Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Trillich, Heinrich: Die roten Farben [1]
DOI Artikel:
Technische Neuheiten / Curiosa / Aus unserer Rezeption-Mappe
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0019

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 4.

Münchner kunsttechnische Blätter.

15

Die Gewinnung der hellen lebhaften Sorten ist
teuer und schwierig, die übrigen Töne sind, wie
schon bemerkt, mehr ins Braunrote fallend, rein Rot
bildet Eisenoxyd an sich nicht. Man war daher
schon frühzeitig bemüht, reinere Rot durch Auf-
färben des Eisenoxydrotes mit natürlichen oder künst-
lichen Farbstoffen, bezw. Farblacken, herzustellen,
die sogen, geschönten Farben. Die Auffärbung, ist
entweder eine Fixierung, wie z. B. die grüne Erde
oder Bolus oder Kaolin gewisse basische Farbstoffe
an sich ziehen, so dass sie mit Wasser nicht mehr
abgehen (aber mit Alkalien, alkalischem Leim und
Alkohol) oder eine direkte Lackbildung mit Alaun-
erde und Baryumsulfat, Zinnsalz u. a. Besonders
kommen in Frage Rotholzlacke (Berlinerrot), Fuch-
sin und Magenta, Safranin und für lichtechte Auf-
färbungen Krapplacke, auch die neueren Azorote
(Pasarote), die aber in Verbindung mit Eisen- und
Bleifarben an Lichtechtheit einzubüssen scheinen.
Die Preislage der Eisenoxydfarben schwankt in
sehr weiten Grenzen, so kann roter Bolus mit rund
8 Mk. für ioo Kilogramm, Eisenmennig mit 12 bis
18 Mk., Englischrot mit 12 — 2g Mk., Zement- und
Eisenoxydrot mit 20 — 60 Mk. Gressverkehrspreisen
angesetzt werden. Diese Preise steigen gleich be-
sonders bei feinen Oxydroten ohne Korn, den sogen.
Spiegel- und Polierroten auf 80—120 Mk. und er-
höhen sich noch weiter bei ganz fein geschlämmten
Buch- und Steindruckfarben, wie ja stets bei Erd-
und Mineralfarben hauptsächlich die Feinheit der
Mahlung und Schlämmung die Kosten verursacht.
Bei den meisten Eisenerzen kommt dazu, dass
sie ausserordentlich hart sind, also sehr starke und
schwere Maschinen, besonders Trommelmühlen, be-
nötigen, die als „Kraftfresser" bekannt sind.
Für die ganz echten Künstlerfarben stellen die
Eisenoxydfarben in ihren Nüancen von Ocker und
Sienaerde bis hinunter zu Mumienbraun und Violett
caput mortuum eine von jeher durch Echtheit aus-
gezeichnete Farbenskala dar und es ist ganz ge-
wiss kein Zufall, dass Terra di Siena, Venetianisch-
rot und Umbra noch heute die gangbaren Benen-
nungen dieser Töne sind, obwohl längst andere
Bezugsquellen bestehen, — aber mit den Künstlern
und Werken des Quattro- und Cinquecento der Re-
naissance wurden auch ihre Farbenbezugsquellen
bekannt und mancher Ballen Eisenroterde mag da-
mals über die Alpenpässe als teures und kostbares
Gut nach Deutschland gekommen sein.
Heute kommen als Lieferanten der Rot- und
Braun-Eisensteine hauptsächlich Schweden, Algier,
Kleinasien, Nordamerika, Hessen-Nassau, für Ocker
Südfrankreich, Mexiko, Hessen-Nassau, für Umbra
(Eisenumbra) Zypern in Frage. Das andere und
grössere Kontingent stellt aber wohl die chemische
Grossindustrie Englands und Deutschlands, während
die Vorherrschaft Böhmens für die feinen Eisenvitriol-
rote dadurch gebrochen ist, dass durch die deutsche
Erfindung der Kontaktschwefelsäure der böhmischen

Vitriolindustrie derTodesstoss gegeben ist; letztere hat
aber diese Vitriolrote als Nebenprodukt gewonnen.
Der Verbrauch an Eisenrotfarben ist ein ganz
bedeutender, so führt z. B. Deutschland jährlich ca.
20 000 Doppelzentner im Wert von rund 230 000 Mk.
ein und aus, wobei als Wert natürlich der Roh-
stoffwert anzunehmen ist.
Die Erzeugung von Eisenfarben findet in vielen
Farbwerken statt, so zwar, dass sich gewisse Be-
zugsorte gerade für Qualitätsbezeichnungen einge-
führt haben, so z. B. Nürnbergerrot für die billigen
Bolusrote der Oberpfalz, Pariserrot für die fein ge-
schlämmten besseren Eisenoxydrote, Berlinerrot für
die mit Rotholzfarbe aufgefärbten Eisenrote, Eng-
lischrot für die mit Kalk und Spat versetzten Rote;
von Venetianischrot und Sienaerde ist bereits die
Rede gewesen. (Schluss folgt.)
Technische Neuheiten.
Malbretter aus Cellulose. Maler F. H. Armin
(München) ist, angeregt durch die in manchen Fällen
geradezu auffallende Frische und Leuchtkraft der
auf Holz gemalten Bilder der alten Meister und in
der Absicht, das missliche Werfen und Schwinden
der Bretter sowie die Möglichkeit der Schädigungen
durch den Holzwurm zu verringern, auf den Ge-
danken gekommen, Malbretter aus Cellulose, dem
gereinigten Holzstoff, herzustellen. In Verbindung
desselben mit einem Bindemittel, das keinerlei schä-
digende Einwirkung auf die Farben ausübt, ist es
ihm nach jahrelangen'Versuchen gerungen, Mal-
bretter herzustellen, bei welcher der Nachteil der
gewöhnlichen Pappe, nämlich das Anziehen der
Feuchtigkeit, vermieden ist und gleichzeitig die Ge-
fahren des Schwindens und Reissens der Unterlage,
also auch des in diesem Falle mit dem Grund-
materiale innig verbundenen Kreidegrundes, aus-
geschlossen sind. Dieser Grund lässt sich durch
Auftrag von Milch (Casein), verdünntes Leimwasser,
Oel u. a. weniger aufsaugend machen und auch be-
züglich der Körnung ist es möglich, den Wünschen
des Malers nachzukommen, je nachdem er glatten
oder rauheren Grund vorzieht. Das eigentliche Fe-
stigungsmittel der Malbretter besteht in der innigen
Verbindung des geleimten Kreidegrundes mit der
Cellulose auf der Malseite einerseits und der Ver-
stärkung durch Chlormagnesia und etwas Gipszusatz
auf der Rückseite andererseits, wodurch die Unver-
brennlichkeit der Masse bezweckt wird. Die so her-
gestellten Armin'schen Malbretter sind patentamtlich
geschützt durch D. R. G. M. S. für Deutschland so-
wie durch das französische und englische Patent.
(Siehe den Inseratenteil des Blattes).
Curiosa.
Lenbach ohne Kremserweiss! In „Franz v.
Lenbach, Gespräche und Erinnerungen" von W.Wyl
(Stuttgart und Leipzig 1904) ist von den Kopien die
 
Annotationen