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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 11
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Walter Zieglers Verfahren zur Herstellung von Farben-Teilplatten für Mehrfarbendruck [2]
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Vermischte Nachrichten / Anfragen und Beantwortungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0055

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Nr. 11.

Münchner kunsttechnische Blätter.

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kauft, noch anderweitig verwertet oder öffentlich
ausgestellt werden. Auch solche Drucke müssen
den Stempel der Druckereifirma tragen, anders sie
vom Erfinder selbst als Verletzung seines Patentes
angesehen werden müssten. Die Verwertung von
Versuchsplatten ist durch nachträgliche Lizenzer-
werbung ermöglicht.
Der Erfinder behält sich vor, von denjenigen
Blättern, welche nach seinem Verfahren hergestellt
sind, Muster gegen Erstattung der Druck- und Papier-
kosten zu erwerben, welche natürlich nicht wieder
verkaufsfähig sind.

Vermischte Nachrichten.
Bilderfälschung im XVI. und XVII. Jahr-
hundert. Wie frühzeitig schon mit der Fälschung
von Bildern Unfug getrieben wurde, ist aus den Auf-
zeichnungen ersichtiich, weiche Hanns Floerke in
den „Studien zur niederländischen Kunst- und Kultur-
geschichte" (München und Leipzig 1905 bei Georg
Müller) gesammelt hat. Darnach scheint die nieder-
ländische Kunstmetropole Antwerpen der Hauptsitz
der Fälscher gewesen zu sein. Wir entnehmen dem
interessanten Werk folgende Stellen (Seite 154 f.):
Nach Giucciardini*) lebten um 1560 zu Antwerpen
ca. 300 Meister, die sich mit Malerei, Kupferstich
und Holzschnitt beschäftigten. Die Zahl gewinnt an
Bedeutung, wenn man erfährt, dass die Stadt nur
169 Bäcker und 78 Fleischer zählte. Die Konkurrenz
musste demnach gross sein und die Möglichkeit zur
Verwertung der Malereien wurde für die weniger
talentvollen Maler immer mehr erschwert. Die meisten
von ihnen hatten so die Werkstatt voll Bilder und
keinen Verdienst. Da warfen sich einige darauf, die
Bilder ihrer glücklicheren, d. h. von den Kunst-
freunden und Sammlern bevorzugten Genossen und
wohl hauptsächlich der beliebten Meister der Gene-
ration von Quentin Matsijs zu imitieren und diese
Fälschungen in den Handel zu schmuggeln. „Dieses
Geschäft wurde schliesslich in solchem Umfange be-
trieben, dass die Lukasgilde sich veranlasst sah, den
Magistrat darauf aufmerksam zu machen, welch'
schändlicher Betrug im Verkauf von Kunstsachen ge-
übt werde. Ein jeder spielte nur Kaufmann und
Schacherer in Bildern und viele Herren und Bürger
wurden dadurch betrogen, indem sie Gemälde als
Werke berühmter und geachteter Meister kauften,
die doch nur nach einigen Originalen kopiert waren."
Daraufhin verordnete der Magistrat (3. Oktober 1 g 7 g ),
dass es bei Strafe von drei Brabanter Pfunden ver-
boten sei, „Verkaufsniederlagen von Malereien zu
halten, seien sie nun auf Leinwand oder auf anderem
Material", wenn man nicht der Lukasgilde als Mit-
glied angehöre. Ja, im XVI. Jahrhundert fälschte
man teils ganze Bilder, teils machte man grosse

*) Giucciardini, L., Description de touts ies Pays-Bas,
Amsterdam :62g.

Meister für kleine Leistungen verantwortlich, indem
man ihre Signatur nachmachte, oder, wenn man
diese nicht kannte, ihren Namen, der ins vergangene
Jahrhundert gehörte, in der Schrift des XVI. auf
die Tafel setzte und durch eine bestimmte Jahres-
zahl aus einer willkürlichen Namengebung eine Fäl-
schung machte. Vielfach gefälscht wurden im XVI.
Jahrhundert z. B. die Bilder des grossen Jeronimus
Bosch, dessen Arbeiten im Ausland sehr begehrt
waren. Wie sehr auch lebende Künstler durch Fäl-
schung ihrer Werke berührt werden konnten, geht
aus der Biographie des Hans Bol bei Van Mander
hervor. Hier heisst es u. a.: Bol habe während seines
Aufenthalts zu Antwerpen (1572—84) das Malen
auf Leinwand ganz aufgegeben, weil er sah, dass
man seine Arbeiten ankaufte, sie eifrig kopierte und
die Kopien als Originale verhandelte, er habe sich
darauf ganz auf miniaturartige Landschaften und
Historienbildchen verlegt, die ihm keiner so leicht
nachmachte. Es nimmt nicht wunder, dass die nor-
dische Metropole der Kunst auch die Metropole der
Fälscher war und durch das ganze XVII. Jahr-
hundert und vielleicht noch länger blieb. Weyer-
mann*) erwähnt zu verschiedenen Malen die Ant-
werpner Fälscher. Einmal sagt er: „Auch sind
Tausende von Bildern nach den Stichen von Rubens
gemalt und werden noch täglich gemalt von den
Antwerpner Freitagsmarktmalern, einer Gesellschaft,
die es los hat, dass sich bei ihr die Bilder ver-
mehren wie Ferkelbrut, als welche unechte Bastard-
bilder dann den Herren Polen und Germanen als
ebensoviele Originale von Rubens angeschmiert
werden. Diese Schelmenstücke sind noch bei einer
unendlichen Menge von Kunsthändlern in Uebung,
die nur dem Kinde einen Namen geben und ein
faules und ehrloses Schlemmerleben auf dte er-
dichteten Namen jener braven Meister hin führen."
Malerei im Dunkeln. Aus London wird be-
richtet: Der Maler Kay worth Raine, der unlängst
dadurch Aufsehen erregte, dass er in einem dunkeln
Keller Porträts malte, will seine Methode einer
strengen Prüfung unterziehen lassen. In einem dunk-
len Zimmer will er mit nur einem Pinsel und ohne
Palette ein Porträt des Mr. Edison Drew malen.
Dieser wird nur viermal je eine Stunde sitzen. Der
Künstler will ein fertiges Porträt liefern, das aus-
sieht, als ob es vor 200 Jahren gemalt wäre. Raine
benützt ein besonderes Fenster, durch das die Be-
leuchtung des Zimmers die gewünschte Dunkelheit
erhält. Der Künstler behauptet, er habe ein Ge-
heimnis entdeckt, das Rembrandt und Velasquez be-
sessen, das aber seit Jahrhunderten verloren ist.
Seine Entdeckung wäre das Ergebnis sechsjähriger,
geduldiger Untersuchungen und wissenschaftlicher
Forschungen. Eine Kommission von Mitgliedern der

*) Weyermann C, De levenbeschreyvingen der neder-
landsche Konst-schilders en Konst-schilderessen, s'Gravenhage
r729 und Dortrecht 1769.
 
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