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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 12
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Berger, Ernst: Antike Maltechnik [3]: altägyptische Mumiensargmalereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0057

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6.

März 1905.

Herausgegeben von der ,.Werkstatt der Kunst", ERNST CLOSS.
Erscheint 14tägig unter Leitung von ERNST BERGER, München.

Nr. 12.

Inhalt: Antike Maltechnik. Altägyptische Mumiensargmalereien. Von E. Berger (Schluss). — Die Technik der Malerei. Von
Geh. Hofrat Prof. Dr. W. Ostwald. — Die gelben Barben. Von Heinrich Trillich. — Dr. A. Eibners Vorlesungen
über „Die Chemie in der Maltechnik". — Anfragen und Beantwortungen. — Literatur.

Antike Maltechmk.
Altägyptische Mumiensargmalereien.
Von E. Berger. (Mit Illustrationen.)
(Schluss.)

6. Realistische Periode der ägyptischen
Mumienmalerei.
Im weiteren Verlauf der Entwicklung spricht
sich das Verlangen nach grösserer Natur-
wahrheit immer mehr aus. Diese Bewegung
mag von der Bildhauerei beeinflusst worden sein,
die schon in früheren Perioden ganz deutliche
Anläufe zum Realismus zeigte. In plastischen
Darstellungen ist die ägyptische Kunst bekannter-
massen früher zur Reife gelangt, als in der
eigentlichen Malerei, die im einmal festgestellten
Schema zu ersticken drohte. Durch die Plastik
sehen wir die Malerei befruchtet, wenn z. B. ein
Schnitzwerk bemalt werden sollte, und wie reali-
stisch in dieser Art vorgegangen wurde, zeigt
die Figur 5 nach einem Mumiensargdeckel des
Berliner Museums. Je mehr wir uns nämlich
der hellenistischen Zeit nähern, desto mehr sehen
wir das althergebrachte Schema verworfen und
es beginnt ein der Wirklichkeit näher kommen-
des Verfahren der Bemalung. Zuerst wurde der
Kopfteil der Mumie durch die Kaschierung reali-
stisch nachgeahmt, die Hautfarbe wird mehr cha-
rakterisiert und oft auf einer dünnen Grund-
schichte der Mumien-Umhüllungen aufgemalt.
Während in früheren Perioden der Mumien-
schmuck(Kopfmaske, Halsschmuck, Amuletteu.a.)
aus kaschierter bemalter Leinwand an der Mumie
gesondert befestigt wurde, ist jetzt diese Tren-
nung nicht mehr im Gebrauch: Mumie und
Mumienschmuck sind miteinander ver-

einigt. Als interessantes Beispiel solcher be-
malten Mumienhüllen gebe ich in Figur 6 die
Kopie eines Teiles einer solchen nach dem Ori-
ginale des Berliner Museums. Die Mumienhülle
besteht aus Leinwand und zeigt die ganze Figur
in liegender Stellung, den Kopf auf einem Kissen
ruhend. Die Arme und Hände sind in freier
Bewegung; die linke Hand liegt auf der Brust,
die rechte ist ein vergoldetes Gefäss haltend
dargestellt. Vergoldeter Schmuck bedeckt die
Büste und die Arme, vergoldete und purpur-
farbige Bekränzung umgibt den Kopf. Die Ma-
lerei ist temperaartig aufgemalt, wobei nur eine
leichte Grundierung der Leinwand bemerkbar
ist. Gips ist nur zu Erhöhung der ungemein
abwechslungsreichen plastischen Zierate (wie
oben erwähnt mit dem Pinsel) aufgetragen und
die Vergoldung glänzend geglättet.
Zwei ähnliche Mumien dieser Art befinden
sich im Albertinum zu Dresden (aus Sakkhara
stammend), vermutlich aus dem 2. bis 3. Jahr-
hundert unserer Zeitrechnung. In ihrer über-
reichen Ausstattung erinnern diese Bilder an
byzantinische. Gleichzeitig mit dieser Form der
Mumienumhüllung scheint aber auch noch die Ka-
schierung beibehalten zu sein, oder um es noch
einfacher auszudrücken: Auch die Kaschierungen
wurden realistisch durchgeführt, ln welchem
Grade der Vollendung diese Kunst geübt wurde,
beweist die hier nach dem Kataloge der ägyp-
tischen Abteilung des British-Museum zu London
 
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