburg allein berechtigt,
das Verfahren in Kupferdruck auszuüben oder aus-
üben zu lassen.
Die Firma ist allein berechtigt, Lizenzen in
dem genannten Bannkreise an Künstler und Ver-
leger zu erteilen und zwar geschieht solches auf
Grund eines vom Erfinder selbst festgelegten Ver-
trages. Nebenbei ist die Druckerei auch ermächtigt,
an anderen Orten Lizenzen abzugeben. Es werden
sowohl Einzellizenzen für Wand- und Mappenblätter
zum Preise von 30—200 Mk. für jedes Bild, wie
auch Dauerlizenzen, welche besonderer Vereinbarung
unterliegen, abgegeben. Für kleinere Blätter, wie
Exlibris, Menus und dergl., kann ebenfalls be-
sonderes Uebereinkommen getroffen werden. Sämt-
liche nach dem Ziegler'schen Verfahren angefertigten
Blätter müssen bei der die Lizenz abgebenden Firma
gedruckt werden und wenn nicht die in Schriftstich
ausgeführte Firma der Druckerei, so doch als Kon-
trolle für den Erfinder selbst ein ganz kleines O. F.
in Trockenschlagstempel linker Ecke des Bildes tragen.
Zum Versuch ist die Erwerbung einer Lizenz
nicht nötig, doch dürfen solche Drucke weder ver-
 
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