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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 10
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Walter Zieglers Verfahren zur Herstellung von Farben-Teilplatten für Mehrfarbendruck [1]
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Technische Mappe / Anfragen und Beantwortungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0047

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Nr. 10.

Münchner kunsttechnische Biätter.

43

Man nimmt alsdann ein leicht gekörntes dünnes
Zeichenpapier, etwa in Art des sogenannten Schreib-
maschinenpapieres, skizziert sich in leichten Um-
rissen die Zeichnung, die „in Farben" gebracht
werden soll, klebt das Papier, welches Hach anliegen
muss, mit etwas Klebewachs (sehr geeignet ist hier-
zu auch der Durchdrückgrund) an den vier Ecken
der Platte fest, damit es sich nicht verschieben kann
und vermerkt ausserhalb der Zeichnung oben und
unten auf dem Papier einen Punkt oder ein Kreuz
und bohrt diese Punkte oder Kreuzungspunkte mit
scharfer Radiernadel in die unterlegte Platte. Solche
Passen sind unumgänglich nötig, um sowohl ein
eventuell zu wiederholendes, genaues Auflegen des
Zeichenpapieres, als auch den genauen Zusammen-
druck zu ermöglichen. Darauf zeichnet man mit
einem Farbstift in den gemachten Zeichnungsumriss
irgend eine Farbe des Bildes, z. B. gelb an allen
Stellen, wo diese Farbe zu wirken hat. Es sei hier-
bei erwähnt, dass es von Vorteil ist, mit den lichten
Farben zu beginnen. Dann hebt man vorsichtig —
um den Grund nicht zu verletzen — das Papier
mit der begonnenen Zeichnung von der Platte ab
und legt ein Stückchen ganz dünnes Seidenpapier
auf die Rückseite des Papieres, auf welchem man
gezeichnet hat, damit die an ihr hängengebliebenen
Grund-Partikelchen sich nicht auf den Grund der
zweiten Platte übertragen und dort Unsauberkeiten
hervorrufen. Man klebt alsdann die doppelten Pa-
piere wieder mit Wachs auf der zweiten, wie oben
gereinigten und grundierten Platte fest, vermerkt
wieder dieselben Passenpunkte und zeichnet nun
mit einem anderen Stifte, sagen wir rot, auf der
begonnenen Zeichnung weiter. Man arbeitet dabei
ruhig rot über gelb, wo solches nötig ist, genau so,
wie man bei jeder gewöhnlichen Farbenzeichnung
verfahren würde. Auf der unterlegten Platte fixiert
sich jetzt nur das mit dem Rotstift Gezeichnete,
während die Kombination der Farbentöne dem
Schaffenden vor Augen steht. Das Papier wird als-
dann wieder gelöst, das Zwischenblättchen durch
ein anderes ersetzt und die Papiere auf einer dritten
Platte an den Ecken befestigt, um nun z. B. die
blauen Töne zu zeichnen an allen Stellen, wo sie
rein oder in Mischtönen in der Zeichnung zu wirken
haben. Nach dem Befestigen des Zeichenpapieres
auf einer neuen Platte wolle man aber als erstes
stets darauf bedacht sein, die Anlagemarken, den
Punkt oder das Kreuz anzubringen. Auf diese Weise
kann man nun mit weiteren Farbstiften zu zeichnen
fortfahren und soviel Farben-Teilplatten schaffen, als
man für nötig erachtet. Der Künstler ist nicht da-
ran gebunden, die Farben Wirkung durch Ueber-
einanderdruck von Rot, Gelb, Blau und vielleicht
einer Neutralplatte zu suchen, sondern es ist ihm
von Anfang an die Wahl der in Anwendung zu
bringenden Farbentöne und deren Zahl anheim-
gegeben und mit gleichen Druckfarben die Wirkung
im Zusammendruck zu erzielen. Er beobachtet da-

bei auf dem Zeichenblatt ganz genau die Mischungs-
töne und Wirkungen der von ihm gebrauchten Farb-
stifte, mit welchen er das vor ihm liegende Original
geschaffen hat und erhält gleichzeitig die einzelnen
Farben-Teilplatten, welche nunmehr geätzt werden
können. Hierzu überzieht man die Rückseite wie
auch den Rand — Spiegel — der Platte mit Deck-
lack oder Asphalt, lässt diesen trocknen und ätzt
die einzelnen Platten in einem Eisenchloridbade von
höchstens 16° Baume bei mässiger Temperatur. Je
nach den Werten, in welchen die betreffenden Farben
wirken sollen, ätzt man die Platten länger oder
kürzer von beiläufig 15—30 Minuten. Gelb muss
meistens kräftiger, blau zarter geätzt werden.*) —
Nach Reinigung von Asphalt und Aetzgrund gibt
man die Platten mit der Zeichnung in die Druckerei,
um Probedrucke machen zu lassen. Für Anfertigung
derselben ist es natürlich für den Drucker eine
grosse Erleichterung, wenn man nicht nur die Bunt-
zeichnung selbst, sondern auch eine Skala der zur
Verwendung gekommenen Farbenstifte angibt. —
Wünscht der Künstler nach geschehenem Probe-
druck an einer der Farben-Teilplatten Aenderungen,
Nachätzungen oder dergleichen vorzunehmen, so
lässt sich solches leicht bewerkstelligen. Zum Auf-
ätzen wird die Platte mit normalem Aetzgrund
(nicht Durchdrückgrund), wie beim Aufätzen von
Radierungen üblich, überzogen und erfolgt das Auf-
ätzen selbst mit den jedem Radisten bekannten
Manipulationen. Diejenigen Stellen, welche einer
Nachätzung nicht mehr bedürfen, gleichzeitig auch
die Ränder sowie die Rückseiten werden abgedeckt
und die betreffenden Stellen weitergeätzt. Will man
gleich von Anfang an gewisse Stellen einer Farben-
Teilplatte nur leicht anätzen, so ist selbstverständ-
lich auch dieses möglich. Man unterbricht alsdann
den Aetzprozess, spült die Platte ab, lässt das Wasser
ablaufen und sie selbst trocknen, was durch Ab-
fächeln mit einer Pappe oder dergleichen beschleu-
nigt wird. Bei der Empfindlichkeit des Grundes
muss man natürlich davon absehen, das Trocknen
durch Wärme oder Abtupfen mit Watte oder Fliess-
papier beschleunigen zu wollen. 1st die Platte trocken,
so deckt man die Stellen, welche einer weiteren
Aetzung nicht mehr bedürfen, mit Asphalt ab, trocknet
diesen und legt alsdann die Platte wieder in die
Aetzhüssigkeit, um solche an den freien Stellen
weiter wirken zu lassen, bis der Grad der Strich-
tiefe erreicht ist, welcher wünschenswert erscheint. —
(Schluss folgt.)

Technische Mappe.
Oelgemälde auf eine mit Oelfarbe ge-
strichene Wandfläche aufzuziehen. Die Wand,
sowie die Rückseite des auf Leinwand gemalten
*) Aetzungen werden auch von der Firma O. Felsing besorgt.
 
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