Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

DOI Heft:
Nr. 17
DOI Artikel:
Erlaubte und unerlaubte Farbenmischungen [4]: Jacques Blockx über Farbenmischung
DOI Artikel:
Trillich, Heinrich: Die blauen Farben [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0083

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 17.

Münchner kunsttechnische Biätter.

79

zugesetzt wird. Sonst werden sie hart (erdig) und
Chromoxydgrün hat die Tendenz vorzuherrschen.
Hauptsächlich bei der so empfindlichen Malerei
von Fleisch sollte der Künstler Farben auswählen,
die sich mit Bleiweiss nicht verändern. Dem Zin-
nober wäre Kadmiumorange, Venetianerrot, Mars-
rot, Marsorange, gebrannte Terra di Siena vorzu-
ziehen. Durch Mischung z. B. von Venetianisch Rot,
hellem Kadmium, einer Spur von rosa Krapplack und
Weiss würde er einen dauerhaften Farbenton er-
halten, welcher der Mischung von Zinnober mit Blei-
weiss sehr nahe käme.
Für die so verschiedenartigen beim Fleisch-
malen benötigten Farbentöne wähle der Maler unter
den Farben, welche wir weiter unten unter der Ueber-
schrift: »Dauerhafte Farben, welche am besten den
durch Mischung mit Bleiweiss erzielten Farbenton
beibehalten. «
Zusammenfassung:

A. Serie von dauerhaften Farben, die mit
Bleiweiss gemischt werden können.

Englischrot,
Marsrot,
V enezianischrot,
Terra di Pozzuoli,
Indischrot,
Rosa und roter Krapp-
lack,
Gebrannte Terra di Siena,
Marsorange, Marsschar-
lach,*)
Transparentgelb (Aure-
olin hell),
Aureolin,
Gelber Ocker,

Marsgelb,
Italien. Ocker,
Chromoxydgrün und
seine Arten,
Kobaltblau,
Coeruleum,
Ultramarin,
Kobaltviolett,
Marsviolett,
Dunkler Ocker,
Marsbraun,
Transparentbraun,
Elfenbeinschwarz,
Rebenschwarz.

(Schluss folgt.)

Die blauen Farben.
Von Heinrich Trillich, Rüppur (Baden).
Eine blaue Erdfarbe ist der blaue Ocker oder
Vivianit, eine Erde, welche phosphorsaures Eisen-
oxydul enthält, aber einen wenig hübschen Ton hat,
weshalb sie in der Praxis heute kaum mehr zu treffen
ist. Das gleiche gilt von den blauen Mineralfarben,
soweit sie aus den wirklichen Mineralien herge-
stellt sind, nämlich echtes Ultramarin, Lapis lazuli-
Blau und echtes Berg- oder Kupferblau.
Sehr viel wichtiger sind die blauen chemischen
Farben.
Eine der ältesten ist das Kobaltblau und das
Kobaltglas oder Smalte, denen sich noch das hellere
Coeruleum und das phosphorsaure Zinnoxyd-Kobalt-
oxydulblau anschliessen. Das Kobalt kommt mit

*) Durch Glühen von Marsgelb hergestellt; je nach den
verschiedenen Hitzegrade]) entstehen : Marsrot, orange, gelb-
orange, Scharlach, braun opak und transparent (Transparent-
braun der Blockx'schen Liste), endlich violett.

Nickel und Arsenik hauptsächlich im Speiskobalt vor,
der besonders bei Schneeberg und Annaberg in
Sachsen gefunden wurde und Ursache zu der dort
blühenden Kobaltblauindustrie — den sächsischen
Blaufarbenwerken — gab, die heute noch das Welt-
monopol haben, obwohl Kobalterze auch anderwärts
gefunden und nach Sachsen gebracht wurden.
Alle Kobaltblaus sind ausserordentlich echte,
widerstandsfähige, in feuriger Schmelze entstandene
Farben, die nicht nur in der Kunst- und Dekorations-
malerei, sondern auch und besonders in der Por-
zellan-, Glasur- und Emaillen-Industrie eine be-
deutende Rolle spielen. So ist schon die Smalte
ein blaugefärbtes Glas, und auch die daraus her-
gestellten E (Eschel) Sorten, sind Gläser, ebenso die
Zaffer, während die reinen Kobaltblaus entweder
Oxyde oder Mischungen von Oxydul mit Tonerde
(Thénards Blau) sind. Die reinen Kobaltblaus kosten,
der Seltenheit des Metalles und der Schwierigkeit
der Herstellung entsprechend, 70—100 Mk. für das
Kilo, die Smaltesorten kosten von ggo bis herunter
zu go Mk. für 100 Kilogramm. Die billigsten Sorten
haben aber durch Ultramarin u. s. w. starke Ein-
busse erlitten.
Die Zweitälteste Gruppe der blauen Farben sind
die Eisencyan färben, die man jetzt seit 200 Jahren
als Berliner- oder Preussischblau kennt. Die reinen
Eisencyanfarben werden meistens als Pariser-, Stahl-
oder Miloriblau bezeichnet, sie haben aber eine so
enorme Färbekraft, dass sie in der Malerei nur mit
stärkeren Zusätzen verwendbar sind. Die Eisencyan-
farben entstehen auf nassem Wege, indem Blutlaugen-
salz mit Eisenvitriol gefällt und der entstehende
Niederschlag oxydiert oder gebläut wird. Sie lassen
sich von tief indigoblauen Tönen bis zu hellem
Himmelblau herstellen und werden besonders ge-
schätzt, wenn sie eine starke rote Bronze haben.
Die Eisencyanblaus sind nicht alkaliecht, auch nicht
kalkecht, sie haben aber Säure-, Licht- und Luft-
echtheit und sind nicht nur an sich, sondern auch
mit Weiss zu Modeblau oder mit Gelb zu Chrom-
und Zinkgrün gemischt, sehr geschätzte Farben für
Oel und Lack.
Die reinen Sorten kosten etwa ßgo—goo Mk.
für 100 Kilo, die gemischten Mineral- und Berliner-
blaus etwa 100 Mk., und stark zurückgestellte Mode-
blaus ca. go Mark.
Blaue Farben liefert auch das Kupfer, von
denen das Berg- oder Mineralblau, auch Bremer-
blau, noch Bedeutung besitzt. Es entsteht durch
Fällung von Kupfervitriol mit Kalk und kommt in
grün- oder hellblauen Nüancen vor, hat aber wenig
Deckkraft. Die Preise sind ca. 2go—300 Mk. für
100 Kilo.
Von sehr grosser wissenschaftlicher und indu-
strieller Bedeutung ist das künstliche Ultramarin
geworden, se*t es 1828 zum erstenmal hergestellt
wurde. Die Ultramarinindustrie ist heute eine mäch-
tige Grossindustrie, die in Deutschland zu einem
 
Annotationen