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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 13
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Nr. 14
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Neue Malunterlagen
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Anfragen und Beantwortungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0072
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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 14.

Gebrauch. Neuerlich sind uns abermals einige Muster
von Malunterlagen zugegangen:
1. Karl Küppers Malplatten (gesetzlich ge-
schützt R.R.G.M. Nr. 236848) bestehen aus mehr-
facher Schichtung von Pappdeckel mit eigens prä-
pariertem hellgelblichem Grund. Diese Malplatten
werden in zwei Nummern hergestellt: Nr. 1 als Mal-
grund für jeder Art der Malerei, wie Oel, Tempera,
Gouache, Aquarell, Pastell, Raffaëlli-Stifte etc., mit
leicht saugendem Grund, Nr. 2 speziell für Oel-,
Wachs-, Petroleum- oder Harzölfarben, mit weniger
saugendem Grund. Die Anzeige hebt hervor, dass
diese Platten infolge ihrer eigenartigen Herstellung
und Präparation „eine ausserordentliche Stabilität
und Unempfindlichkeit gegen klimatische Einflüsse
besitzen, dass ein Reissen und Platzen der Mal-
platten wie Reissen und Abblättern des Malgrundes
absolut ausgeschlossen" sei, worüber wir nach der
kurzen Zeit unserer Beobachtung noch kein Urteil
haben können. Durch einen gefirnissten Aufstrich
auf der Rückseite ist das Eindringen von Feuchtig-
keit und das unvermeidliche Werfen ziemlich ver-
hindert. Starkes Einnässen der Malseite sollte frei-
lich besser unterlassen werden.
Die Platten sind in 26 Formaten (bis zu 54X66)
vorrätig und durch den alleinigenFabrikantenJ. Klee,
München, Goethestrasse 42, beziehbar. Die Preise
sind niedrig.
2. Unter dem Namen „Koptoxyl" erzeugt
die Firma B. Harrass, G. m. b. H., Böhlen in
Thüringen, Malplatten, die aus fünf Lagen von Holz-
fournieren gebildet sind, derart, dass die Faserungen
sich stets kreuzen. Durch diese Methode ist ein
Schwinden oder Reissen bei „Koptoxyl" vollständig
ausgeschlossen. Diese Malplatten können in allen
gewünschten Grössen geliefert werden und kostet
der Quadratmeter Mk. 10.—. Der Oel- oder Kreide-
grund ist auf die Tafel in der üblichen Weise auf-
zutragen.
3. Einen neuartigen Malgrund bieten die Eter-
nit-Asbest-Zement-Platten der Schweiz. Eter-
nit-Werke A.-G., Glarus (Zürich IL, Rieterstr. 48).
Wie der Name anzeigt, bestehen diese Platten aus
einer Verbindung von Asbest mit Zement; sie ge-
langen in komprimierter und unkomprimierter Qua-
lität sowohl in hellgrauer als dunkelgrauer Farbe in
den Handel. Die Originalgrössen der Platten sind
verschieden, und zwar bei komprimierter Qualität
bis zu 60X60, bei unkomprimierter 1200X1200
und 2500X 1200 cm. Die Normaldicke beträgt bei
ersteren 3 Qa mm, bei den letzteren 5 mm und werden
beide zum Preise von ca. Frcs. 3.— per Quadratmeter
abgegegeben. Für Spezialzwecke und auf Wunsch
werden bei entsprechendem Mehrpreis bis zu 20 mm
dicke Platten angefertigt. Diese Platten, die eigentlich
in erster Linie für Bedachungs- resp. innere Wand-
und Deckenverkleidungszwecke dienen, sind auch
als Malunterlagen vorzüglich geeignet; sie sind ver-
hältnismässig leicht, zähe und bis zu einem gewissen

Grad elastisch. Die Eternit-Platten lassen sich über-
dies wie Holz bearbeiten, sägen, feilen, hobeln,
nageln, bohren, zerschneiden und unterscheiden sich
aber wiederum gegenüber dem genannten Material
durch ihre Gefeitheit vor Zerstörungswerken seitens
Insekten, Fäulnis etc. Vom maltechnischen Stand-
punkt ist die unkomprimierte Platte deshalb vorzu-
ziehen, weil sie grösseres Saugvermögen besitzt und
genügende Rauhigkeit, um den aufgemalten Farben
Angriffspunkte zu bieten. Ein Abblättern ist somit
ziemlich ausgeschlossen. Das Produkt ist im Grunde
schon so, wie es aus der Fabrik kommt, für Mal-
zwecke geeignet, doch ist es empfehlenswert, die
Platten vor dem Gebrauch mehrmals vollständig mit
Wasser zu benetzen und wieder trocknen zu lassen,
um die Platte noch einem kurzen Erhärtungsprozess
zu unterstellen. Möglicherweise empfiehlt es sich
dem Wasser einen geringen Säurezusatz zu geben,
damit sich eventuell vorhandene Alkalien neutra-
lisieren; bisher sind genauere Erfahrungen darüber
noch nicht gemacht. Es hängt ganz und gar von
der Praxis ab, in welcher Weise dieses neue Ma-
terial für maltechnische Zwecke angewendet werden
könnte. Als F'üllungen oder aneinander gereiht als
Malgrund für Wandverkleidung würde dabei Un-
durchdringlichkeit gegen Feuchtigkeit geboten. Als
transportable Malunterlage mit oder ohne jede weitere
Grundierung dürfte besonders bei grösseren For-
maten eine gewisse Vorsicht nicht ausser acht zu
lassen sein, damit die Platte durch äusseren Anlass
nicht Schaden leidet. Die dickeren Platten wären
dann vorzuziehen. Jedenfalls haben wir in den Eter-
nit-Platten ein Material zur Verfügung, das mancher-
lei Vorteile bietet und wert ist, von Malern auf ihre
Verwendbarkeit geprüft zu werden.
Anfragen und Beantwortungen.
Herrn F. W., München. Auf Ihre Anfrage:
„Sind die Silberstiftzeichnungen des Mittel-
alters auf dem Pergament ohne vorherige Präpa-
rierung oder Herstellung eines besonderen Unter-
grundes gemacht worden?", diene zur Nachricht, dass
bei derartigen Zeichnungen das gleiche Pergament
verwendet wurde, wie zur Buchmalerei. Die ganz
glatten Pergamente mussten allerdings etwas auf-
gerauht werden (mit Hilfe von Bimsteinpulver oder
dem sogen. Schreiberfirnis), weil sonst der Silberstift
nicht angreifen würde. Die Miniaturen in alten Hand-
schriften sind zuerst mit dem Silberstift vorgezeichnet
worden, bevor die Malerarbeit begann. Silber gibt
auf Pergament einen leicht grauen Strich, allerdings
war dieses Metall früher meist mit Blei oder Zink
legiert. Der Silberstift ist der eigentliche Vorläufer
des späteren Bleistiftes. Genaueres über das Thema
finden Sie in der III. Folge meiner „Beiträge zur
Entwicklungsgeschichte der Maltechnik" (Mittelalter).
 
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