Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

DOI Heft:
Nr. 13
DOI Heft:
Nr. 14
DOI Artikel:
Pettenkofer, Max von: Eine Niederschrift v. Pettenkofers über das Regenerationsverfahren [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0069

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KONSITEŒMISŒE
MTFR

3. April 1905.

Herausgegeben von der ,,Werkstatt der Kunst", ERNST CLOSS.
Erscheint 14tägig unter Leitung von ERNST BERGER, München.

Nr. 14.

Inhalt: Eine Niederschrift v. Pettenkofers über das Regenerations verfahren. — Ueber den Einduss von Anomalien und Er-
krankungen des Sehorganes auf die Maltechnik. Von Dr. Emil Berger (Fortsetzung). — Neue Malunterlagen. — An-
fragen und Beantwortungen.

Eine Niederschrift v. Pettenkofers über das Regenerationsverfahren.

Durch das Entgegenkommen eines Freundes
unserer Zeitschrift sind wir in der Lage, ein
Schriftstück zu veröffentlichen, nämlich die von
Prof. Dr. Max v. Pettenkofer verfasste Beschrei-
bung seines Verfahrens, die er seinem Gesuch
um Bewilligung eines Privilegiums zu Grunde
legte. Als sehr interessantes Dokument und als
Beitrag zur Geschichte seines Regenerationsver-
fahrens wird das Schreiben hier zum Abdruck
gebracht.
Beschreibung des Verfahrens zur Wieder-
belebung der durch Alter und sonstiger
Einflüsse veränderten Oelgemälde.
Von Dr. Max v. Pettenkofer.
Das unterm 21. Juni 1863 mir erteilte Pri-
vilegium obigen Betreffs, welches noch bis 1868
in Kraft besteht, hat in den Kgl. Gemäldegalerien
in München und Schleissheim vielfache Anwen-
dung gefunden, wobei ich Gelegenheit gefunden
habe, demselben eine so wertvolle Bereicherung
hinzuzufügen, dass ich um ein neues Privilegium
nachsuche, welches aber mein im nächsten Jahre
ablaufendes in sich schliessen soll.
Der Grundgedanke zu meiner Methode der
Gemälderestauration und Konservation ruht be-
kanntlich auf meiner Entdeckung von den opti-
schen Wirkungen des Verlustes des molekulären
Zusammenhanges der Oelgemälde und dessen
Wiederherstellung durch Mittel, welche keine
Nachteile und Hindernisse für spätere Zeiten
nach sich ziehen. Bei jedem Bilde, welches nach
bisheriger Anschauung frischen Firnis oder son-
stige sogenannte Nahrung verlangt, ist der mole-
kulare Zusammenhang gestört oder verloren ge-
gangen, und muss wieder hergestellt werden, wenn
das Kunstwerk seine Bestimmung erfüllen und

als der individuelle Ausdruck des schaffenden
Künstlers Geltung haben soll. Es ist unabweis-
liche Pflicht aller öffentlichen Galerien, die Kunst-
werke in diesen Zustand zu versetzen und fort-
während darin zu erhalten.
Von meiner Entdeckung ausgehend, dass der
Verlust des molekularen Zusammenhanges eine
ganz allgemeine, jedenfalls die allerhäufigste Bilder-
krankheit sei, die mehr von physikalischen und
nicht, wie man bisher allgemein glaubte, von che-
mischen Ursachen bedingt wird, habe ich zuerst
gefunden, dass in vielen Fällen der mit atmo-
sphärischer Luft gemischte Alkoholdampf, eine
alkoholhaltige Atmosphäre, durch einen dadurch
veranlassten Quellungsprozess zur Wiederherstel-
lung des molekularen Zusammenhangs genüge,
was den Gegenstand meines Privilegiums vom
2LJuni 1863 bildet, auf dessen bei den Akten
befindliche Beschreibung ich hiermit Bezug nehme
und sie hier als eingeschaltet betrachte.
Es haben sich bei fortgesetzter Erfahrung
auch Fälle ergeben, in welchen die Alkoholatmo-
sphäre gar nicht, und andere, in denen sie nur
für kurze Zeit wirkte. Dadurch war ich veran-
lasst, nach den besten Mitteln auch für diese
Fälle zu suchen. Die Alkoholatmosphäre wirkt
nur auf das Harz in den Gemälden, nicht auf
das Oel oder die aus ihm mit der Zeit entstan-
denen Produkte. Um nun die Gemälde, auf welche
die Alkoholatmosphäre nicht, oder nicht genügend
wirkt, der Regeneration zugänglich zu machen,
müssen solche Bilder mit einer hinreichenden
Menge Harz versehen werden. Als das beste
Mittel in all' diesen Fällen hat sich der Kopaiva-
balsam erprobt.
Dem Entdecker der schädlichen Wirkungen
vom Verluste des molekularen Zusammenhanges
 
Annotationen