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Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

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Nr. 12
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Trillich, Heinrich: Die gelben Farben
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Berger, Ernst: Dr. A. Eibners Vorlesungen über "Die Chemie in der Maltechnik"
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https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0063

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Nr. 12.

Münchner kunsttechnische Blätter.

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glatten, knistrigen Bruch bis zu ganz weichen, wol-
ligen Produkten.
Neben den chemisch reinen Sorten, welche bei
hellen Nuancen jedoch schwefelsaures Blei mit ent-
halten, und für graphische Gewerbe, Künstler- und
Dekorationsfarben dienen, bei Preisen von 1,20—2,50
Mark für das Kilo, kommen vielfach mit Bleiweiss,
Bleisulfat, Spat, Gips verschnittene Sorten vor, die
als Baltimore-, Kölner-, Pariser-, Neugelb gehen,
auch Schüttgelb ist vielfach nur stark zurückgestelltes
Bleichromgelb.
Obwohl relativ unveränderlich, daher in Wachs
und in Oel oder Lack selbst für Spielwaren zuge-
lassen, ist das Bleichromgelb doch nicht unveränder-
lich gegen Licht, es bleicht aus, es schwärzt sich
in schwefelwasserstoffhaltiger Luft und in Oe! und
Firnis, der Schwefel enthält, weshalb alle Farben mit
Chromgelbgehalt stark nachdunkeln.
Das Zinkchromgelb hat eine eigentümliche hell-
gelbe Nüance, es ist an Licht und Luft unver-
änderlicher als Bleichromgelb, und wird in reinen
Nüancen mittels Zinkweiss hergestellt. Das Kilo
kostet bei reinem Gelb 1 — 2 Mk., es wird häufig
mit Zinkweiss oder Schwerspat zurückgestellt. Das
Barytgelb („Ultramaringelb" sehr fälschlicherweise)
und das analoge Kalkgelb sind als Mineralgelb zwar
sehr echte und lichtbeständige Farben, aber die
Nüance ist so wenig kräftig, dass sie kaum prak-
tisch benützt werden, sie sind dazu im Verhält-
nis zu teuer.
Eisenchromgelb (Sideringelb) hat eine mehr
ockerige Barbe (Rostgelb) und daher wenig prak-
tische Bedeutung ; ob solche die neuerdings herge-
stellten basisch chromsauren Eisenfarben erhalten
werden, bleibt abzuwarten. Den Eisenchromfarben
wird ebenfalls grosse Beständigkeit nachgerühmt, ob
mit Recht, ist eine andere Frage.
Der Vollständigkeit wegen ist noch das basische
Quecksilbersulfat zu erwähnen, Merkur-Königsgelb
oder mineralischer Turpeth, das ebenfalls keine prak-
tische Bedeutung hat.
Zahlreich sind die gelben Lackfarben, sei
es, dass sie aus pflanzlichen Farbstoffen oder aus
künstlich hergestellten Teerfarbstoffen oder aus beiden
kombiniert hergestellt sind. Das ursprüngliche Schütt-
gelb ist eine Kreide- oder Kalkfarbe, auf welche der
gelbe Farbstoff aus Kreuzbeeren oder Querzitron-
rinde mittels Alaun fixiert wurde — heute ist es
durch stark verschnittene Chromgelbe oder durch die
feurigen Kalkgelbe ersetzt.
Ein neueres Schüttgelb habe ich auf Kreide
durch Ausfällen des Teerfarbstoffes „Auramin" mit-
tels Querzitronextrakt hergestellt.
Auch Wau- und Gelbholzextrakte haben früher
Verwendung für Schüttgelb gefunden.
Ein geschätztes teures Gelb ist das Purée
oder echte Indischgelb, wahrscheinlich der Mag-
nesiallack eines Pflanzenfarbstoffs ; es ist jedoch heute
ebenfalls ziemlich verdrängt.

Das Gummigutt ist ein Milchsaft aus ost-
indischen Bäumen, es dient für sich allein als Gelb-
beize und Wasserfarbe, als Tonerdelack auch als
Oelfarbe.
Von wesentlich grösserer Bedeutung als Pflanzen-
farblacke sind jedoch die gelben Teerfarbstoff-
lacke geworden.
Die sauer ziehenden Azofarbstoffe, Chinolin-
gelb und Naphtolgelb liefern alle Abstufungen
vom hellsten Primrosa oder Zitron bis zum Dunkel-
goldgelb; diese Lacke sind, was wenigstens Naph-
tolgelb anlangt, auch sehr licht- und luftecht. Auch
Indischgelb von Elberfeld, Pyramingelb und Papier-
gelb von Ludwigshafen liefern helle, feurige Gelblacke.
Mehr ins Bräunliche neigten die Chrysoidin-
lacke, mit denen hauptsächlich für Ledergelb nü-
anciert wird. Je nach den Zwecken der Farbe sind
diese Lacke auf Tonerde, Blanc fix oder Spat nieder-
geschlagen, sie kommen vor allem als „Giftfreie
Gelbe" für Spielwarenanstrich und für Farbkreiden
in Betracht.
Der einzige basische gelbe Farbstoff ist das
Auramin, das z. B. Kieselerden feurig gelb färbt
und auch für ein Schüttgelb verwendet ist, wo ich
es mit Querzitron kombiniert habe. Auch für Kom-
bination mit Chinolin und Naphtolgelblacken wird
es viel verwendet.
Es finden sich also'das „Kalkgelb" oder als
giftfreies Gelb verschiedenartige Farblacke im Han-
del vor.
In neuester Zeit kommen von Höchst und Lud-
wigshafen auch unlösliche Azogelbe,sogen. Pigment-
gelbe an die Farbenfabriken; diese Farbstoffe dürfen
gute Zukunft haben, wenn sie sich als kalk-, licht-
und luftecht bewähren, sie werden auf Spat, Blanc
fix, Tonerde u. s. w. gefällt und umfassen Töne von
lichtechtem Gelb bis Orange.
Um auch die gelben Beizen zu erwähnen,
welche der Maler besonders für Holzbeizungen be-
nötigt, so sind dies meistens Lösungen der schon
genannten Pflanzen- oder Teerfarbstoffe, die, vom
Holz aufgesaugt, ihm eine gelb bis gelbbraune Farbe
erteilen, welche aber durchaus keinen besonderen
Anspruch auf Lichtechtheit machen können.
Dr. A. Eibners Vorlesungen über
„Die Chemie in der Maltechnik".
Die von der „Versuchsanstalt und Auskunft-
steile für Maltechnik" an der Königl. Technischen
Hochschule München im Wintersemester 1904/05
veranstalteten Vorlesungen des Assistenten der Ver-
suchsanstalt, Herrn Privatdozenten Dr. A. Eibner,
sind letzten Dienstag (21. Februar) geschlossen wor-
den. Wir wollen nicht versäumen, den Veranstaltern
dieses ersten „Versuches" der Versuchsanstalt, da-
rin bestehend, den Kunst- und Dekorationsmalern
Gelegenheit zu geben, sich über das für sie so
wichtige Thema durch eine Reihe von anregenden
 
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