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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 12
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Berger, Ernst: Dr. A. Eibners Vorlesungen über "Die Chemie in der Maltechnik"
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Anfragen und Beantwortungen / Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0064

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60

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 12.

Vorträgen zu unterrichten, unsererseits, und ohne
hierfür autorisiert zu sein, auch im Namen der zahl-
reichen Zuhörerschaft unseren Dank auszusprechen.
Wer das weite Gebiet der heutigen Maltechnik zu
überblicken weiss und in Betracht zieht, was altes
auf diesem Felde geleistet wurde und was noch zu
leisten erübrigt, der wird leicht ermessen, welcher
schwierigen Aufgabe gegenüber sich Herr Dr. Eibner
befand, als er es unternahm, in der kurz bemessenen
Zeit von zwölf Vorlesungen über die wichtigsten
Chemisetten Vorgänge innerhatb der Maltechnik Auf-
schluss zu geben. Dabei musste noch seinerseits
in nicht geringstem Masse die Schwierigkeit in Er-
wägung gezogen werden, dass die vielen Hörern
nicht mehr ganz geläufigen Grundtheorien der Chemie
wieder ins Gedächtnis zu rufen waren, ohne deren
Auffassungskraft allzusehr zu belasten. Dass Herr
Dr. Eibner auch in dieser Beziehung sich seiner
Aufgabe mit gtossem Geschick entledigte und die
Zuhörerschaft bis zum Schlüsse zu fesseln vermochte,
wollen wir als besonderes Verdienst anerkennen.
Durch vielfache Hinweise auf die Praxis war
der Hörer immer in die Lage versetzt, die Be-
ziehungen und Wechselwirkungen mit der Theorie
kennen zu lernen und die Prinzipien zu verstehen,
die ihn in Ausübung seines Berufes zu leiten haben.
Man konnte daraus ersehen, dass Dr. Eibner stete
„Fühlung" mit der Technik der Malerei unterhält
und als Sohn eines Kunstmalers von Jugend auf
der praktischen Seite der Kunst nahegestanden ist.
Aber noch eines möge erwähnt werden: Dr. Eibner
hat, zum Unterschied von anderen Genossen seines
Faches, auch Verständnis für die historische Seite
der Maltechnik und ist der Besprechung dieser für
den Maler naturgemäss wichtigen Fragen nicht aus
dem Wege gegangen. Wir können in dieser Rich-
tung mit Freude konstatieren, dass er bezüglich der
von anderer Seite mehrfach bekämpften Anschau-
ungen über die Van Eyck-Technik, über das sogen,
punische Wachs und in dem wissenschaftlichen Streit
über die pompejanische Technik den vom Referenten
eingenommenen Standpunkt anerkannt hat, oder
wenigstens die Berechtigung dieser Ansichten zu-
gegeben hat.
Wie nicht anders zu erwarten war, wurde den
Farbstoffen, ihrer Herstellung, ihren chemischen
Eigenschaften, ihrer Dauerhaftigkeit, deren Verhal-
ten in Mischung mit anderen oder mit Bindemitteln,
den Kennzeichen ihrer Echtheit und den Metho-
den, die Fälschungen nachzuweisen, die meiste Zeit
gewidmet ; es folgte dann die Besprechung der ver-
schiedenen Bindemittel in den einzelnen Techni-
ken, wie Fresko-, Tempera-, Oelmalerci u. s. w. Sehr
interessant waren die Vorträge über die für uns
Maler jetzt wieder mehr in Vordergrund getretene
Temperamalerei, dann noch über die Oele und Fir-
nisse, welche den Abschluss bildeten.
Wenn wir etwas zu bedauern haben, so ist es
nur die allzu kurz bemessene Zeit, in der das aus-

gedehnte Gebiet behandelt werden musste, wodurch
manche wichtige Einzelheiten nur flüchtig berührt
werden konnten. Sollten, was ja wünschenswert ist,
die Vorträge wiederholt werden und die in Aus-
sicht gestellten Ergänzungsvorträge über die „Physik
in der Maltechnik" (eigentlich der viel wichtigere
Teil der „Wissenschaft in der Malerei") ihrer Ver-
wirklichung entgegengehen, dann wäre vor allem
nicht eine Begrenzung der Vorträgezahl, sondern die
volle Erschöpfung des vorgenommen Themas das
allein richtige. E. Berger.

Anfragen und Beantwortungen.
Herren Dr. F. Sch. & Co., Düsseldorf. Auf
Ihre Anfrage, betreffend die Preise von Kopaiva-
Oel, können wir Ihnen mitteilen, dass, wie uns
die Firma Karl Buchner & Sohn, hier, auf neuer-
liche Erkundigung mitteilt, der Preis von Mk. g.—
für Kopaiva-Oel ostindischer Provenienz zu ver-
stehen ist. Das aus Para-Balsam bereitete stellt sich
aufMk. ig.— per Kilo. Die Bezeichnung „Kopaiva-
Aether" beruht nicht auf einen Irrtum unsererseits,
sondern findet sich in Linkes Buch S. 98. In der
Kgl. Hofapotheke haben wir selbst vor längerer Zeit
ein kleines Quantum von Kopaiva-Oel (ätherisches
Oel aus Kopaiva-Balsam) käuflich erhalten.
Herrn H. Z., München-Gern. In der uns über-
gegebenen Zinnoberprobe hat sich bei der chemi-
schen Analyse kein freier Schwefel nachweisen lassen.
Es bleibt auch diese Zinnoberfarbe — mit etwas
Bleiweiss und Wasser angerieben — sowohl bei ge-
wöhnlicher Temperatur als auch nach dem Erwärmen
vollständig rot, ohne jede wahrnehmbare Schwärzung.
Hieraus dürfte mit Sicherheit hervorgehen, dass weder
der Zinnober noch das vorhandene Bindemittel auf
das Bleiweiss eingewirkt hat. Die Substanzmenge
der uns übersandten Probe — eine vollständig
ausgedrückte Tube — war übrigens so gering,
dass weitere Untersuchungen nicht vorgenommen
werden konnten.
Literatur.
Bel der Redaktion sind neuerlich eingetrotfen :
W. Schultz, Das Farben-Empßndungs-System
der Hellenen. Mit drei farbigen Tafeln und Figuren
im Text. Verlag von J H. Barth, Leipzig. Mk. 10.
F. Gerh. Cremer, ZurOelmaltechnik der Alten.
Weitere Untersuchungen über den Begriff der Oel-
malerei. Verlag von L. Voss& Co., Düsseldorf. Mk. 8.
Gg. Zerr und Dr. R. Rübencamp, Lehrbuch
der Fabrikation, Untersuchung und Verwendung aller
in der Praxis vorkommenden Körperfarben. Mit zahl-
reichen Abbildungen und Tabellen. Erscheint in 25
Lieferungen àMk. 1. Verlag von Steinkopf& Springer,
Dresden. (Bis jetzt erschienen 5 Lieferungen.)
 
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