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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 10
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Täuber, Ernst: Bericht über die Tätigkeit im chemischen Laboratorium der Kgl. Akademischen Hochschule für die Bildende Künste zu Berlin [1]
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Walter Zieglers Verfahren zur Herstellung von Farben-Teilplatten für Mehrfarbendruck [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0046

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42

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 10.

dass dagegen wohl noch einzelne Lacke des natür-
lichen Farbstoffs im Handel Vorkommen, für welche,
vermutlich aus Mangel an Interesse, die Alizarin-
farbenindustrie noch keinen Ersatz geschaffen hat.
Eine Reihe von Versuchen bezog sich auf das
Trocknen der Farben. Sie ergab das inter-
essante Resultat, dass die Zeit, welche zum Trocknen
der Oelfarben erforderlich ist, fast gar nicht von
der relativen Menge Oel, welche die malfertige Farbe
enthält, dagegen in hohem Grade von der chemi-
schen Natur des Pigmentes abhängt. Manche Farben
von geringem Oelgehalt, wie namentlich Zinkweiss
(ca. 2g°/o), Zinnober (ca. 2o°/o), lichter Ocker (ca.
45°/o), Ultramarin (ca. go°/o Mohnöl), trocknen
ausserordentlich langsam, andere von hohem Oel-
gehalt, z. B. Preussisch Blau (ca. joo°/o), Chrom-
oxydgrün, feurig (ca. ioo"/o), Kobaltblau (ca. 140^/0
Mohnöl), trocknen unter den gleichen Verhältnissen
in dem fünften bis zehnten Teile der Zeit, welche
die zuerst genannten, langsam trocknenden Farben
benötigen. Besonders interessant ist, dass das matte
Chromoxydgrün (wasserfreies Chromoxyd) mit einem
Gehalt von noch nicht go"/o Mohnöl nicht rascher
trocknet als das feurige Chromoxydgrün (Chrom-
oxydhydrat), welches infolge seiner lockeren Be-
schaffenheit mehr als ioo°/o Mohnöl erfordert.
Man sieht, dass die Pigmente als Sikkative von
sehr verschiedener Wirksamkeit fungieren, und da
sie ja stets in sehr erheblichem Ueberschuss vor-
handen sind, so spielt die Menge des vorhandenen
Oeles bezüglich des Trocknens kaum eine Rolle.
Die vorstehende Beobachtung gibt einen Finger-
zeig für die Verwendung der Sikkative, die öfter als
sehr bedenkliche Hilfsmittel bei der Malerei hin-
gestellt werden; sie lehrt, dass ein vorsichtiger,
massiger Gebrauch von Sikkativen durchaus gestattet
werden kann, denn es wird doch niemand behaupten
wollen, dass schnell trocknende Farben, wie Blei-
weiss, Chromoxydgrün, Preussisch Blau bezüglich der
Konservierung des Malmittels den langsam trocknen-
den, wie Zinkweiss, Ultramarin, Krapp im allge-
meinen nachständen. Die Gefahr, welche tatsäch-
lich vorhanden ist, liegt darin, dass leicht zuviel
Sikkativ angewendet wird, weil dieses in der Regel
in gelöster bezw. in Oel löslicher Form verwendet
wird, während die Pigmente, welche als Sikkative
wirken, in dem Oel höchstens in ganz geringen
Spuren löslich sind und daher nie in zu grosser
Menge zur Wirkung gelangen.
Versuche über das Sedimentieren mal-
fertiger Oelfarben in Tuben bestätigten die Er-
fahrung der Farbenfabrikanten, dass eine Anzahl
bewährter Pigmente ohne verdickende Zusätze nicht
dauernd in dem Oele suspendiert erhalten werden
können. Die Prüfung, ob ein massiger Zusatz von
Wachs irgend welche Gefahren in sich birgt, ist im
Gange; es dürfte lange Zeit erfordern, um auf diese
Frage eine sichere Antwort zu erhalten.
(Schluss folgt.)

Walter Zieglers Verfahren zur Her-
stellung von Farben-Teilplatten für
Mehrf arb endruck.
Ein Verfahren zur Herstellung vielfarbiger
Kupferradierungen dürfte in der heutigen Zeit ge-
eignet sein, jeden schaffenden Künstler — auch den
Nicht-Graphiker — besonders zu interessieren, da
die ganze Strömung des Kunsthandels nach Schaf-
fung farbiger Blätter geht. Das Verfahren ermög-
licht die Herstellung von mehrfarbigen Kupfer-
drucken als Wandschmuck oder Mappenblatt —
resp. auf dem Gebiete der Kleinkunst als Exlibris,
Menus, Postkarten etc.
Bei dem Ziegler'schen Verfahren zur Herstel-
lung von Farben-Teilplatten ist der Urheber nicht
gezwungen ihm nicht geläufige Techniken auszu-
üben oder mit ihm ungewohnten Materialien zu
arbeiten; für den Anfang der Arbeit, zur Schaffung
der Zeichnung auf der Platte sind Zeichenstift und
Papier die Hauptwerkzeuge des Künstlers und weil
so die Einzelheiten des Verfahrens recht einfache
sind, dürfte es sicher die weiteste Verbreitung finden.
Die zur Ausübung nötigen Materialien sind
folgende :
Kupferplatten, Walter Ziegler'scher Durchdrück-
grund, Grundierwalze, zwei verschieden starke, aber
doch dünne gekörnte oder glatte Zeichenpapiere und
mittelharte bunte Farbenstifte, allenfalls ein Stangen-
zirkel zum bequemen Aufpassen der Papiere.*)
Wolle man mit der Arbeit beginnen, so reinigt
man eine Kupferplatte mit Alkohol und Kreide,
wischt solche gut ab, erwärmt die Platte etwas und
überzieht sie alsdann gleichmässig mit Rindertalg,
welchen man am besten mit einem Läppchen über
die ganze Platte verreibt. Der Talg wird darauf
mit einem zweiten, ganz sauberen Stück Leinen so-
weit wieder abgewischt, dass nur ein Hauch des-
selben auf der Platte zurückbleibt. — Alsdann wärmt
man die Platte wieder mässig an und grundiert sie
mittels der Grundierwalze mit dem Durchdrückgrund.
(Die Platte wird nach dem Grundieren nicht an-
gerusst.) — Die Lederwalze sollte zum Grundieren
mit anderen Grundsorten nicht verwendet werden. —
Der Durchdrückgrund soll staubfrei (in den Glas-
fläschchen verkorkt) auf bewahrt werden. Wird die
Platte zu warm gemacht, so läuft der Grund wie
Wasser auf einer fettigen Fläche zusammen und
muss alsdann gewartet werden, bis die Platte etwas
mehr abgekühlt ist. 1st die Platte dagegen zu kalt,
so trennt sich der Durchdrückgrund von ihr und
geht auf die Walze über, wobei sich ein ganz
leises knisterndes Geräusch hörbar macht. Ein
Versuch wird dem Ausübenden leicht zeigen, wie
sich der Grund richtig arbeitet, um einen gleich-
massigen Ueberzug auf der Platte zu erzielen.
*) Bezugsquelle: O. Felsing, Hofkupferdruckerei, Ber-
lin SW., Schönebergerstrasse 8.
 
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