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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 6
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Einiges über Moritz von Schwinds Maltechnik
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0025

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KOMSTIKMSŒE
E^i^BhMIER

12. Dez. 1904.

Herausgegeben von der ,.Werkstatt der Kunst", ERNST CLOSS.
Erscheint 14tägig unter Leitung von ERNST BERGER, München.

Nr.

6.

Inhalt: Einiges über Moritz von Schwinds Maltechnik. — Düsseldorfer Interview. Von C. F. (Fortsetzung und Schluss). —
Anfragen und Beantwortungen. — Literatur.

Einiges über Moritz von Schwinds Maltechnik.

In der Schrift, die Prof. Dr. Julius Naue zur
loojährigen Geburtstagsfeier des Meisters als „eine
Erinnerung seines Schülers" unter dem Titel: Worte
und Wirken von Moritz von Schwind ver-
öffentlichte,*) sind einige Details über dessen tech-
nisches Verfahren bei Fresko- und Oelmalerei mit-
geteilt, die wir hier mit freundlicher Erlaubnis des
Verfassers zum Abdruck bringen.
i. Von Freskomalerei:
„Bei Gelegenheit sprach ich von den Fresken
Giottos, besonders von jenen in Sta. Maria della
Pace in Padua, und wie diese mich für das Fresko
begeistert hätten. Dann von Bernardo Luinos Fres-
ken, dessen Art und Weise mich lebhaft an ihn er-
innerten, worüber er sehr erfreut war. Als wir im
Laufe des Gespräches auf die Technik des Fresko-
malens kamen, sagte er: »Schauens! Das Einfachste
und Leichteste ist dem Menschen doch stets das
am schwersten zu begreifende. Meine Art und Weise,
Fresko zu malen, ist gewiss so einfach und klar,
dass sie jedes Kind begreifen kann und doch hat
sie, trotzdem ich es vielen gezeigt und vordemon-
striert habe, noch keiner probiert. Lieber malen die
Herren mit einem Brei (er meinte damit die übliche
Mischung der Farben mit Kalk) und setzen die
Lichter mit Kalk auf, der beim Auftrocknen ein
Weiss ergibt, das gegen das Weiss des Bewurfes wie
ein bleierner Löffel (also grau) aussieht.*"
„„Die Freskomalerei ist die eigentliche Malerei,
da zeigt es sich, wer was kann und wer ein ganzer
Mann ist. Ich kann sagen, dass ich das Fresko-
malen verstehe, aber da malen alle anderen, nur
nicht ich. Was tun sie aber? Sie bemalen die Wände
mit stereochromen D...!""

*) München 1904. Verlag von Piloty & Loehle.

„Schwinds Weise, Fresko zu malen, bestand
darin, dass er die Farben nicht mit Kalk mischte,
sondern wie beim Aquarellieren verfuhr, wodurch
sich die Farben mit dem Kalkbewurf verbinden, in-
folgedessen nicht nur eine grössere Leuchtkraft, son-
dern auch eine grössere Haltbarkeit erzielt werden." *)
„Schwind war der Ansicht, dass an den Aussen-
wänden monumentaler Bauten keine Fresken passen.
»Da gehört ohne weiteres das Mosaik hin, das in
seiner Art und Weise mit der Architektur verwandt
ist und bei welchem man die grossen Massen be-
tonen muss. Das haben die Alten wohl gewusst!
Kein Mensch kann sich der hohen Feierlichkeit,
welche das Mosaik ausübt, entziehen.*"
2. Ueber die Technik der Oelmalerei erzählt
Naue im Anschluss an eine Komposition, die er,
nachdem der Karton mit zwei Drittel lebensgrossen
Figuren vollendet war, nun als Bild (auf Kreide-
grund) ausführen wollte (Seite 14):
„Da ich aber nicht wusste, wie ich mit dem
Grau- in Grau-Untermalen auskommen würde und
dies dem Meister sagte, nahm er sich meiner red-
lich an und lud mich ein, ihm beim Malen zuzu-
sehen. So war ich nicht nur manche Stunde, son-
dern auch manchen Tag bei ihm und habe seinen
Lehren aufmerksam gelauscht, auch alles, was er
sagte, wohl beherzigt und bewahrt. Er zeigte mir
die Art und Weise der Untermalung, der Ueber-
malung und des Lasierens und bemerkte u. a. da-

*) Naue schaltet hier ein, dass die Fresken, die er im
Jahre r868 in der ViHa Lingg bei Lindau malte, in der Schwind-
schen Weise ausgeftihrt sind und sich dieselben, als er sie nach
28 Jahren wiedersah, vortrefflich erhalten hatten. (Schwinds
berühmteste Fresken sind die Wandgemälde auf der Wartburg,
darstellend Szenen aus dem Leben der hl. Elisabeth und die
Loggienbilder des Opernhauses in Wien.)
 
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