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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 19
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Nr. 20
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Floerke, Hanns: Der Kunstunterricht in den Niederlanden im 17. und 18. Jahrhundert [2]
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Neuheiten für Maler / Anfragen und Beantwortungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0096

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92

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 20.

Von hier bis zur Mitarbeiterschaft, wie
wir wir sie im Atelier von Rubens sehen, ist
kein grosser Schritt mehr. Rubens hatte unter
seinem Heer von Schülern einen Stab von Mit-
arbeitern erster Ordnung. Eine Schilderung des
dänischen Arztes Sperling zeigt sie uns bei der
Arbeit: „Wir sahen dort (im Hause des Rubens)
auch einen grossen Saal, der keine Fenster hatte,
sondern sein Licht durch eine grosse Oeffnung
mitten in der Decke erhielt. Da sassen viele
junge Maler, die alle an verschiedenen Stücken
malten, welche mit Kreide von Herrn Rubens vor-
gezeichnet worden waren, und auf denen er hier
und da einen Farbenfleck angebracht hatte. Diese
Bilder mussten sie ganz in Farbe ausführen, bis
zuletzt Rubens selbst das Ganze durch Striche und
Farben zur Vollendung brachte." Auch Hess er
sie nach kleinen Skizzen Bilder ausführen — von
keinem Maler sind soviel Farbenskizzen bekannt
wie von Rubens — an die er schliesslich die letzte
Hand legte ; er Hess sich von ihnen ferner in seine
eigenen Arbeiten Landschaften, Tiere u. dergl.
hineinmalen oder setzte in ihre Bilder Figuren; er
Hess endlich Bilder, an denen er mit besonderer
Freude gearbeitet hatte, oder von denen eine
Wiederholung begehrt wurde, von ihnen kopieren
und überging sie zuletzt noch mit dem Pinsel.*)
Neuheiten für Maler.
Für folgende praktische Neuheiten ist vom Kaiserl.
Patentamt der Gebrauchs-Musterschutz eingetragen
worden :
Klasse 75e, Nr. 248190. Als Staffelei ein-
stellbarer Malkasten mit herausziehbaren Halteleisten.
Rudolf Heidkamp, Hannover. Angemeldet 23. Fe-
bruar 1905.
Nr. 249712. Malkasten mit abnehmbarem als
Palette dienendem Boden und als Träger der Mal-
fläche dienendem Deckel. Ernst G. Stavenhagen,
Hamburg. Angemeldet 27. März 190g.
Nr. 250036. Maler-Atelier-Staffelei, deren seit-
liche Fusschwellen durch Eisenwinkel mit der mitt-
leren Querschwelle versteift sind. Kaufhaus Ober-
pollinger, G. m. b. H., München. Angemeldet
30. März 190g.
Nr. 250047. Befestigung von Bildern, welche
in einem Karton gefasst sind, mittels Schnüre auf
einer Staffelei. Heinr. Stankiewitz, Langensalza. An-
gemeldet g. April 190g.
*) Zu erinnern wäre z. B. an die grosse Löwenjagd, die
Rubens röry für den Herzog von Bayern matte, und
von der er 1620 dem Lord Dudley Carteton eine Wieder-
holung anbot, oder an das „Jüngste Gericht", von dem der
Meister schreibt: „Begonnen von einem meiner Schüler nach
einem anderen Bilde, welches ich in viel grösserer Form für
den Erl. Fürsten von Neuburg gemalt habe" (aber auch
dieses Bild hat er nicht ganz eigenhändig gemalt). „Da
dasselbe aber noch nicht vollendet ist, so würde ich es ganz
mit eigener Hand übergehen, und so könnte es für ein Original
gelten." (Guhl: Künstlerbriefe II, 147.)

Klasse 75 c, Nr. 242163. Palette, die durch
eine Bleieinlage ausbalanziert ist. Angemeldet
14. März 190g.
Nr. 249164. Aufbewahrungsgefäss fürPalet-
tenscheps, bestehend aus einem Behälter mit einer
Kappe, die eine mit Quersteg und Verschlussdeckel
versehene Oeffnung hat. Angemeldet 14. März 190g.
Nr. 249165. Mehrfach genuteter, mit einem
umlegbaren Schenkel versehener Malrahmen für
Malmappen. Angemeldet 14. März 190g.
Nr. 249166. Gefäss zum Waschen von Pin-
seln, bestehend aus zwei ineinander liegenden Be-
hältern, von denen der Boden des inneren gelocht
und mit Erhöhungen versehen ist. Angemeldet
14. März 190g.
Nr. 249484. Zusammenklappbare Palette mit
Schrägstellung und Sicherung. Angern. 17. März 190g.
Nr. 249488. Feldmalkasten mit einem ab-
nehmbaren Rucksack. Angemeldet 17. März 1905.
Die letzten sechs Neuheiten sämtlich angemeldet
vom Kaufhaus Oberpollinger, G. m. b. H., München.
Anfragen und Beantwortungen.
Herrn G. G. in Wsetin (Mähren). Ihrem
Wunsche um Angabe „einiger Quellenwerke über
Komplementärfarben und ihre Anwendung
im Bilde" nachzukommen, ist nicht leicht. Ein
Werk, das dieser Forderung ganz entspricht, ist
uns nicht bekannt. Es gibt zwar einige Publika-
tionen optisch-theoretischer Natur, in welchen das
Thema der Komplementärfarben behandelt ist, wie
in W. V. Bezold, Die Farbenlehre im Hinblick
auf Kunst und Kunstgewerbe (Braunschweig 1874),
E. Brücke, Die Physiologie der Farben für Zwecke
der Kunstgewerbe (Leipz. 1887) und O. N. Road,
Die moderne Farbenlehre, mit Hinweisung auf ihre
Benutzungen in Malerei und Kunstgewerbe (Leipz.
1880). Eventuell zu verwerten ist auch mein kleiner
„Katechismus der Farbenlehre" (Leipz. 1898, Verlag
V. J. J. Weber). An der Münchener Akademie oder
in Malschulen werden die genannten Bücher, wie Sie
vermuten, aber nicht benützt, denn bis jetzt wird
hier über „Farbenlehre", wie dies an den Wiener
Kunstinstituten seit längerer Zeit der Fall ist, nicht
doziert.
Fri. H. N. in Wien. Die Sprünge, die sich
ganz plötzlich während der Arbeit des Kopierens
gezeigt haben, scheinen nur von der Leinwand ver-
ursacht zu sein, die sich jetzt in der trockenen
Jahreszeit zusammenzieht, während bei Beginn der
Arbeit feuchtes Wetter war. Die Leinwand zieht sich
bei Trockenheit zusammen und bringt die nicht
hygroskopische F'arbschicht zum Springen, dies um
so mehr als Ihre Untermalung auf geleimtem Grund
mit Tempera ausgeführt wurde.
 
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