Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 1.1904-1905

DOI issue:
Nr. 10
DOI article:
Technische Mappe / Anfragen und Beantwortungen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36597#0048

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
44

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 10.

Bildes wird einmal mit Bleiweiss mager gestrichen.
Nachdem dieser Anstrich genügend trocken ist (hart
braucht er nicht zu sein, da er nur dazu dient, dem
nachfolgenden Kitt eine aufnahmefähige Unterlage
zu geben), wird ein Spachtelkitt aus dickem Blei-
weiss und venetianischem Terpentin gut vermischt,
mit der Spachtel gleichmässig aufgezogen und das
Bild aufgeklebt. Das Aufkleben muss derart ge-
schehen, dass keine Falten und hohle Stellen ent-
stehen können. Am besten werden diese vermieden,
wenn der Grund recht glatt ist und das Bild von
der Mitte aus recht gleichmässig und fest nach allen
Seiten hin ausgestrichen und angedrückt wird. So-
lange der Kitt noch weich ist, kann man das Bild
vorsichtshalber an den Rändern mit kleinen Stiften
befestigen.
Wie man rasch erstarrende Vergolder-Guss-
masse herstellt. Die aus Gips, Kreide und Leim
bestehende Gussmasse, welche von den Vergoldern
zur Herstellung von Bilderrahmen, Ornamenten und
Figuren benutzt wird, bedarf, um so weit zu er-
härten, dass sie aus der Form herausgenommen
werden kann, einen Zeitraum von 6—8 Stunden.
Versuchte Zusätze von Alaun und Bleizucker hatten
keinen wesentlichen Erfolg. Dagegen bewirkt ein
Zusatz von Kaliumsulfat, Kaliumbisulfat oder Kalium-
karbonat, namentlich aber Chromalaun, ein rasches
Erstarren.
Griinlichblaue Patina auf Kupfer und kupfer-
haltigen Legierungen entsteht, wenn man die blank
gebeizten Gegenstände mittels Pinsels mit einer Lö-
sung von i Teil Salmiak und 3 Teilen kohlensaurem
Ammoniak in 24 Teilen kalten Wassers bestrichen
werden. Stärkere Ansätze von Patina bilden sich,
wenn statt des kalten Wassers dicker Tragantschleim
zum Auflösen erwähnter Ammoniaksalze genommen
wird. Schon nach Ablauf einer Viertelstunde beginnt
das Ansetzen der Patina, die nach 6—-8 Stunden
eine schöne bläuiichgrüne Farbe angenommen hat.
Anfragen und Beantwortungen.
Herrn F. S. H., München. Wenn wir alle An-
sichten über die Verträglichkeit der Mischung von
Zinnober mit Bleiweiss miteinander vergleichen,
würde es sich herausstellen, dass ebensoviele Gegner
als Anwälte da sind. Während einige Chemiker die
grosse Empfindlichkeit von Bleiweiss den Schwefel-
verbindungen gegenüber als Anlass nehmen, vor der-
artigen Mischungen (also mit Zinnober, Cadmium,
Ultramarin) zu warnen, vertreten andere wieder den
Standpunkt, die Befürchtung einer chemischen Ver-
änderung sei grundlos, weil speziell Zinnober und
Cadmium so feste chemische Verbindungen sind,
dass die Trennung in ihre Elemente ausgeschlossen
erscheint. Im vorigen Jahr hatte Ober-Medizinalrat
Prof. Dr. Hilger in seinen Vorträgen über die „Chemie
in der Maltechnik" (Zyklus des Volkshochschul-
vereins, München) eindringlich vor der Mischung

von Bleiweiss mit Zinnober gewarnt und ad oculos
demonstriert, wie sich schon in allerkürzester Zeit,
noch in nassem Zustand, die Mischung geschwärzt
hatte. Neuestens erklärt Geh. Hofrat Prof. Dr. Ost-
wald (Leipzig) in dem Artikel über „Technik der
Malerei" (in Nr. 1 der „Woche", den wir demnächst
zum Abdruck bringen werden) es für einen „chemi-
schen Aberglauben", dass etwa Bleifarben sich durch
Berührung mit Zinnober in Schwefelblei verwandeln
könnten. Solange demnach hervorragende Vertreter
der chemischen Wissenschaft in derlei prinzipiellen
Fragen entgegengesetzter Meinung sind, dürfte den
Künstlern nicht der Vorwurf der Unwissenheit ge-
macht werden. Die Lösung der Frage ist aber
unseres Erachtens nicht schwer: Nur nicht reiner
Zinnober, dem etwa von der Fabrikation her noch
Verunreinigungen anhaften, wird mit Bleiweiss nicht
vermischt werden dürfen und unsere Sorge muss
darauf gerichtet sein, eben nur reinen Zinnober zu
verwenden. So sind die Ausführungen von E. Fried-
lein in der vorigen Nummer der „Kunsttechnischen
Blätter" zu verstehen und unsere eigenen Versuche
stimmen damit überein. Man darf aber nicht ausser
acht lassen, dass der rote Zinnober nur eine Modi-
fikation des amorphen, schwarzen Zinnobers ist, also
unter Umständen in die schwarze Modifikation sich
umwandeln kann (wie es z. B. an manchen Wänden
in Pompeji zu beobachten ist). — Mischen Sie also
ruhig Zinnober mit Bleiweiss, weisen Sie aber rück-
sichtslos die Farbe zurück, wenn Sie Verdacht hegen,
dass er nicht gereinigt ist.
Herrn F. G., Weimar. Kopaiva-Oel (Ko-
paiva-Aether), das in Linkes Buch zum längeren
Nasshalten der Oelfarben empfohlen ist, bekommen
Sie in der Chemikalien- und Drogen-Handlung von
Karl Buchner & Sohn, hier, Augustenstr. 19, event,
auch in der Kgl. Hofapotheke, Marstallplatz. Der
Preis ist uns per Kilo mit 5 Mk. angegeben worden.
Herrn G., München. W. Ostwalds „Malerbriefe"
sind in der Beilage zur „Allgemeinen Zeitung" unter
dem Titel „Physikalisch-chemisches über Malerei"
erschienen, ln der jetzt vorliegenden Ausgabe hat
der Autor eine Erweiterung vorgenommen. Den ur-
sprünglichen 12 Abschnitten stehen jetzt deren 17
gegenüber. — Ihre weiteren Fragen werden nach
und nach in diesen Blättern ausführlicher zur Be-
handlung gelangen. Wir haben über „Tempera und
Temperamethoden" eine Reihe von Artikeln in Vor-
bereitung, bitten aber vorerst sich zu gedulden. Ob
Grau- bezw. Graugrün-Untermalung der Braununter-
tuschung vorzuziehen ist, hängt ganz und gar von
der koloristischen Absicht ab. Mit grüner Erde,
Weiss und wo nötig Schwarz hat wohl Böcklin auch
ab und zu untermalt, wie Schick in seinen Tagebuch-
aufzeichnungen (S. 44—46, 279) berichtet, mitunter
aber sind die Untermalungsfarben zweckentsprechend
geändert (s. S. 195, 322).
Verlag, der Werkstatt der Kunst, Ernst Clöss, München. ,
 
Annotationen